Gifhorn. Sexualisierte und häusliche Gewalt bei Kindern und Jugendlichen ist ein Thema, welches nicht an jeden herankommt, aber doch alle etwas angeht. Wegschauen geht nicht, und doch wird es häufig übersehen. Gerade in der Corona-Krise, als Kindergärten und Schulen geschlossen waren, fehlte Betroffenen eine Anlaufstelle und die soziale Kontrollfunktion der Einrichtungen. Auch aus diesem Grund war es dem Verein Dialog e. V. aus Wolfsburg ein großes Anliegen, in Gifhorn eine Außenstelle zu eröffnen. Möglich mache dies die Zusammenarbeit des Vereins mit dem Landkreis Gifhorn, der Egon-Gmyrek-Stiftung und dem DRK Gifhorn. Die Bundestagsabgeordnete für Gifhorn, Ingrid Pahlmann, besuchte die Einrichtung, um sich über die Arbeit vor Ort zu informieren, wie das Wahlkreisbüro von Ingrid Pahlmann berichtet.
Wenn man die Berichterstattung in den Medien verfolgt, werde einem vor Augen geführt, welche Ausmaße sexualisierte und häusliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche habe. Das Thema rufe ein hohes Maß an Scham bei den Betroffenen hervor, weshalb man auch von einer hohen Dunkelziffer ausgehen könne. Viele der Betroffenen würden sich nicht trauen, darüber zu sprechen. Deshalb gebe es die Gifhorner Außenstelle vom Dialog e.V. „Eine anonyme Beratung ist immer möglich und wir unterliegen der Schweigepflicht. Das senkt die Hemmschwelle, sich tatsächlich an uns zu wenden“, berichtet Julia Hüffmeyer und ergänzt „Es können alle an uns herantreten, nicht nur Betroffene. Wenn zum Beispiel einer Lehrkraft oder einer Erzieherin etwas auffällig erscheint, aber er oder sie nicht weiß, wie man regieren soll, kann er oder sie sich an uns wenden. Wir werden dann vermitteln. Eine Beratung ist selbstverständlich immer freiwillig.“
Um die Gespräche in einer freundlichen Atmosphäre stattfinden zu lassen, wären die Räumlichkeiten im Kirchweg saniert und umgestaltet worden. „Es ist alles sehr hell und freundlich, das erleichtert unsere Arbeit. Die Kinder müssen Vertrauen aufbauen und sich wohlfühlen. Das geht in diesem Umfeld am besten“, sagt Caroline Wenk. Ein großer Bestandteil sei die Prävention in Kindergärten und Schulen. „Hier wäre es wünschenswert, wenn wir mehr leisten könnten. Es ist enorm wichtig, den Kindern beizubringen, dass sie persönliche Grenzen haben und diese schützen können“, führt Caroline Wenk aus.
„Die Anliegen der der Betroffenen brauchen offene Ohren. Ich bin dankbar für die Arbeit, die hier vor Ort von Frau Wenk und Frau Hüffmeyer geleistet wird. Es ist traurig, dass überhaupt Ansprechpartnerinnen für dieses Thema gebraucht werden“, sagt Ingrid Pahlmann, die unter anderem dem Familienausschuss des Deutschen Bundestages angehört. Dort würden sich die Abgeordneten regelmäßig mit dem Thema beschäftigen. So berichtet der Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs dort von seiner Arbeit. „Die Berichte des Beauftragten sind erschreckend und mahnen uns, dieses Thema nicht zu verdrängen. Umso wichtiger ist es, dass auch vor Ort kompetente Ansprechpartner zu finden sind. Mit einem so sensiblen Thema zu arbeiten, ist belastend. Deshalb möchte ich mich für Ihre Arbeit herzlich bedanken und meine Anerkennung für Ihren Einsatz aussprechen“, führt Ingrid Pahlmann abschließend aus und bedankt sich ebenso wie Julia Hüffmeyer und Caroline Wenk bei den Unterstützern für die hervorragende Zusammenarbeit.
Weitere Informationen, auch für Betroffene, gebe es im Internet unter www.kein-kind-alleine-lassen.de oder anonym und kostenlos unter der Telefonnummer 0800 22 55 530. Auf der Internetseite sei auch ein Chat-Angebot zu finden.
Bei Dialog e. V. in Gifhorn könne ebenfalls anonym angerufen werden unter 05371-991299 51 oder 05371-991299 52. Darüber hinaus könne man auch persönlich an den Verein wenden. Immer dienstags von 10 bis 12 Uhr oder donnerstags zwischen 15 und 17 Uhr.
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