Seershausen. Ein alter Bauernhof steht im Vollbrand, überall quillt dichter Rauch aus dem Gebäude, Personen stehen schreiend am Fenster, insgesamt werden sieben Personen – darunter ein Kleinkind – noch in dem Gebäude vermisst. Dieses Bild stellte sich den Feuerwehrkräften aus Seershausen, Ohof, Meinersen, Leiferde sowie dem Team des Einsatzleitwagen aus Ahnsen am Mittwochabend dar, als sie am Einsatzort im Gausekamp in Seershausen eintrafen.
Bei diesem Horrorszenario handelte es sich um eine groß angelegte Übung der Feuerwehren der Samtgemeinde Meinersen. Darüber berichtet die Feuerwehr in einer Pressemitteilung. Um 17:47 Uhr heulten in den Orten die Sirenen. Einsatzleiter Jörg Wohlenberg traf mit der Seershäuser Wehr als erstes Amt Ort des Geschehens ein. „Durch die Holzheizungen der umliegenden Häuser lag sogar ein leichter Brandgeruch in der Luft, dass machte das Szenario noch realistischer.“
Spezielle Übungstür eingebaut
Der Eigentümer stand vor seinem Gebäude und berichtete dem Einsatzleiter vollkommen aufgelöst, dass sich mehrere Handwerker in dem Gebäude aufhalten. Für die Einsatzkräfte galt es schnell zu handeln. Um Zutritt zu dem Gebäude zu erhalten musste zunächst die Eingangstür aufgebrochen werden. Um die eigentliche Tür nicht zu beschädigten, hatten die Organisatoren eigens eine spezielle Übungstür für Einsatzkräfte von der Kreisfeuerwehr nach Seershausen geholt.
"Nicht ohne mein Kind!"
Parallel dazu ging ein Trupp über eine Steckleiter vor, um eine Frau am Fenster aus dem ersten Stock zu retten. „Die Übungsdarstellerin hat sich super realistisch verhalten“, so einer der Einsatzkräfte. „Sie war erst bereit auf die Leiter zu steigen, als wir auch ihr vermisstet Kleinkind – eine spezielle Übungspuppe – in dem verqualmten Zimmer gefunden hatten.“

Einsatzkräfte unter Atemschutz gingen in das Gebäude. Foto: Freiwillige Feuerwehr Seershausen / Mark Ragwitz
Während mehrere Trupps unter schwerem Atemschutz in das Gebäude vorgingen und nach und nach die vermissten Personen – allesamt durch spezielle Übungspuppen dargestellt – fanden und ins Freie brachten, galt es für andere Feuerwehrmitglieder die Wasserversorgung herzustellen und auch der Schutz angrenzender Gebäude durch eine sogenannte Riegelstellung musste gewährleistet werden. Um diese verschiedenen Bereiche koordiniert abzuarbeiten, wurden mehrere Einsatzabschnitte gebildet und verschiedenen Abschnittsleitern unterstellt.

Um die verschiedenen Bereiche koordiniert abzuarbeiten, wurden mehrere Einsatzabschnitte gebildet und verschiedenen Abschnittsleitern unterstellt. Foto: Freiwillige Feuerwehr Seershausen / Mark Ragwitz
Außerdem wurde auch die Feuerwehrt Ahnsen nachalarmiert, um weitere Atemschutzgeräteträger zu haben. Um den Stresslevel hochzuhalten, wurde auch noch ein Atemschutznotfall eingebaut: Ein Trupp meldete plötzlich über Funk „Mayday“, weitere Einsatzkräfte mussten ins Gebäude vordringen und die verunfallten Kameraden retten.
Nachbesprechung mit Imbiss
Insgesamt waren 75 Kräfte der Feuerwehr im Einsatz. Für die Einsatzausarbeitung zeichneten der Seershäuser Ortsbrandmeister Mark Ragwitz und sein Stellvertreter Dennis Homann verantwortlich. Gemeinsam mit Benjamin Koch (Ohof), David Laske (Meinersen) und dem stellvertretenden Samtgemeindebrandmeister Niko von Köckritz beobachteten sie das Geschehen. „Wir freuen uns, dass der Eigentümer Andreas Schuster uns die Möglichkeit gegeben hat, in dem grade zur Renovierung anstehenden Gebäude so realistisch üben zu können.“ Im Anschluss an die Übung gab es noch eine gemeinsam Nachbesprechung mit einem Imbiss im Seershäuser Feuerwehrwehrhaus.

