Region. Akute Durchfälle mit Erbrechen oder chronisch wiederkehrende Durchfälle mit Gewichtsverlust, schleimiger Kot und Blähungen bei Haustieren sollten keineswegs auf die leichte Schulter genommen werden. Sie können erste Warnsignale dafür sein, dass sich der geliebte Vierbeiner mit einem Parasiten angesteckt hat.
Von Giardien, wie die Parasiten heißen, sind häufig junge Hunde und Katzen betroffen. Die Krankheit ist schwer in den Griff zu bekommen und leicht übertragbar- auch auf den Menschen. In rund 70 Prozent der Fälle sind Jungtiere betroffen. Auslöser können neben der Übertragung von Tier zu Tier, auch Stress oder eine Futterumstellung sein.
"Die Parasiten sind teilweise schwer zu erkennen, die Routinediagnostik sollte aber mittlerweile in jede Tierarztpraxis gehören", sagt die Hornburger Tierärztin Dr. Mareike Stelzmann. Um eine Erkrankung mit dem Parasiten nachweisen zu können, werden in ihrer Praxis Schnelltests durchgeführt. Für eine genauere Untersuchung werden die Proben aber auch noch in einem externen Labor untersucht. Dazu muss der Tierhalter eine Kotprobe seines Vierbeiners abgeben.
Hygiene ist oberstes Gebot
Der Parasit ist extrem hartnäckig uns muss mit Medikamenten, in den meisten Fällen Antibiotika, behandelt werden. Zudem ist Hygiene das oberste Gebot. Katzenklo, Näpfe, Decken, Kissen und Spielzeug sollten regelmäßig - möglichst mehrmals täglich - und intensiv mit kochendem Wasser gereinigt werden. Kot sollte mehrmals täglich aus dem Katzenklo entnommen und in einem verschlossen Beutel entsorgt werden. Und so komisch es auch klingen mag, dem Vierbeiner sollte nach dem Toilettengang der Po abgewischt werden, damit die Parasiten beim Putzen nicht wieder aufgenommen werden. "Die Umgebungshygiene ist sehr wichtig, da die Cysten lange in der Umwelt persistieren können und es immer wieder zu Re-Infektionen kommen kann. Zusätzlich ist es wichtig, die geschädigte Darmschleimhaut durch spezielles Diätfutter und 'gute Darmbakterien' zu regenerieren", so Mareike Stelzmann.
Wer das Gefühl hat, dass das Problem mit den Giardien erst jetzt besonders häufig und aggressiv auftritt, dem sei gesagt, dass der Parasit keineswegs neu ist. "Er wurde früher eben nicht so oft abgeklärt und konnte sich dadurch gut ausbreiten", so die Tierärztin.
Giardien sind auf den Menschen übertragbar
Giardien sind nicht nur gefährlich für das Tier. Auch auf den Menschen können die Parasiten übertragen werden. Prof. Dr. Kinan Rifai, Chefarzt für Innere Medizin im Städtischen Klinikum Wolfenbüttel, erklärt, wie sich der Parasit auf den menschlichen Organismus auswirkt und wie er bekämpft wird.
"Im Menschen können Lamblien sich im Dünndarm vermehren, aber auch als Zysten außerhalb des Körpers persistieren. Im Dünndarm kann eine entzündliche Reaktion auftreten und auch eine Störung der Verdauung durch Einfluss auf die Verdauungsenzyme", so Rifai.
Meldepflichtig
Die Infektion erfolge typischerweise über kontaminiertes Wasser oder Lebensmittel, aber auch von Mensch zu Mensch. In Deutschland sei eine solche Infektion beim Menschen eher ungewöhnlich - etwa 3.500 gemeldete Fälle jährlich laut Robert-Koch- Institut. Es sei aber eine hohe Dunkelziffer anzunehmen. Weltweit betrifft es aber wohl bis zu 10 Prozent der Bevölkerung. Rund 50 Prozent der Infektionen in Deutschland seien im Ausland erworben worden. "Bei Infektion mit Giardien in Deutschland besteht Meldepflicht gegenüber dem Gesundheitsamt", so der Chefarzt.
Symptome und Behandlung
Nach einer Inkubationszeit von etwa einer Woche beginnen typischerweise die Symptome mit Druckgefühl im rechten Oberbauch und leichter Übelkeit. Durch die Verdauungsstörungen kann es zu Durchfall und Blähungen kommen. "Der Stuhl kann voluminös und fettreich sein. Bei längerem Befall kann es zu Gewichtsverlust und bei Kindern zu Gedeihstörungen kommen. Behandelt wird mit parasitenwirksamen Antibiotika wie Metronidazol, die meist gut verträglich sind", erklärt Prof. Dr. Kinan Rifai.
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