Nürnberg. Die Verbraucherstimmung ist auch im Juni von einer zunehmenden Verunsicherung geprägt. Die GfK gibt den sogenannten "Konsumklimaindex" mit -25,4 Punkten an und damit einen Punkt niedriger als im Vormonat (revidiert -24,4 Punkte).
Der Rückgang werde durch den erneuten Anstieg der Sparneigung verursacht, hieß es. "Nach acht Anstiegen in Folge muss das Konsumklima einen ersten Rückschlag hinnehmen", sagte Rolf Bürkl von der GfK. "Nach wie vor hohe Inflationsraten von derzeit etwa sechs Prozent knabbern spürbar an der Kaufkraft der Haushalte und verhindern, dass der private Konsum seinen positiven Beitrag leisten kann." Folglich gingen in diesem Monat auch die Einkommensaussichten der Konsumenten nach zuvor acht Anstiegen in Folge zurück. Die privaten Haushalte gehen laut GfK davon aus, dass sie in diesem Jahr angesichts anhaltend hoher Inflationsraten reale Einkommenseinbußen hinnehmen müssen, die voraussichtlich durch tarifliche Lohn- und Gehaltssteigerungen nicht vollständig kompensiert werden können.
Somit werde der private Konsum in diesem Jahr keinen positiven Beitrag zur konjunkturellen Entwicklung in Deutschland leisten können und in der realen Betrachtung niedriger sein als im Vorjahr 2022. Ein Lichtblick könne der sich bereits in den letzten Monaten andeutende Trend sein, dass die Inflationsraten weiter zurückgehen, so die GfK. Zwar würden die Kaufkraftverluste dennoch bestehen bleiben, aber weniger gravierend sein als ursprünglich befürchtet. Im Gegensatz zu den Einkommensaussichten bleibt die Anschaffungsneigung im Großen und Ganzen stabil, wenn auch auf sehr niedrigem Niveau: Der Indikator gewinnt zwar 1,5 Punkte hinzu, mit aktuell -14,6 Zählern liegt er allerdings immer noch deutlich unter den Werten während der beiden pandemiebedingten Lockdown-Phasen im Frühjahr 2020 sowie Ende 2020/Anfang 2021. Die Verunsicherung der Verbraucher und daraus resultierende Kaufzurückhaltung werde aktuell von zwei Seiten getrieben, so die GfK: durch anhaltend hohe Inflationsraten sowie die Diskussionen um das Heizungsgesetz.
Wenn die Haushalte zum Beispiel für Lebensmittel deutlich mehr ausgeben müssen, stünden entsprechend weniger finanzielle Mittel für andere Anschaffungen zur Verfügung. Hinzu komme, dass vor allem Immobilienbesitzer im Rahmen des neuen Heizungsgesetzes befürchten, dass durch notwendige energetische Sanierungsmaßnahmen erhebliche zusätzliche finanzielle Belastungen auf sie zukommen. "Dies dürfte ebenfalls Anschaffungen an anderer Stelle bremsen", so die Konsumforscher. Der Konjunkturoptimismus der Verbraucher schwächt sich ebenfalls weiter ab: Nach den leichten Verlusten im Vormonat sind die Rückgänge in diesem Monat deutlich höher; Der Indikator verliert 8,6 Punkte und weist nun 3,7 Punkte auf, im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres beträgt das Plus allerdings noch knapp 15 Punkte.
Der gesunkene Konjunkturoptimismus spiegele die Verunsicherung der Verbraucher im Hinblick auf weitere wirtschaftliche Entwicklung wider, so die GfK. Auf der einen Seite ist die anhaltend stabile Beschäftigungslage eine wichtige Stütze, auf der anderen Seite sorgt die restriktive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) für Konjunktursorgen. Zwar sei eine Normalisierung des Zinsniveaus auch vor dem Hintergrund der hohen Inflation wünschenswert und notwendig, allerdings bestehe auch die Gefahr, dass mit einer zu starken Leitzinserhöhung in einem sehr kurzen Zeitraum die Investitionsneigung der Wirtschaft zu stark geschwächt werde und Deutschland in eine Rezession abrutschen könne. "Somit bleibt es für die EZB eine Gratwanderung, um auf der einen Seite die Inflation auf das gewünschte Niveau von etwa 2 Prozent zurückzuführen und gleichzeitig eine zu starke Schwächung der Wirtschaft zu verhindern", so die GfK.
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