"Zwangsumzug nicht zielführend" - Grüne kritisieren Unterbringung von Familie in Sammelunterkunft

Der Familie hätte mit Sozialarbeitern vor Ort geholfen werden sollen.

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Symbolbild | Foto: regionalHeute.de

Gifhorn. Vergangene Woche wurde bekannt, dass eine alleinerziehende Mutter von sieben Kindern aus Moldawien auf Anordnung des Landkreises Gifhorn ihre Wohnung in Osloß verlassen und in die Sammelunterkunft in Ehra-Lessien ziehen musste (regionalHeute.de berichtete). Hierzu meldet sich Klaus Rautenbach für die Kreistagsfraktion der Grünen zu Wort. Er kritisiert die Maßnahme.


„Dass kinderreiche Familien es nicht leicht haben in Deutschland, hat ja durchaus Geschichte und hängt weniger mit der Herkunft der Familien zusammen. Dass aber die Landkreisverwaltung Gifhorn auf Schwierigkeiten in einem solchen Fall mit einem Zwangsumzug in eine Massenunterkunft reagiert und das mitten in der Corona-Zeit, ist doch sehr bemerkenswert", betont Rautenbach. Das habe dann mit Integrationsunterstützung wenig zu tun. "Wir Grünen hatten gefordert, dass Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter vor Ort sind und keine zentrale Betreuungsorganisation entsteht. Betreuungspotential in jeder größeren Verwaltungseinheit, finanziert aus Landesmitteln, die in die Landkreise fließen – damit können solche Probleme gelöst werden", ist sich Rautenbach sicher. Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, die ausschließlich für die Geflüchteten in der jeweiligen Verwaltungseinheit zuständig sind, die Netzwerke knüpfen, Kontakt zu Schulen und Nachbarschaft halten, das werde gebraucht. Ein Zwangsumzug in eine Sammelunterkunft reiße die Familie aus ihrem Umfeld heraus und sei für die Integration untauglich.

"Wenig Ermessensspielraum, wenig Empathie"


Aber letztlich passe diese Aktion in das Bild, das in den letzten Jahren von der Landkreisverwaltung ausgegangen sei. "Wir haben wenig Ermessensspielraum gespürt, wenig Empathie, eher eine rigide Umsetzung von Formalien. Da wird der Zugang zu Ausbildung und Beruf erschwert, da wird ein Geflüchteter wegen Sozialbetrug angezeigt, der 300 Euro mit einem Nebenjob verdient und sich mit den Gepflogenheiten nicht auskennt und die Einnahme aus Versehen nur an eine Verwaltungsstelle im Landkreis meldet. Irgendwie passt das Ganze aber auch in einen Landkreis, in dem große politische Mehrheit dagegen ist, dass der Landkreis Gifhorn sich zum öffentlichen Hafen erklärt“, kritisieren die Grünen.


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