Neudorf-Platendorf. Eine Katastrophe konnte im Juli nur durch das beherzte Eingreifen hunderter Einsatzkräfte verhindert werden: Der jüngste Moorbrand im Großen Moor bei Gifhorn zeigt auf, warum trockengelegte Moorkörper wortwörtlich brandgefährlich werden können. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) setzt vor diesem Hintergrund in dieser Woche seine umfangreichen Erd- und Wasserbauarbeiten im vom Brand betroffenen Naturschutzgebiet „Großes Moor" fort. Von der angestrebten Wiedervernässung der Moorflächen soll vor allem der Klimaschutz profitieren. Das teilt der NLWKN in einer Pressemitteilung mit.
„Nachdem auch der Torfabbau im Einzugsgebiet des Moorkanals sukzessive abgeschlossen wird, haben wir nun endlich die Möglichkeit, mit dem geförderten Projekt das Große Moor zu revitalisieren", so Justin Kirchhoff vom NLWKN in Braunschweig. Seit Jahren wird das Vorhaben von hier aus vorangetrieben. Wie wichtig seine Umsetzung sei, zeige auch das jüngste Feuer, dem knapp vier Hektar Naturschutzfläche zum Opfer fielen: „In trockenen Mooren besteht eine erhöhte Gefahr, dass bei Bränden unterirdische Glutnester gebildet werden. Aus ihnen kann der Brand jederzeit erneut ausbrechen. Bei intakten Mooren ist die Brandgefahr insgesamt bedeutend geringer", erklärt Kirchhoff, Leiter des Flächenmanagements in der Betriebsstelle Süd des Landesbetriebs.
Die neu entstandenen Polderflächen lockten im Frühjahr bereits die ersten Kraniche an. Foto: Ines Bruchmann / NLWKN
Die in der Vergangenheit durchgeführten massiven Eingriffe in den Wasserhaushalt trockneten die im Gebiet noch vorhandenen Torfschichten zunehmend aus. „Dieser Prozess wird aufgrund der letzten sehr trockenen Sommer noch verstärkt", betont Norbert Horny, langjähriger Gebietsbetreuer des NLWKN. Mit dem Austrocknen des Torfes gehen diverse Probleme einher. Das Moor - eigentlich eine CO2-Senke - wird zu einer Quelle des klimawirksamen Gases. Zudem erhöht die Trockenheit die Brandgefahr. Der Landschaftswasserhaushalt des gesamten umliegenden Gebiets wird in Mitleidenschaft gezogen. „Ein intaktes Moor dient als Wasserspeicher. In regenreichen Zeiten wird das Wasser gespeichert und in trockeneren Zeiten langsam an die Umgebung abgegeben. Momentan fließt jedoch alles Wasser aus der Umgebung ab. Dadurch gehen natürlich auch wertvolle Lebensräume für moortypische Tier- und Pflanzenarten verloren," so Horny.
Projekt auf der Zielgeraden
Im vergangenen Winter wurden durch naturschutzfachliche Baumaßnahmen des NLWKN bereits Polderflächen geschaffen, auf welchen sich zukünftig Wasser anstauen soll. Dieses Wasser soll den ausgetrockneten Moorkörper neu befüllen. „In den Polderflächen können sich moortypische Pflanzen - vor allem Torfmoose - ansiedeln und somit wieder ein lebendiges Moor entstehen lassen", betonen die Naturschützer des NLWKN. Insgesamt 2.600 Meter Torfverwallungen, die der Begrenzung und Abdichtung der Polderflächen dienen, wurden hierzu neu errichtet. Zusätzlich wurden 1.700 Meter bereits bestehende Torfdämme ertüchtigt. Gespeist werden sollen die Polderflächen über die vier Stauanlagen des Moorkanals, wovon zwei Stauwehre im Moorkanal neu gerammt wurden. Zur Sicherung der umliegenden Privatgrundstücke und Wirtschaftsflächen wurde ein Abfanggraben gebaut.
Mit letzten Arbeiten an den Stauwehren im Moorkanal, dem Einbau eines Stauwehrs in den neuen Abfanggraben und der Errichtung weiterer 1.500 Meter Torfverwallungen soll das Projekt in den kommenden Monaten nun abgeschlossen werden. Für mögliche zeitlich begrenzte Beeinträchtigungen durch Baustellenverkehr im Bereich der Zufahrtswege bittet der NLWKN um Verständnis. Das Projekt wird mit EU- und Landesmitteln des Niedersächsischen Umweltministeriums aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) nach der Richtlinie „Klimaschutz durch Moorentwicklung" gefördert.
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