Sankt Andreasberg. Bis zu drei Meter hoch, häufig in dichten Beständen, rosarot blühend, stark süßlicher Geruch – das Drüsige Springkraut (Impatiens gladulifera), auch Indisches Springkraut genannt, ist jetzt im Juli wieder unübersehbar an Straßenrändern, Gewässern, Park- und Lagerplätzen und teilweise auch in Gärten zu finden.
Was auf den ersten Blick wie ein schöner Farbtupfer wirkt, ist nicht unproblematisch. Die ursprünglich im Himalaya beheimatete Pflanze breitet sich hierzulande rasant aus. Eine Pflanze kann bis zu über 4.000 Samen produzieren. Die reifen Samenkapseln platzen bei Berührung auf und schleudern die Samen bis zu sieben Meter weit. Stehen Pflanzen an einem Bach, geht die Ausbreitung umso schneller vonstatten. Auch über fließendes Wasser transportierte Pflanzenteile können bei geeignetem Untergrund zu ganzen Pflanzen heranwachsen.
Das Drüsige Springkraut bildet häufig sogenannte Dominanzbestände, das heißt die Pflanzen wachsen sehr dicht und dominieren damit einen Standort – andere Pflanzen haben hier schlechte Wachstumschancen. Über die Auswirkungen und die Folgen dieser Ausbreitung gibt es unterschiedliche Ansichten, von „sehr problematisch“ bis „praktisch kein Effekt“ ist alles dabei. Fest steht: Wenn in dichten Springkrautbeständen noch andere Pflanzenarten vorkommen, treten diese mit geringerer Produktion und Dominanz auf.
Das Kraut breitet sich in Windeseile aus
Dieser Verdrängungseffekt ist auch der Grund, warum der Nationalpark Harz seit mehreren Jahren gegen Bestände auf der Nationalparkfläche vorgeht. Als Eingangstore für invasive Neophyten aller Art (= nicht heimische Pflanzenarten, die sich erfolgreich ausbreiten und unerwünschte Auswirkungen auf Arten, Biotope oder Lebensgemeinschaften haben) erweisen sich immer wieder Parkplätze und Ortsrandlagen. Häufig gelangen Samen oder Pflanzenteile mit Grünabfällen ins Nationalparkgebiet. Der Nationalpark erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass auch die Entsorgung von Grünabfällen im Nationalpark verboten ist.
Da es sich beim Drüsigen Springkraut um eine einjährige, frostempfindliche, nur flachwurzelnde Pflanze handelt, lässt sie sich gut bekämpfen. Dabei gilt es, vor allem das Blühen und die Samenbildung der Pflanzen zu vermeiden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Am besten wirkt das Ausreißen der Pflanzen, da hier selektiv nur Drüsiges Springkraut entfernt wird und andere Pflanzen dann mit dem gewonnen Licht gute Wachstumschancen haben. Sind Flächen bereits zu groß, um die Pflanzen auszureißen, eignet sich auch Mähen oder Mulchen. Der beste Zeitpunkt hierfür ist der Zeitraum Ende Juni, bevor die ersten Pflanzen zu blühen beginnen. Ignoriert man kleinere Bestände, weil man den Eindruck hat, dass „die paar Pflanzen harmlos sind“, hat man innerhalb kürzester Zeit wirklich ein Problem. „Wehret den Anfängen“ ist in diesem Zusammenhang die definitiv beste Einstellung.
Der Japanische Staudenknöterich kann sogar Gebäude beschädigen
Noch unangenehmer wird es, wenn man es mit dem Japanischen Staudenknöterich (Fallopia japonica) zu tun hat. Auch diese Pflanze wird mehrere Meter hoch, blüht aber bei weitem nicht so auffällig. Die Blüten sind in diesem Fall auch nicht das Problem, denn Staudenknöteriche verbreiten sich vegetativ, also über ihr Wurzelwerk. Bestände von Staudenknöterich sind so dicht und hoch, dass andere krautige Pflanzen keine Chance mehr haben. Im Gegensatz zum Drüsigen Springkraut sind Staudenknöteriche keine einjährigen Pflanzen, auch wenn oberirdische Pflanzenteile im Winter absterben.
Abgesehen von den ökologischen Folgen, sind die wirtschaftlichen Auswirkungen nicht zu unterschätzen. Durch das ausgeprägte Wurzelwerk dieser Pflanzen sind Schäden an Gebäuden, Asphalt oder Mauerwerk keine Seltenheit. Auch die Bekämpfung gestaltet sich hier mühsamer. Da auch die kleinsten Pflanzenteile wieder austreiben und neue Pflanzen bilden können, müssen sie fachgerecht entsorgt werden. Eine Möglichkeit ist die Verbrennung durch Abfallentsorgungsanlagen.
Hervorragende Zusammenstellungen und weiterführende Informationen finden sich bei KORINA (Koordinationsstelle Invasive Neophyten in Schutzgebieten Sachsen-Anhalts beim UfU e.V.; www.korina.info) und beim BfN (Bundesamt für Naturschutz; www.neobiota.bfn.de).
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