Spuren einer mittelalterlichen Siedlung in Jembke entdeckt

Anhand von Scherbenfunden kann die Siedlung vorläufig in das 9./10. Jahrhundert datiert werden.

Blick über die Grabungsfläche.
Blick über die Grabungsfläche. | Foto: Kreis- und Stadtarchäologie Gifhorn

Jembke. Auf dem Baufeld einer landwirtschaftlichen Halle am Nordausgang von Jembke wurde durch die Kreis- und Stadtarchäologie Gifhorn eine mittelalterliche Siedlung festgestellt. Beim Oberbodenabtrag kamen mehrere Erdverfärbungen zum Vorschein, die sich bei näherer Untersuchung als Gruben und Pfostensetzungen herausstellten. In einem Fall ließ sich sogar noch der Rest eines abgebrannten Holzpfostens dokumentieren. Dies teilt der Landkreis Gifhorn in einer Pressemitteilung mit.


Anhand von Scherbenfunden könne die Siedlung vorläufig in das 9./10. Jahrhundert datiert werden. Eine genauere zeitliche Einordnung solle die Auswertung der Keramik und eine C14- Analyse von Holzkohleresten erbringen. Ganz besonders würden sich die Archäologen über zunächst unscheinbar wirkende Details freuen. So würden zwei Randscherben eine Durchlochung unter dem Rand aufweisen. „Diese dienten vielleicht zur Aufhängung der Gefäße“, erläutert Kreis- und Stadtarchäologe Dr. Ingo Eichfeld. „Mit der Neuentdeckung rücken aber auch altbekannte Fundstellen wieder in den Fokus. Ganz in der Nähe der Baustelle wurde nämlich bereits 1924 auf dem Klüschenberg ein Körpergräberfeld entdeckt, das den Slawen zugeschrieben wird. Möglicherweise haben wir hier die zugehörige Siedlung gefunden.“

Die Ergebnisse der mittlerweile abgeschlossenen Grabung würden aber noch weitere Fragen aufwerfen, so etwa im Hinblick auf das Verhältnis zwischen der neu entdeckten Siedlung und dem heutigen „Altdorf“. Dieses liege fast 700 Meter weiter südlich und besitze mit seinen radial um die Kirche gruppierten Höfen die Struktur eines Rundlingsdorfes. Die offenbar planmäßig angelegten Rundlinge seien nach allgemeiner Auffassung erst im Zuge der Deutschen Ostkolonisation entstanden, die im 12. Jahrhundert einsetzte. Es sei also denkbar, dass es sich bei der Neuentdeckung um den Vorläufer des heutigen Dorfes handele.

„Welchen Namen diese Siedlung getragen hat, wissen wir leider nicht“, bedauert Heinz Gabriel, der ehrenamtlich beauftragte Archäologe des Landkreises. Das in den Corveyer Traditionen von 826 bis 876 erwähnte „Lianbeke“ werde zwar häufig mit Jembke gleichgesetzt, beziehe sich aber auf eine Wüstung Limke bei Holzminden. Der heutige Dorfname sei erst 1339 als „Jembeke“ in Erscheinung getreten.


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