Frankfurt/Main. Die von der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) gegründete Leiharbeitsfirma für Lokführer "Fair Train" hat ein Jahr nach der Gründung der Genossenschaft bislang nur sehr wenige Lokführer unter Vertrag.
"Wir haben bislang schon eine einstellige Zahl von Arbeitsverträgen mit Lokführern abgeschlossen, die künftig von Fair Train an Eisenbahnunternehmen ausgeliehen werden", sagte Fair-Train-Vorstand Peter Bosse der "Welt am Sonntag". "Zwei Lokführer werden von Unternehmen der Deutschen Bahn zu uns wechseln. Da unsere künftigen Mitarbeiter Kündigungsfristen bei ihren bisherigen Arbeitgebern einhalten müssen, rechnen wir mit dem Betriebsbeginn von Fair Train im April 2024."
Damit verschiebt sich der ursprünglich für Ende 2023 geplante Start um mehrere Monate. An den selbst gesteckten Zielen will die Genossenschaft trotzdem festhalten. Bei der Gründung prognostizierte Fair Train für 2024 einen Umsatz von fast 4,5 Millionen Euro und einen Gewinn nach Steuern von 273.885 Euro. 2025 sollen es schon fast neun Millionen Euro Umsatz und fast 900.000 Euro Gewinn sein.
"Noch ist die Zurückhaltung bei potenziellen Kunden groß, aber wir haben bereits schriftliche Rahmenvereinbarungen über die Überlassung von Lokomotivführern mit mehreren privaten Unternehmen aus dem Personenverkehr geschlossen", so Bosse. Namen wollte er nicht nennen, Unternehmen der Deutschen Bahn (DB) seien nicht dabei. Weitere Lokführer will die Genossenschaft mit "bei tarifierten Eisenbahnunternehmen üblichen Konditionen plus einige Goodies wie eine höhere betriebliche Altersvorsorge und eine private Krankenzusatzversicherung" zu sich locken.
Auch wenn die Zahl der Mitarbeiter gering sein sollte, werde man mit dem Leihgeschäft beginnen. "Wir können und werden ab dem ersten Lokführer, der bei uns anfängt, den Betrieb aufnehmen", sagte Bosse, "wir brauchen zum Betriebsstart keine kritische Masse an Mitarbeitern." Erfolgreicher sei das Werben um weitere Mitglieder für die Fair-Train-Genossenschaft verlaufen. "Wir haben unser Ziel deutlich übertroffen, Ende 2023 mehr als 100 Mitglieder bei Fair Train zu haben", sagte Bosse. "Inzwischen haben wir insgesamt mehr als 700 Geschäftsanteile der Fair-Train-Genossenschaft an Mitglieder ausgegeben." Allerdings wurde der Preis der Geschäftsanteile halbiert. Ursprünglich sollten sie 1.000 Euro kosten, im vergangenen Frühjahr wurde der Preis auf 500 Euro gesenkt.
Die Deutsche Bahn geht derzeit juristisch gegen die GDL wegen der Gründung von Fair Train vor. Die Gewerkschaft sei wegen der Leiharbeitsfirma nicht mehr "tariffähig", argumentiert der DB-Konzern. Das Landesarbeitsgericht Hessen hat in der Hauptsache noch nicht über diese Frage entschieden.
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