Braunlage/Wernigerode. In den letzten Tagen hat sich auch im Nationalpark Harz an Fichten sogenannte „Stehendbefall“ durch den Fichtenborkenkäfer gezeigt. Das heißt, scheinbar gesunde und grüne Bäume werden vom Borkenkäfer befallen. Das ist allerdings für diese Jahreszeit nichts Ungewöhnliches.
Der oft kalte und sehr trockene Frühling und der sich ähnlich zeigende Frühsommer haben dafür gesorgt, dass der erste Anflug der Käfer später erfolgte als in den Vorjahren. Es zeichnete sich aber bereits 2014 ab, dass die Käferpopulation im Ansteigen ist und der Käferflug in Teilen recht intensiv war.
Für den Nationalpark Harz bedeutet das, dass sich die Entwicklungen in der Naturdynamikzone (Kernzone) in den Fichtenwäldern der Hochlagen beschleunigen, wo keine menschlichen Eingriffe außer Maßnahmen der Verkehrssicherungspflicht mehr erfolgen. Dadurch sind spannende Entwicklungen erkennbar, denn tote Bäume sind nicht gleichbedeutend mit totem Wald. Am Waldboden regt sich vielfältiges Leben und das neue Licht, das in den Lücken des Waldes einfällt, ermöglicht vielen Pflanzen neues und verstärktes Wachstum. Kleine Fichten, Ebereschen und Birken, begleitet von Beersträuchern, Gräsern, Moosen und Flechten, entwickeln sich zu neuen, naturnäheren Wäldern.
Aber auch im Nationalpark Harz wird der Borkenkäfer bekämpft. Das Borkenkäfermanagement des Nationalparks konzentriert sich derzeit auf den 500 m breiten Sicherheitsstreifen an den Rändern des Nationalparks zu den Nachbarwäldern. In diesen Bereichen und auch in Teilen der Naturentwicklungszone der mittleren Lagen wird entdeckter Befall mit Borkenkäfern sofort bekämpft, d.h. die Bäume werden gefällt, aus dem Wald gebracht und schnellstmöglich abgefahren. Ist erst einmal Stehendbefall an noch grünen Bäumen erkannt worden, ist schnelles Handeln nötig, denn die Entwicklung der Borkenkäfer vom Ei zum Jungkäfer geht rasch vonstatten.
Die Überwachung der Borkenkäferentwicklung im 500 m-Sicherheitsstreifen ist gut organisiert. In 31 „Claims“ sind Revierleiter und besonders geschulte Forstwirte mindestens einmal wöchentlich unterwegs, um frische Befallsherde festzustellen und die Sanierung zu organisieren. Das erfolgt in enger Abstimmung mit den benachbarten Forstrevieren der Forstämter am Rande des Nationalparks Harz. In diesem Jahr gibt es bei unseren im Monitoring eingesetzten Borkenkäferschlitzfallen eine kleine Neuerung, nämlich einen Gittereinsatz, der verhindern soll, dass sog. „nützliche“ Käfer wie z. B. der Ameisenbuntkäfer in die Falle geraten.
Im Nationalpark Harz werden keine Insektizide eingesetzt und die Bekämpfungsmaßnahmen oft maschinell durchgeführt. Besucher im Nationalpark werden deshalb die eine oder andere Forstmaschine oder einen Holz-LKW zu Gesicht bekommen, wofür wir alle Besucher und Wanderer um Verständnis bitten.
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