Goslar. Die Bio-Bäckerei Harzbrot eG und die Öko Modellregion Landkreis Goslar haben sich zusammengetan, um das historische, aus den Goslarer Backstuben verschwundene DreiTimpenBrot wiederzubeleben. Den Anstoß dafür gab das Ehepaar Ursula und Jörg-Utz Hapke vom Vorstand des Museumsvereins Goslar e.V. - dies geht aus einer Pressemitteilung des Landkreises Goslar hervor.
Tradition seit Jahrhunderten – auch in der Region Goslar: Bei dem DreiTimpenBrot handelt es sich um ein nordisches Backwerk mit einer über 600 Jahre alten Tradition. Bereits seit dem 14. Jahrhundert ist die Existenz dieses einzigartig geformten Gebäcks auf zahlreichen Abbildungen und Kunstwerken belegt.
Heute noch ziert es das Wappen des Goslarer Bäckergildehauses in der Marktstraße 45 – zu sehen sind der Goslarer Adler mit einem Lebkuchen auf der Brust, die Jahreszahl MCCCCCI (= 1501) und am Fuße des Wappens ein Lebkuchen, ein DreiTimpenBrot sowie eine Brezel.
Das Wappen der Bäckergilde in Goslar zeugt noch immer von der Dreizipfligkeit dieses besonderen Brotes. Foto: Öko-Modellregion Landkreis Goslar
Während Lebkuchen und Brezel heutzutage überall zu haben sind, suchte man das DreiTimpenBrot in den vergangenen Jahren vergebens. Die Bio-Bäckerei Harzbrot eG hat diese Lücke nun geschlossen und den Dreiklang auf dem Wappen wieder vervollständigt.
Drei Zipfel mit starker Symbolkraft
Das DreiTimpenBrot bedeutet übersetzt soviel wie DreiZipfelBrot (wobei "Timpen" niederdeutsch für "Zipfel" steht). Es handelt sich dabei um ein sogenanntes Gebildbrot, das ausschließlich von Hand geformt wird. Dessen Ursprung geht auf heidnische Traditionen des 14. Jahrhunderts zurück und wurde wohl für das gemeinsame Mahl im Rahmen von Festtagen und Feiertagen gebacken. Die ursprüngliche Bedeutung der drei Timpen lässt sich anhand der verfügbaren historischen Quellen nicht mehr eindeutig klären. Die in der Zahl 3 und der gleichseitigen Form steckende Symbolik einer Dreiklang-Harmonie hat sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt und so lädt das Backwerk auch heute dazu ein, dessen Symbolkraft für Anlässe aller Art individuell zu interpretieren.
Das Brot repräsentierte früher vermutlich die keltischen Elemente Erde, Wasser und Luft, symbolisierte aber später in der christlichen Kirche auch die Trinität von Vater, Sohn und Heiligem Geist. Heutzutage steht es uns frei, dem DreiTimpenBrot eine eigene Bedeutung zu geben - es könnte zum Beispiel Vater, Mutter und Kind (oder drei Geschwister) symbolisieren, den Dreiklang von Körper, Geist und Seele oder auch die Verbundenheit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die drei Timpen könnten für den Tagesverlauf von morgens, mittags und abends stehen. Vielleicht wurde das Brot aber auch einfach nur gebacken, weil es damit endlich ein Brot mit drei leckeren knusprigen Knüsten gab? Wer weiß...
Traditionell in Form und Herstellung
Die Herstellung des DreiTimpenBrots in der Harzbrot-Bäckerei orientiert sich in der Form an dem überlieferten Vorbild, wie es auch im Wappen der Bäckergilden zu sehen ist. Im Teig steckt das Mehl von ausschließlich regionalem Bio-Dinkel, das Brot wird von Hand geformt und auf Stein gebacken – damit ist es gleichzeitig außen knusprig und innen saftig. Um das DreiTimpenBrot nicht nur von der Form her, sondern auch geschmacklich einzigartig zu machen, hat Bäckerneister Nils Müller eigens dafür einen Teig entwickelt, der sich auch in den geheim gehaltenen Würzzutaten an traditionellen Harzer Zutaten orientiert.
Lebendige Geschichte
Antje Radcke, Projektmanagerin der Öko-Modellregion Landkreis Goslar, engagiert sich für die Wiederbelebung des DreiTimpenBrots, weil damit zum einen die regionale Wertschöpfung gefördert wird. Zum anderen unterstützt sie gern das Anliegen des Goslarer Museumsvereins, Einheimischen und Gästen der Region gleichermaßen endlich wieder die Möglichkeit zu geben, alle traditionellen Backwaren des Goslarer Bäckergilde-Wappens nicht nur zu bestaunen sondern auch zu schmecken - und damit ein Stück lebendige Geschichte zu schaffen.
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