Ein Stundeplan "fürs Hilfe holen"

Das Netzwerk Familie im Landkreis Goslar startet eine Aktion gegen sexuelle Übergriffe auf Kinder und Jugendliche.

Schülerinnen und Schüler des Grundschule Oker nehmen symbolisch für die Kinder im Landkreis Goslar die Tüten in Empfang. Mit dabei ist die Rektorin der Grundschule Oker und ihre Kolleginnen, für die AG Gemeinsam gegen Gewalt Elke Ballhausen/Schulspezialdienst und Holger Fenker (stellvertretend für Claudia Hopp und Viktoria Osadtschi) Jugendschutz, beide vom Landkreis Goslar, Jenny Nemet vom Frauenhaus Goslar und Stephani Gobernack von der Polizeiinspektion Goslar. Es fehlt: Petra Franke, Koordinatorin Frühe Hilfen beim Landkreis Goslar.
Schülerinnen und Schüler des Grundschule Oker nehmen symbolisch für die Kinder im Landkreis Goslar die Tüten in Empfang. Mit dabei ist die Rektorin der Grundschule Oker und ihre Kolleginnen, für die AG Gemeinsam gegen Gewalt Elke Ballhausen/Schulspezialdienst und Holger Fenker (stellvertretend für Claudia Hopp und Viktoria Osadtschi) Jugendschutz, beide vom Landkreis Goslar, Jenny Nemet vom Frauenhaus Goslar und Stephani Gobernack von der Polizeiinspektion Goslar. Es fehlt: Petra Franke, Koordinatorin Frühe Hilfen beim Landkreis Goslar. | Foto: Polizei Goslar

Goslar. „Hilfe holen ist so einfach!“, ist das Netzwerk Familie im Landkreis Goslar überzeugt. Kindern und Jugendlichen – auch anonym – gelingt es jedoch nur erfolgreich Hilfe für sich oder andere zu holen, wenn die Hilfestellen bekannt sind. Und genau dort soll die neueste Aktion des Netzwerkes ansetzen an, die am heutigen Freitag in der Grundschule in Oker gestartet wurde. Das berichten Landkreis und Polizeiinspektion Goslar in einer gemeinsamen Presseinformation.


Noch bis zu den Sommerferien sollen 5.000 Taschen, gefüllt mit Informationsmaterial, „Give aways“ und eigens dafür entworfenen Stundenplänen an die Schülerinnen und Schüler im Landkreis Goslar verteilt werden. Mit dem Stundenplan, auf dessen Rückseite die Erreichbarkeiten der unterschiedlichen Hilfestellen verzeichnet sind, soll den Kindern das Hilfeholen erleichtert werden. Ferner soll er als Begleiter durch den Schulalltag stetig daran erinnern, dass sie mit ihren Problemen nicht allein zurechtkommen müssen.

Mehr sexuelle Übergriffe durch Corona?


Die Netzwerkmitglieder vermuten, dass die Coronapandemie die Situation noch verschärft haben könnte und Kinder und Jugendliche noch häufiger Opfer von unterschiedlichen Übergriffen sexueller Art geworden sind. Petra Franke, Kinderschutzfachkraft und Netzwerkkoordinatorin beim Landkreis Goslar erläutert, dass sexuelle Übergriffe oft von Menschen verübt werden, die die Kinder gut kennen, denen sie vertrauen, die Grenzen verletzen und Kinder und Jugendliche am Ende vor die Frage stellen, wem sie sich anvertrauen können: „Kinder und Jugendliche, die Opfer sexueller Übergriffe geworden sind, suchen die Schuld oft bei sich selbst und hegen große Zweifel, wer ihnen und ihren Erzählungen überhaupt noch Glauben schenkt.“ „Darüber hinaus“, ergänzt Stephani Gobernack vom Präventionsteam der Polizeiinspektion Goslar, „werden die Kinder von den Tätern seelisch und körperlich unter Druck gesetzt, niemandem etwas zu erzählen oder sie erhalten Geschenke als eine Art Schweigegeld. Mit der nun gestarteten Aktion wollen wir den Opfern sexueller Übergriffe Mut machen, sich einem Erwachsenen anzuvertrauen, und den Weg aus der Einsamkeit zu finden.“

Das neuste Projekt des Netzwerkes Familie knüpft an die Verteilung von Taschen im vergangenen Herbst an. Auch da hatte die Netzwerk-Arbeitsgruppe „Gemeinsam gegen Gewalt“ mit Beteiligten vom Landkreis Goslar (Jugendschutz sowie der Fachstelle Kinderschutz und Schulspezialdienst), vom Frauenhaus Goslar und der Polizei Informationsmaterial an Schulen verteilt. Je nach Haushaltslage sollen weitere Stundenpläne beschafft werden. Die Arbeitsgruppe möchte so immer wieder dazu auffordern: "Augen auf für den Kinder- und Jugendschutz!"


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