Goslar. 13 neue Stolpersteine für Goslar. In Anwesenheit von Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner und unter großer Anteilnahme vieler Gäste aus Vereinen, Organisationen, Kirche und Politik sowie der Polizei und der städtischen Verwaltung verlegte der Künstler Gunter Demnig die Stolpersteine – zum dauerhaften Gedenken an das unendliche Unrecht, das an jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern sowie anderen Opfern des nationalsozialistischen Regimes auch in Goslar begangen worden ist. Darüber informiert die Stadt Goslar in einer Pressemitteilung.
Stolpersteine sind ein Kunstprojekt gegen das Vergessen: Ins Pflaster eingelassene kleine Messingtafeln erinnern namentlich an Menschen, die unter dem Nazi-Terror verfolgt, vertrieben und vernichtet wurden – vor allem jüdische Bürgerinnen und Bürger. Die zirka 10 Kubikzentimeter großen Betonsteine sind jeweils mit einer Messingplatte verziert, die die persönlichen Daten der Opfer enthalten. Aus Anlass der Verlegung waren auch neun Angehörige – sechs von ihnen aus England – angereist.
Begrüßung durch die Oberbürgermeisterin
Die Veranstaltung war in mehrere Abschnitte unterteilt: Zuerst hatte sich die „Initiative Stolpersteine im Verein Spurensuche Harzregion e.V.“ zusammen mit den Nachfahren der jüdischen Opfer auf dem jüdischen Friedhof getroffen. Im Anschluss begrüßte Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner die Gäste offiziell auf der Rathausdiele. „Dies ist ein besonderer Tag. Wir gedenken Menschen, denen Unmenschliches angetan wurde. Mit der Verlegung der Stolpersteine schaffen wir weitere Erinnerungskultur in Goslar. Ich danke dafür der Stolperstein-Initiative – für ihre Energie und ihr Engagement.“ Mit Blick auf die Angehörigen dankte Schwerdtner für deren zum Teil weite Anreise: „Sie bringen dadurch zum Ausdruck, wie wichtig Ihnen die heutige Stolpersteinverlegung ist.“
Die Verlegung erfolgte an fünf Stationen: vor der Petersilienstraße 3-5 für Selmar Hochberg, vor der Rosentorstraße 31 für Helene, Alfred, Ernst, Lucie und Kurt Lebach, vor der Fischemäkerstraße 8 für Willy, Henny und Kurt Heilbrunn sowie Richard Löwenthal, vor der Kornstraße 96 für Louis Meyer und vor der Kornstraße 7 für Dagobert und Margarete Levy. Als Angehörige von Kurt Heilbrunn – mit dem späteren Namen Kenneth R. Carey – waren seine Tochter Michele Sharpe mit Ehemann Robert sowie sein Neffe Danny Habel mit Ehefrau Jessica vor Ort. Für Lucie Lebach waren mit Raymond Baxter und Rita Chemo der Sohn sowie die Tochter von Claire Baxter, der besten Freundin von Lucie Lebach, anwesend. Die Angehörigen von Louis Meyer, die an der Stolpersteinverlegung teilnahmen, gedachten ihrem Großvater. Alle Drei – Stephan Gistrichowsky, Ruth Gistrichowsky und Barbara Wissel – wohnen in Goslar und hatten damit die kürzeste Anreise.
Abschlussveranstaltung am Museumsufer
Während der feierlichen, musikalisch untermalten Verlegungszeremonien haben Schülerinnen und Schüler der Adolf-Grimme Gesamtschule Oker aus den von ihnen erarbeiteten Stationen der Verfolgung der Opfer zitiert. Eine Abschlussveranstaltung auf dem Museumsufer, in der auch die Angehörigen zum Publikum sprachen, rundete die sehr emotionale Zeremonie ab, die musikalisch von Rainer Buhl, Eva Eppendorf und Christian Lahmer begleitet wurde.
Schülerinnen und Schüler der Adolf-Grimme Gesamtschule Oker zitieren aus den von ihnen erarbeiteten Stationen der Verfolgung der Opfer. Foto: Stadt Goslar
Die gut 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer machten im Bereich der Kornstraße auch Halt im Seitenbereich des Hauptgebäudes der Stadtverwaltung, postalisch verankert in der Charley-Jacob-Straße 3. Hier befand sich früher die Kornstraße mit der Hausnummer 96, in der Louis Meyer – ein sehr guter Freund von Charley Jacob – wohnte. Auch für Jacob ist schon ein Stolperstein verlegt, der sich allerdings in der Ludwig-Jahn-Straße befindet.
Am Vormittag begrüßte Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner (2. Reihe, 2. v. li.) die Angehörigen der jüdischen Opfer, für die am Nachmittag die Stolpersteine verlegt wurden sowie das Organisationsteam der „Initiative Stolpersteine im Verein Spurensuche Harzregion e. V.“. Foto: Stadt Goslar
Alle, die schon mit einem solchen Stein bedacht sind oder ihn jetzt neu erhalten haben, verbinden unglaublich grausame Schicksale, das wurde an jedem Verlegeort deutlich. An den neugesetzten Steinen wurden Rosen niedergelegt und ein Portraitbild der Opfer aufgestellt. Im Moment des Innehaltens und Gedenkens floss dann auch die eine oder andere Träne.
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