Forscher aus Braunschweig machen wichtige Entdeckung

40 Jahre alte Bakterien wurden mit modernen Technologien neu untersucht. Die Ergebnisse können sehr nützlich für die Menschenheit sein.

Cinerubin-Produzent Streptomyces kroppenstedtii DSM 40484T auf R5-Agarplatte nach 10 Tagen bei 28°C.
Cinerubin-Produzent Streptomyces kroppenstedtii DSM 40484T auf R5-Agarplatte nach 10 Tagen bei 28°C. | Foto: DSMZ / Mast

Braunschweig. Forscher am Leibniz Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH um Professorin Dr. Yvonne Mast und Dr. Imen Nouioui haben fünf neue Antibiotika-produzierende Bakterien beschrieben. Darüber informiert die DSMZ in einer Pressemeldung.



Die Fähigkeit, Antibiotika zu produzieren wurde jetzt entdeckt, als die Forscher auf dem Science Campus Braunschweig-Süd die Bakterien, die sich bereits seit mehr als 40 Jahren in der Sammlung befinden, mit modernen Technologien untersuchten. Die Ergebnisse ihrer Studie publizierten die Wissenschaftler jetzt in der renommierten Fachzeitschrift Frontiers in Bioengineering and Biotechnology.

Kontinuierliches Sammeln von Bioressourcen


Mikrobielle Stammsammlungen wie die der DSMZ dienen nicht nur der Erhaltung der Artenvielfalt, sondern stellen eine unschätzbare Quelle für medizinisch und biotechnologisch wichtige Produkte dar. Jeder Mikroorganismus wird vor seiner Aufnahme in die Sammlung genau untersucht und Forscher dokumentieren seine Eigenschaften.

Durch moderne Untersuchungsmethoden können heutzutage auch Eigenschaften von hinterlegten Mikroben entdeckt werden, die zuvor unerkannt blieben. So im Fall der fünf untersuchten Bakterien, die zur Gattung der Streptomyceten gehören. Das sind bekannte Wirkstoffproduzenten, die einen Großteil der eingesetzten Antibiotika herstellen. „Unsere Untersuchung verdeutlicht, wie wichtig das kontinuierliche Sammeln von Bioressourcen für die Wissenschaft ist, da durch die Verwendung neuer Technologien `alte Bioressourcen´ weiter an Wert gewinnen können", erläutert Professorin Yvonne Mast.

Mikrobiologinnen Dr. Imen Nouioui (links) und Prof. Dr. Yvonne Mast.
Mikrobiologinnen Dr. Imen Nouioui (links) und Prof. Dr. Yvonne Mast. Foto: DSMZ


In ihrer Studie konnten die Braunschweiger Forscher fünf Streptomyceten-Stämme als neue Spezies identifizieren. Zusätzlich wurde durch Genome Mining die Möglichkeit untersucht, ob diese Bakterien Antibiotika herstellen können. In Experimenten konnten die Forscher das für einige der Bakterien belegen. „Darüber hinaus besitzen diese Bakterien noch zahlreiche weitere Biosynthesegencluster, die wenig Ähnlichkeit zu bereits bekannten Genclustern besitzen. Das deutet darauf hin, dass sie potentiell neuartige Naturstoffe produzieren könnten“, ergänzt Yvonne Mast.

Bakterien nach Braunschweiger Forschern benannt


In der Mikrobiologie können Mikroorganismen nach bekannten Persönlichkeiten aus der Wissenschaft benannt werden, um sie zu ehren. Die Forscher der DSMZ haben diese Möglichkeit genutzt und die fünf neuen Streptomyceten-Stämme nach bedeutenden deutschen Mikrobiologen benannt. Zwei der namensgebenden Forscher waren lange Zeit am Leibniz-Institut DSMZ tätig. Professor Dr. Erko Stackebrandt (Namensgeber für Streptomyces stackebrandtii (DSM 40976T)) hat nicht nur bedeutende Forschung im Bereich der mikrobiellen Taxonomie geleistet, er leitete die Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen von 1993 bis 2010 als Wissenschaftlicher Direktor und war bis 2017 weiter am Institut tätig.

Eine zweite Bakterie (Streptomyces kroppenstedtii (DSM 40484T) wurde nach Prof. Dr. Reiner Maria Kroppenstedt benannt. Der Mikrobiologie hat von 1979 bis 2007 als Wissenschaftler an der DSMZ gearbeitet und den Sammlungsbereich der Actinobakterien maßgeblich geprägt.


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