Goslar. In den letzten Wochen wurden in vielen Straßenabschnitten insbesondere in regenreichen Nächten leider wieder unzählige Erdkröten, Molche und Frösche überfahren. So könne es nicht weitergehen, sagen die drei großen Naturschutzvereine im Landkreis Goslar und fordern, dass die Aufgabe „Artenschutz an Straßen“ durch die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr und durch die Naturschutzbehörde des Landkreises verpflichtend erfüllt werden müsse.
Verschiedene Amphibienarten seien mittlerweile in ihrem Fortbestand stark gefährdet, auch ehemals häufige Arten wie beispielsweise der Grasfrosch. "Wir brauchen eine Zeitenwende im Amphibienschutz, auch im Landkreis Goslar", heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von BUND Westharz, NABU Goslar und Natur- und Umwelthilfe Goslar.
Der Artenschutz sei im Bundesnaturschutzgesetz zwar als Aufgabe definiert, es würden aber umfassende, strenge Verbote und Handlungsanweisungen für Behörden fehlen. Der Artenschutz umfasse als Aufgabe den Schutz der Tiere und Pflanzen wildlebender Arten und ihrer Lebensgemeinschaften vor Beeinträchtigungen durch den Menschen und die Gewährleistung ihrer sonstigen Lebensbedingungen und den Schutz der Lebensstätten und Biotope der wild lebenden Tier- und Pflanzenarten – so das Gesetz. In der Praxis zuständig sind die Naturschutzbehörden, die den Amphibienschutz an Straßen jedoch nur als „freiwillige“ Aufgabe definieren.
Nach Auffassung der drei großen Naturschutzvereine im Landkreis Goslar muss die Aufgabe „Artenschutz an Straßen“ durch die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr und durch die Naturschutzbehörde des Landkreises verpflichtend erfüllt werden. Bisher werde die Hauptlast der Aufgabenerfüllung seit Jahrzehnten auf engagierte Bürger übertragen. Lediglich das erforderliche Material wird behördlicherseits gestellt. Die ehrenamtlichen Helfer werden aber nicht jünger, die kräftezehrende Arbeit, auch bei Dunkelheit, kann nicht jeder leisten und da auf den Straßen oft sehr schnell gefahren wird, um nicht zu sagen, gerast wird, kommt das freiwillige Ehrenamt hier auch oft in Gefahr.
Errichten von temporären und mobilen Amphibienschutzzäunen
Zu Beginn der Amphibienwanderungen im Frühjahr werden die Schutzzäune an einer oder zwei Straßenseiten errichtet. Diese Zäune sind etwa 40 bis 50 Zentimeter hoch und werden so eingegraben, dass die Tiere nicht darunter hindurch auf die Straße gelangen können. Zusätzlich werden in Abständen von zirka 15 bis 20 Meter Eimer bündig mit der Erdoberfläche eingegraben. Die dort hineingefallenen Tiere werden dann sicher auf die andere Straßenseite gebracht – eine gefährliche Arbeit.
Diese Maßnahme ist sehr effektiv, stellt aber aufgrund des hohen Zeitaufwandes und einer ständig notwendigen Betreuung keine befriedigende Lösung des Problems mehr dar. Damit ist die Methode auf Dauer auch nicht nachhaltig. Die älteren Helfer finden zumeist keine jüngeren Nachfolger.
Straßensperrungen
Straßen können während der Amphibienwanderungen gesperrt werden. Straßensperrungen sind zwar effektiv, lassen sich aber aufgrund der starken Frequentierung der meisten Straßen leider nicht überall verwirklichen. Im Landkreis Goslar ist bislang lediglich eine Straße betroffen. Es handelt sich hierbei um die Gemeindestraße, die zwischen Astfeld und Langelsheim nach Wolfshagen abzweigt.
Schaffen von Ersatzlaichgewässern
Das Anlegen von Ersatzlaichgewässern setzt in der Regel geeignete Lebensräume voraus, die nicht von Straßen zerschnitten werden. Diese Alternative existiert und muss mit Leben gefüllt werden.
Amphibientunnel in Verbindung mit Leiteinrichtungen
Ziel müsse es sein, die Amphibien langfristig und ohne großen personellen Aufwand sicher auf die andere Straßenseite zu bringen. Bei dieser Maßnahme wird die Straße von Tunneln unterquert, zu denen die Tiere durch entsprechende Leiteinrichtungen geführt werden. Im Landkreis Goslar wurde diese Schutzmaßnahme zum Beispiel bei der B 6n in Höhe der Sieben Teiche bei Goslar ergriffen. Weiterhin gibt es jeweils einen Tunnel in Vienenburg am Krähenholz und zwischen Wöltingerode und Weddingen. An der L 515 im Bereich der Innerstetalsperre wurden auf Betreiben der NABU-Kreisgruppe Goslar zwar umfangreiche Leiteinrichtungen für die Frösche, Kröten und Molche gebaut, aber noch keine Amphibientunnel. Insofern werden hier trotzdem noch Ehrenamtliche für die Erfüllung der Artenschutzaufgabe gebraucht.
Insofern fordern die Umweltvereine eine Zeitenwende, das heißt größere finanzielle und personelle Anstrengungen der Behörden, Übernahme von Verantwortung und Entlastung des Ehrenamts.
mehr News aus Goslar