Gifhorn. Ob die Zulassung des Unkrautvernichters Glyphosat verlängert wird, befindet sich noch immer in der Schwebe. In der zuständigen Fachkommission in Brüssel kam es erneut zu keiner Entscheidung, die nun durch eine Vermittlungskommission herbeigeführt werden soll. regionalHeute.de bat nun Vertreter der Gifhorner Politik um eine Stellungnahme.
Die Zulassung des vielkritisierten Unkrautvernichters, der weltweit äußerst effektiv auf alle grünen Pflanzen wirkt und im Verdacht steht, krebserregend zu sein, läuft bis zum 15. Dezember dieses Jahres. Die Frage, ob die Zulassung nun einfach ausläuft oder um fünf Jahre verlängert wird, beschäftigt die EU-Kommission nun schon seit geraumer Zeit. Doch Einigkeit konnte bislang nicht erzielt werden, weil keine klaren Mehrheiten erzielt wurden. Grund genug, der Gifhorner Politik und ihrer Position auf den Zahn zu fühlen.
Selbstverständlich fragten wir alle regionalen Landtags- und Bundestagsabgeordneten an, doch liegen bislang noch nicht alle Statements vor. Diese werden jedoch nachgereicht. Wir fragten: "Wie stehen Sie dazu, dass die Entscheidung erneut vertagt wurde? Welche Entscheidung würden Sie bevorzugen?"
Philipp Raulfs, SPD-Landtagsabgeordneter
"Der erneuten Vertagung stehe ich kritisch gegenüber, da es wichtig ist, für die beteiligten Akteure in der Landwirtschaft und den betroffenen Industriezweigen Planungssicherheit zu schaffen. Gleichzeitig wünscht sich auch die Bevölkerung Gewissheit. Immer mehr Menschen sorgen sich um die gesundheitliche Unbedenklichkeit unserer Lebensmittel. Die Debatte über Glyphosat verunsichert viele Menschen. Die eingesetzte Menge des Herbizids ist in der Landwirtschaft in den letzten Jahren immer weiter angestiegen – trotz Bedenken aus Wissenschaft und Bevölkerung. Wir nehmen diese Sorgen ernst. Solange nicht eindeutig geklärt ist, ob das Unkrautvernichtungsmittel gesundheitsschädlich ist oder nicht, darf Glyphosat nicht langfristig wieder zugelassen werden. Für mich ist das ein klares Bekenntnis zum in Deutschland und auch der EU geltenden Vorsorgeprinzip, wonach nur zugelassen werden darf, was zweifelsfrei nicht gesundheitsschädlich ist.
Gleichzeitig bedeutet das einen massiven Umbruch für die Landwirtschaft. Diesen Umbruch müssen wir aber verantwortungsbewusst gestalten. Ein nationaler oder gar europaweiter Ausstiegsplan, der verstärkt auf die Forschung für alternative Bewirtschaftungsmethoden und ökologisch verträglichere Pflanzenschutzmittel setzt, begleitet von einer kurzfristigen Verlängerung der Zulassung bis maximal 2022 mit einem ganz klaren Ausstiegsdatum, ist daher für mich gut vorstellbar."
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