Goslar. Prächtige Kleider und rauschende Ballnächte in prunkvoller Kulisse besucht von hochrangiger Prominenz aus Wirtschaft, Politik und Kultur: So sah ein Teil des Lebens von Katharina von Kardorff-Oheimb („Kathinka“) im Goslar der 1920er Jahre aus. Seit Dienstag begeben sich 15 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 14 Jahren auf die Spuren dieser schillernden und einflussreichen Persönlichkeit, die sich als Mitglied des Reichstages unter anderem für die Rechte der Frauen einsetzte, und im Hotel „Der Achtermann“ politische Ausbildungskurse abhielt.
Die Veranstaltung mit dem Titel „Mitmischen“: Clever und Kreativ – auf den Spuren von Kathinka“ wird von der Volkshochschule des Landkreises Goslar organisiert und durchgeführt. Finanziert wird das Angebot mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung aus dem Programm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“, das auch unter dem Titel „talentCAMPus“ beworben wird. Als Kooperationspartner sind noch der Verein „Leben in der Fremde“ und der „Überbetriebliche Verbund Frau und Wirtschaft Goslar e.V.“ beteiligt. Ziel dieser Veranstaltungsreihe ist es, Kindern und Jugendlichen, unabhängig ihrer sozialen Herkunft, bestmögliche Bildungschancen zu eröffnen. Bis 2017 fördert das Bildungsministerium noch derartige außerschulische Angebote der kulturellen Bildung.
Vierter Talentkampus
Die Volkshochschule hat bereits Erfahrungen mit diesen Ferienkursen. Es ist bereits der vierte Talent Campus der von der Bildungseinrichtung des Landkreises durchführt wird. In den Sommerferien 2015 gestalteten die Jugendlichen beispielsweise einen Stadtführer für Bad Harzburg. Im kommenden Sommer ist ein gleichlautendes Projekt für Goslar geplant. In dieser Woche ging es jedoch nicht um Stadtführer, sondern um die Politikerin, Unternehmerin, Publizistin, Salondame, Jägerin und Mutter Katharina von Kardorff-Oheimb.
Marmorsaal und Villa erkundet
Unter Leitung der Dozenten Katrin Flaam, Beate Unger und Jörg-Uwe Habich standen neben der Internetrecherche im Schulungsraum der VHS im Goslarer Kreishaus, Entdeckungstouren zu historisch bedeutsamen Orten auf dem Programm.
So besuchten die 15 Teilnehmer unter anderem den Marmorsaal im Hotel „Der Achtermann“, wo sie in Kleider historischer Persönlichkeiten schlüpften und für ein Fotoshooting posierten. Und natürlich wurde auch die prunkvolle Villa von „Kathinka“ am Steinberg in der Straße „Oberer Triftweg“ angesteuert.
Die elfjährige Henrike zeigt sich begeistert von dem Ferienkurs: „Das ist hier nicht so streng wie in der Schule und die Fotosession im Marmorsaal hat mir richtig viel Spaß gemacht.“ Und auch der zehnjährige Kevin bereut seine Teilnahme nicht. „Die Recherchearbeit am Computer hat mir wirklich gut gefallen, denn so haben wir einiges über „Kathinka“ erfahren können“, schildert Kevin seine bisherigen Eindrücke des Ferienkurses. Der 14-jährige Ebuczejd, der gebürtig aus dem albanisch sprachigen Teil des Kosovo stammt, ist immer noch begeistert vom Marmorsaal im Hotel „Der Achtermann“: „Das sieht dort aus wie im Titanic-Film.“
Goslar, ein "Hotspot" der 20er-Jahre
Auch Heike Brümmer von der VHS des Landkreises sowie die beiden Dozenten Flaam und Habich sind mit dem Verlauf des Ferienkurses sehr zufrieden. „Unser Ziel ist es, die Kinder und Jugendlichen anhand der historischen Persönlichkeit „Kathinka“ zu motivieren, sich einzumischen und aktiv an Entwicklungen in Gesellschaft und Politik teilzunehmen. Darüber hinaus wollen wir mit der Internetrecherche einen Beitrag zur Medienkompetenz leisten“, skizziert Flaam die Kursinhalte. Heike Brümmer ist noch ein weiterer Punkt wichtig: „In den 1920er Jahren war Goslar ein beliebtes Ziel von reichen Großstädtern, die unter anderem am Steinberg prächtige Anwesen errichteten. Goslar war ein echter Hotspot. Der Ferienkurs bietet den Kindern und Jugendlichen die Chance, ein Teil dieser Geschichte von Goslar zu werden.“
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