IG BAU kritisiert den Anstieg der Teilzeitbeschäftigung


43 Prozent der Arbeitnehmer Landkreis Gifhorn arbeiten in Teilzeit, Leiharbeit oder haben einen Minijob als alleiniges Einkommen.  Symbolfoto: Alexander Panknin
43 Prozent der Arbeitnehmer Landkreis Gifhorn arbeiten in Teilzeit, Leiharbeit oder haben einen Minijob als alleiniges Einkommen. Symbolfoto: Alexander Panknin

Gifhorn. Immer mehr unsichere Jobs: Rund 21.100 Menschen im Kreis Gifhorn arbeiten in Teilzeit, Leiharbeit oder haben einen Minijob als alleiniges Einkommen. Damit ist der Anteil der so genannten atypischen Beschäftigung an allen Arbeitsverhältnissen 2016 auf einen Rekordwert von 43 Prozent gestiegen. Das kritisiert die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU).


Die Gewerkschaft beruft sich hierbei auf eine aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung, die die Entwicklung am Arbeitsmarkt im Kreis Gifhorn seit dem Jahr 2003 untersucht hat. Damals lag die Quote atypischer Jobs noch bei 37 Prozent.

IG BAU-Bezirkschef Dieter Großmann spricht von einem „Alarmsignal an die Politik“: „Es kann nicht sein, dass wir einerseits einen wirtschaftlichen Aufschwung erleben, aber andererseits so viele Menschen in prekären Verhältnissen arbeiten“, sagt Großmann. Hier sei „grundsätzlich etwas in Schieflage geraten“. Der unbefristete Vollzeit-Job müsse dringend wieder zum Normalfall werden, fordert die IG BAU Nord-Ost-Niedersachsen.

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Dieter Großmann beanstandet die Zunahme atypischer Beschäftigungsformen. Foto:


80 Prozent mehr Teilzeit-Beschäftigte


Nach Angaben der Böckler-Stiftung hat im Landkreis Gifhorn besonders die Teilzeit-Beschäftigung drastisch zugenommen: Arbeiteten 2003 noch etwa 7.000 Erwerbstätige in Teilzeit, waren es 2016 bereits rund 12.500 – ein Anstieg von 80 Prozent. „Gerade für Frauen ist es nach einer Familienpause enorm schwer, wieder voll in den Beruf einzusteigen. Gegen die Teilzeit-Falle brauchen wir endlich ein verbrieftes Rückkehrrecht in Vollzeit“, ist Dieter Großmann überzeugt. Ein entsprechender Gesetzentwurf der großen Koalition war in diesem Frühjahr am Widerstand der Union gescheitert.

Auch bei Minijobs gibt es der Studie zufolge keine Entwarnung: Rund 8.200 Menschen im Kreis Gifhorn waren 2016 ausschließlich geringfügig beschäftigt (2003: 7.900). In der Gebäudereinigung machten Minijobs mittlerweile die Hälfte aller Arbeitsplätze aus, berichtet Gewerkschafter Großmann. Auch hier seien es insbesondere Frauen, die nach einem Jobverlust oder einer Trennung oft schnell in Hartz IV abrutschten.

Mit Blick auf die Bundestagswahl im September fordert die IG BAU Nord-Ost-Niedersachsen von den Parteien klare Konzepte „gegen die Unwucht am Arbeitsmarkt“. Dazu müsse die Abschaffung der Befristungen ohne sachlichen Grund genauso gehören wie die Einbeziehung von Minijobs in die Sozialversicherung. „Dabei sind auch die Arbeitgeber in der Pflicht. Statt aufs Billig-Prinzip sollten Chefs auf Kontinuität setzen“, betont Großmann. Wer heute vollwertige Stellen schaffe, brauche sich morgen nicht um fehlende Fachkräfte sorgen.


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