Geburtenrate steigt – sind die Kliniken der Region vorbereitet?

von Robert Braumann


Immer mehr Babys. Foto: Werner Heise
Immer mehr Babys. Foto: Werner Heise | Foto: Werner Heise

Region. Es werden wieder mehr Kinder geboren in Deutschland. Im Jahr 2014 stieg die Zahl erstmals seit zehn Jahren wieder auf 700.000 und der Trend setzt sich fort. In Braunschweig gibt es sogar einen neuen Rekord zu vermelden. Doch wie gut sind die Häuser vorbereitet?


Das Klinikum Braunschweig hat nur eine Frauenklinik in der Celler Straße. Die Frauenklinik ist seit 2009 in einem Neubau untergebracht. Als der Neubau geplant wurde, ging das Klinikum von jährlichen Geburtenzahlen in Höhe von rund 1.200 aus. Mit 2161 Neugeborenen im zurückliegenden Jahr begrüßte das Städtische Klinikum Braunschweig so viele Babys wie nie zuvor. "Es gibt tatsächlich wieder mehr Kinder in Deutschland. Wir danken den Braunschweiger Eltern sehr für das große Vertrauen, das sie uns entgegenbringen", freut sich der Chefarzt der Frauenklinik am Standort Celler Straße, Privatdozent Dr. Heiko B. G. Franz. 

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Dr. Franz, Foto: Robert Braumann



Laut Auswertung der Jahresstatistik 2015 gab es im Klinikum Braunschweig damit eine Zunahme von 1942 Entbindungen in 2014 auf 2073 Entbindungen in 2015.  Michael Siano, Pressestelle Klinikum Braunschweig erläutert, dass mit einer so hohen Zunahme an Geburten zum Planungszeitpunkt nicht zu rechnen gewesen sei. "Während der Planung des Neubaus, die nach Vorgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses erfolgte, lagen die Zahlen deutlich niedriger: im Jahr 2005 gab es 1.106 Geburten. 2006 gab es einen deutlichen Anstieg, der auf den Umzug der Kinder-Intensivstation an den Standort Celler Straße zurückgeführt wurde. Allerdings hält der Trend seitdem ungebrochen an." Deshalb ist nun ein weiterer Kreißsaal in Planung, der bis zum ersten Halbjahr 2016 in Betrieb gehen soll. "Allerdings ist damit zu rechnen, dass der Geburtentrend aufgrund der demografischen Entwicklung nach einer kurzen Zunahme (wegen der geburtenstarken Elternjahrgänge) in den nächsten Jahren dann wieder abnehmen wird", so Siano.

Extreme Schwankungen


Für werdende Eltern kann dies einige Einschränkungen mit sich bringen: "Die Zahl der 3-5 vorhandenen Familienzimmer kann in einer solchen Situation leider nicht erweitert werden. Die Platz-Situation erlaubt es nicht, Betten für Väter zu Lasten von aufzunehmenden Schwangeren zu sperren. Die Klinik insgesamt hat eine jährliche Auslastung von 74 Prozent, was dem Durchschnitt für Kliniken mit hohem Anteil nicht planbarer Aufnahmen (z. B. Geburten) entspricht, jedoch unter der Soll-Belegung von 85 Prozent liegt, welche die Krankenhausplanung des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung vorsieht. Siano erklärt, dass die Belegung extrem schwankt. "Die Zahl der Geburten pro Tag pendelt im Extremfall zwischen 2 und 15. Daher können Familienzimmer oft nicht immer angeboten werden. "Rooming in", das heißt der Verbleib der Neugeborenen bei den Müttern und eine von den Hebammen assistierte Versorgung der Neugeborenen durch die Mütter, ist grundsätzlich immer möglich, wenn die gesundheitlichen Voraussetzungen vorliegen. Die Mitaufnahme der Väter in einem Familienzimmer ist von dem "Rooming in"-Konzept unabhängig zu sehen", so der Sprecher. Er merkt an, dass ein Krankenhaus kein Betrieb ist, der mal eben neu baut oder Gebäude rückbaut, je nach Entwicklung. Hier müsse die langfristige Planung immer wieder überarbeitet und am tatsächlichen Bedarf ausgerichtet werden. Änderungen würden vom Land Niedersachsen genehmigt werden - unter der Maßgabe, die Kosten gering zu halten. Die Politik würde eine eine hohe Kapazitätsauslastung und Bettenreduzierung anstreben. So hätte auch das Klinikum Braunschweig in den vergangenen Jahren seine Gesamtbettenzahl reduzieren müssen, von 1.599 auf aktuell 1.428. "Aber: Auch wenn es einmal eng ist, die Sicherheit unserer Patienten/-innen ist immer oberstes Prinzip", so Siano.

Goslar, Wolfenbüttel und Wolfsburg


Auch in der Asklepios Klinik in Goslar merkt man den Anstieg. "In den ersten zehn Monaten im Jahr 2015  wurden rund 92 Kinder pro Monat dort geboren. Damit liegen wir deutlich über unserer Planung. Zwei Familienzimmer stehen in der Klinik zur Verfügung", so Sprecher Rune Hoffmann. Er erklärt, dass man bisher immer den Wunsch der Eltern nach solch einem Zimmer erfüllen konnte. Dazu habe man zehn rooming in Zimmer. Wartezeiten auf ein Zimmer gäbe es keine. Eine Kinder-Intensivbehandlung ist in der Klinik allerdings nicht möglich.  Das Klinikum sei für die steigende Zahl an Geburten absolut ausgelegt, so der Sprecher.

Im Klinikum Wolfenbüttel kommen im Jahr rund 650 Kinder zur Welt. Von 2014 auf 2015 habe man einen Zuwachs von rund 13 Prozent.  Man habe keine ausgewiesenen Familienzimmer, könne aber bei Bedarf Wöchnerinnenzimmer umwidmen.  Zwei ausgewiesene Familienzimmer mit entsprechender Ausstattung sind geplant, berichtet Geschäftsführer Axel Burghardt.

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Das städtische Klinikum Wolfenbüttel. Foto: Marc Angerstein



In den Wöchnerinnenzimmer sei rooming in, unabhängig ob es ein Familienzimmer ist oder nicht, immer möglich. Bei zirka 10-20 Prozent könne der Wunsch nach einem Familienzimmer belegungsbedingt nicht (sofort) erfüllt werden. Auch das Klinikum Wolfenbüttel bietet keine Intensivbetreuung. Aktuell seien die drei Kreissäle ausreichend, so Burghardt.

In Wolfsburg ist ebenfalls ein rasanter Anstieg zu beobachten. Der Chefarzt der Frauenklinik, Prof. Dr. med. Karl Ulrich Petry, erklärt im Gespräch mit regionalHeute.de, dass es im Jahr 2012 noch 1200 Geburten gegeben hätte. Jetzt würde man bei rund 1600 Kindern liegen. Ein Grund für die Zunahme sieht er darin, dass Eltern sehr genau schauen würden, wo ihr Kind die beste Versorgung erhalten würde. Deshalb seien besonders Kliniken mit Intensivbetreuung nachgefragt.

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Prof. Dr. Petry, Foto: Klinikum Wolfsburg



Die Kapazitäten in Wolfsburg würden momentan noch ausreichen. Bei über 2000 Kindern würde es langsam kritisch werden. Mit den fünf Kreissälen, könne man auch den Ansturm bewältigen. Die Möglichkeit, dass Eltern in der Klinik verbleiben, wenn das Kind noch dort wäre würde bestehen. Ganz glücklich sei man mit den aktuellen Räumlichkeiten aber nicht. Wenn Luft da wäre, könne man auch Familienzimmer bereit stellen. Man freue sich auf den Neubau, der dann noch bessere Möglichkeiten mit sich bringen würde. In der zweiten Jahreshälfte 2017 soll die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und Psychosomatik in Betrieb gehen. Die Belegung in Wolfsburg sei jetzt schon sehr hoch. Man habe zudem einen sehr geringen Anteil an Kaiserschnitten, mit nur 26 Prozent.

Und in Gifhorn und Helmstedt?


Matthias Schultz, Unternehmenskommunikation und Marketing, HELIOS Klinikum, gibt einen Überblick für Gifhorn und Helmstedt. "Nach den aktuellen Zahlen in diesem Jahr, die den Anstieg der vergangenen Jahre ein weiteres Mal bestätigen, liegt das HELIOS Klinikum Gifhorn 2015 bei etwa 1200 Neugeborenen im Jahr.

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Foto: Helios Kliniken



Das 1000 Baby ist bereits am 5. November geboren worden – so früh, wie seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr in Gifhorn. Nach der Fertigstellung unseres Neubaus im Jahr 2012 können wir nun insgesamt zwölf wohnliche Familienzimmer in unserem Klinikum anbieten. Aufgrund der großen Anzahl an Familienzimmern, die wir anbieten, ist es höchst unwahrscheinlich, dass alle gleichzeitig besetzt sind. Durch die hohe Anzahl sei eine Wartezeit so gut wie ausgeschlossen.  Die Zimmer seien absolut ausreichend, um alle Mütter unterzubringen." Man freue sich über den Anstieg der Geburtenrate, das würde auch zeigen, dass der Neubau im Jahr 2012 richtig und wichtig gewsen sei.

In der HELIOS St. Marienberg Klinik Helmstedt kommen jährlich mehr als 300 Babys zur Welt.  Sieben Familienzimmer bieten Eltern und Nachwuchs die Möglichkeit, die ersten Tage nach der Geburt in der Klinik gemeinsam zu verbringen. Über die Verfügbarkeit der Familienzimmer können sich werdende Eltern unter (05351) 14-18 60 informieren und dieses für eine geplante Entbindung reservieren. Alle Informationen zur Geburtshilfe und den Terminen der Kreißsaalführungen finden Interessierte unter www.helios- kliniken.de/helmstedt, so der Sprecher.


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