Goslar. Am heutigen Mittwoch startet in Goslar der 63. Deutsche Verkehrsgerichtstag. Einer der Arbeitskreise, die am Freitag tagen, firmiert unter dem etwas provokanten Titel "Fußgänger im Straßenverkehr – Opfer oder Täter?". Letztlich geht es darin um die Rolle von Fußgängern im Straßenverkehr und wie Unfälle mit diesen vermieden werden können.
"Wie können Fußgänger im Straßenverkehr besser geschützt und Unfälle mit ihnen vermieden werden?", lautet die zentrale Frage. Allerdings unter der Prämisse, dass diese auch oft selbst Unfälle verursachen, heißt es in der Vorschau des Verkehrsgerichtstages.
Zahl der Unfälle gestiegen
Die Zahl der Verkehrsunfälle mit verletzten Fußgängern ist seit 2021 wieder gestiegen. Im Jahr 2023 wurden 28.470 Fußgänger bei Unfällen verletzt, etwa 2.000 mehr als im Vorjahr. 437 dieser Personen erlitten tödliche Verletzungen. Davon waren zirka 42 Prozent auch auf ein Fehlverhalten der Fußgängerinnen und Fußgänger zurückzuführen.
Welche Maßnahmen helfen diese Unfälle zu vermeiden? Brauchen wir mehr Vorschriften und Verbote? Können infrastrukturelle oder fahrzeugtechnische Maßnahmen Unfallrisiken mindern? Wie lässt sich Verhalten ändern? Oder sind mehr Kontrollen und höhere Strafen für Fehlverhalten zielführend? Sind die erarbeiteten Maßnahmen für mehr Verkehrssicherheit realisierbar? Diesen Fragen wollen die Leiterin der Unfallforschung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft sowie ein Vertreter der Polizei und ein Experte des Deutschen Städtetages nachgehen.
Tempo 30 in der ganzen Stadt?
Dabei sind sich eigentlich alle einig, dass mehr für den Fußgängerverkehr getan werden muss. Sowohl Polizei als auch Versicherer fordern einheitlich Tempo 30 innerorts, um Fußgänger zu schützen. Zudem werden längere und vom Autoverkehr getrennte Grünphasen an Ampeln ins Spiel gebracht. Ein Problem seien auch parkende Autos am Fahrbahnrand, die Sehen und Gesehenwerden erschwerten. Letztlich müssten Vergehen mehr kontrolliert und härter sanktioniert werden. Dabei ausdrücklich auch die durch Fußgänger selbst.
Dabei gehe die Gefahr für Fußgänger nicht nur von Autos aus. Immer mehr Gehwege würden von Radfahrern legal oder illegal benutzt. Der Gehweg müsse Schutzraum für Fußgänger sein, so der Vertreter der Polizei. Fahrzeuge gehörten auf die Fahrbahn. Bessere Kontrollen und die Regeldurchsetzung seien hier erforderlich. Die Betriebs- oder Gefährdungshaftung müsse auf alle Fahrzeuge - auch Fahrräder und E- Scooter erweitert werden.
Verkehrsregeln auf dem Prüfstand
Eine Fußverkehrsstrategie im Rahmen der Stadtentwicklung wird dann im Beitrag des Experten des Deutschen Städtetages thematisiert. Man solle Anreize setzen, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren, Wohnen und Arbeiten zu verbinden, eine „Stadt der kurzen Wege“ zu gestalten. Dabei müssten auch die aktuellen Verkehrsregelung auf den Prüfstand, die neuen Ziele Umwelt- und Klimaschutz, Gesundheit und städtebauliche Entwicklung integriert werden.