Blühende Bergwiesen statt toter Fichten

Ein aktuelles Projekt des Landschaftspflegeverbandes Goslar hat das Ziel, einige Gebiete nahe Hohegeiß wieder in artenreiche Bergwiesen umzuwandeln.

Anna Nolte (links) und Carolin Kluger vom Landschaftspflegeverband Goslar inspizieren die Arbeiten, die derzeit auf einigen ehemaligen Bergwiesenstandorten erfolgen.
Anna Nolte (links) und Carolin Kluger vom Landschaftspflegeverband Goslar inspizieren die Arbeiten, die derzeit auf einigen ehemaligen Bergwiesenstandorten erfolgen. | Foto: Landschaftspflegeverband Goslar e.V.

Hohegeiß. Ehemalige Bergwiesenstandorte im Oberharz sollen sich in Zukunft wieder in ihrem ursprünglichen Zustand zeigen: Ein aktuelles Projekt des Landschaftspflegeverbandes Goslar e.V. (LPV) hat das Ziel, einige Gebiete nahe Hohegeiß, die im Zuge der Aufforstungen des Harzes Mitte des 20. Jahrhunderts mit Fichten-Monokulturen bestockt wurden, wieder in artenreiche Bergwiesen umzuwandeln. Darüber berichten der Landkreis und der Landschaftspflegeverband Goslar in einer gemeinsamen Pressemitteilung.



Die Finanzierung des gesamten Projektes erfolgt durch die untere Naturschutzbehörde des Landkreises Goslar aus Mitteln des Ersatzgeldes. Ersatzgeld zahlen Bauherren, wenn Eingriffe in die Natur nicht durch eine tatsächliche Kompensation, zum Beispiel durch Baum- oder Heckenpflanzungen, ausgeglichen werden können.

Extensive Bewirtschaftung nötig


„Bergwiesen sind Wiesen, die ungefähr ab einer Höhenlage von 400 Metern über Normallnull vorkommen und eine bestimmte Vegetationsausprägung besitzen“, erklärt Carolin Kluger, Projektmitarbeiterin des LPV. Die Bergwiesen können nur mittels angepasster Nutzung, wie extensiver Bewirtschaftung durch Mahd und Beweidung, erhalten werden.

Im Zuge des Projektes werden an verschiedenen Stellen nahe Hohegeiß abgestorbene Fichten gerodet, die Stubben entfernt und anschließend das Mahdgut der angrenzen Bergwiesen-Flächen übertragen, um so lebensraumtypische Arten zu etablieren.
Im Zuge des Projektes werden an verschiedenen Stellen nahe Hohegeiß abgestorbene Fichten gerodet, die Stubben entfernt und anschließend das Mahdgut der angrenzen Bergwiesen-Flächen übertragen, um so lebensraumtypische Arten zu etablieren. Foto: Landschaftspflegeverband Goslar e.V.


„Der Landkreis Goslar beherbergt mit den Oberharzer Bergwiesen einen Großteil der gesamten Bergwiesenvorkommen in Niedersachsen. Aus diesem Grund trägt der Landkreis eine hohe Verantwortung, diese ökologisch wertvollen Lebensraumtypen zu erhalten. Die Bergwiesen tragen zum einzigartigen Landschaftsbild des Harzes bei, als Teil des sogenannten „Harzer Dreiklang‘“, erläutert Karl Könecke, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes Goslar e.V., die besondere Bedeutung dieser Flächen.

Für die Betreuung des Projektes zeichnet die Ökologische Station Westharz verantwortlich: Getragen vom LPV fungiert sie als Schutzgebietsbetreuung einiger europarechtlich gesicherter Schutzgebiete („Natura 2000-Gebiete“) im Landkreis Goslar. Sie organisiert in diesem Zuge unter anderem Maßnahmen zur Pflege und Entwicklung der Harzer Bergwiesen.

Lebensraumtypische Arten etablieren


Im Rahmen des gegenwärtigen Projektes werden mittlerweile abgestorbene Fichtenriegel entfernt, um so die ehemaligen Bergwiesenbereiche wieder freizulegen. Dabei werden die abgestorbene Fichten gerodet, die Stubben entfernt und anschließend das Mahdgut der angrenzen Bergwiesen-Flächen übertragen, um so lebensraumtypische Arten zu etablieren. „Dank der guten Zusammenarbeit mit hiesigen Landwirten wird die Pflege der neu entwickelten Bergwiesen zukünftig mit in das vorhandene Konzept des Landkreises integriert“, sagt Anna Nolte, Projektmitarbeiterin der Ökologische Station Westharz.

Das Aussehen einer typischen Bergwiese bei Hohegeiß.
Das Aussehen einer typischen Bergwiese bei Hohegeiß. Foto: Landschaftspflegeverband Goslar e.V.


Die Entfernung der Fichten dient zudem dem Schutz der umliegenden Flächen: Die toten Bäume, die für die Umwandlung gefällt werden müssen, drohen im ungünstigsten Fall in die angrenzenden Bergwiesen zu fallen und dort die notwendige Pflege zu erschweren oder sogar unmöglich machen. „Wir erzielen mit der Maßnahme somit einen doppelten Effekt“, erläutert Katrin Schirok als Leiterin der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Goslar: „Wir stellen die Pflege bestehender Bergwiesen sicher und vergrößern gleichzeitig die Fläche dieses wichtigen Lebensraumtyps. Für die Eigentümer der Grundstücke, die sich freiwillig an dem Projekt beteiligen, hat dies noch den angenehmen Nebeneffekt, dass sie sich um die abgestorbenen Bäume auf ihren Flächen nicht selber kümmern müssen.“

Herausforderung für die Forstmaschinen


Aufgrund der steilen Standorte der Fichtenflächen stellen diese teilweise eine Herausforderung für die Forstmaschinen dar. Deshalb wurden die Arbeiten, mit Zustimmung der unteren Naturschutzbehörde, bereits im August begonnen und werden ein paar Wochen andauern. Sobald die Flächen aufgrund der Witterung nasser werden, können diese von den schweren Maschinen nicht mehr befahren werden, da die Flächen zu abschüssig sind und der Boden stark beschädigt werden würde. Die Mahdgutübertragung erfolgt dann 2025. „Bis die Flächen so gut entwickelt und artenreich sind, wie ihre Nachbarflächen, kann es ein paar Jahre dauern“, so Anna Nolte.

Eine weitere Herausforderung, mit der sich die Projektverantwortlichen konfrontiert sahen: Die Besitzverhältnisse der historischen Bergwiesenflächen. Die Instantsetzung derselbigen ist abhängig von der Zustimmung der Flächeneigentümer, die oft, auch aufgrund der Kleinparzellierung im Oberharz, nur schwer auffindbar sind. „Nicht selten sind die Eigentümer schlichtweg unbekannt, zum Teil wissen sie selbst nichts davon, dass sie, wie beispielsweise durch Erbfolge, kleine Flächen besitzen. Das erfordert viel Recherchearbeit, insbesondere von Seiten des Landkreises“, fügt Karl Könecke an.

So wird der Erhalt und die teilweise Wiederherstellung des typischen Oberharzer Landschaftsbildes mit seiner einzigartigen Artenvielfalt zwar langsam, aber fortlaufend gefördert und umgesetzt. Weitere Informationen erhalten Interessierte auf der Homepage des LPV, www.lpv-goslar.de.


mehr News aus Goslar