Europas größte Pflanzenkläranlage eröffnet

Die ehemalige Sprengstofffabrik in Clausthal-Zellerfeld bestand von 1935 bis 1944 und war während der Zeit des Nationalsozialismus eine der fünf größten Sprengstoff- und Munitionswerke im Deutschen Reich

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Symbolfoto | Foto: Pixabay

Clausthal-Zellerfeld. Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer hat am gestrigen Montag auf dem Gelände der ehemaligen Sprengstofffabrik „Werk Tanne“ in Clausthal-Zellerfeld Europas größte Pflanzenkläranlage zur Reinigung von sprengstofftypischen Schadstoffen eröffnet. Das berichtet das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz.



Mit dem symbolischen Öffnen eines Absperrschiebers startete Meyer den Probebetrieb der Anlage. Der Umweltminister lobte das Engagement aller Beteiligten und betonte die Bedeutung dieser Anlage. „Die Pflanzenkläranlage ist ein Meilenstein in der langjährigen Sanierungsgeschichte des ehemaligen Fabrikstandorts und ein bedeutender Fortschritt für den Umweltschutz in Niedersachsen. Fast 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist die Anlage ein notwendiger und wichtiger Schritt in der Bewältigung der Altlasten des Dritten Reichs. Die Anlage ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie moderne Technik und Natur Hand in Hand arbeiten, um das Wasser in unserer Region zu schützen. Damit zeigen wir, wie man langfristig in den Schutz der Natur und unserer Lebensgrundlagen investiert.“

Produktion von TNT


Die ehemalige Sprengstofffabrik in Clausthal-Zellerfeld bestand von 1935 bis 1944 und war während der Zeit des Nationalsozialismus eine der fünf größten Sprengstoff- und Munitionswerke im Deutschen Reich. Das Werk diente hauptsächlich der Produktion von TNT, welches vor Ort in Bomben, Minen und Granaten abgefüllt wurde. Ein großes Problem stellte während der Betriebsphase die Entsorgung der großen Mengen an kontaminierten Abwässern dar. Noch heute lagern Altablagerungen im ehemaligen Werksgelände.

Natur säubert Wasser


Die nun eingeweihte innovative Kläranlage basiert auf einem natürlichen Verfahren, bei dem Pflanzen, Boden und Mikroorganismen zusammenwirken, um das kontaminierte Wasser zu reinigen. Dazu wurden sogenannte „Constructed Wetlands“ gebaut: eine Kombination aus Wasserflächen und Schilfbeeten, die sich in die natürliche Umgebung einfügen. Regenwasser und Schneeschmelze auf dem Gelände werden in Sickergruben gesammelt. Das gesammelte Abwasser wird dann in die „Constructed Wetlands“-Becken eingeleitet und hier durch die Pflanzen, den Boden und die sich ansiedelnden Mikroorganismen gereinigt. Dies stellt eine vergleichsweise einfache, effektive und kostengünstige Möglichkeit dar, die belasteten Sickerwässer aus „Werk Tanne“ zu reinigen. Durch Ausnutzen des vorhandenen Gefälles und des natürlichen Reinigungsverfahrens wird ein positives Kosten-Nutzungsverhältnis erzielt, was aufgrund der langen Sanierungszeiträume auch erforderlich ist. Insbesondere die Ökobilanz dieses Verfahrens ist anderen Sanierungsansätzen deutlich überlegen.


Bereits in den Jahren 2022/2023 wurde der erste Abschnitt der Pflanzenkläranlage in Betrieb genommen. Mit der nun vollendeten zweiten Anlage wird sichergestellt, dass die belasteten Sickerwässer der Altlast „Werk Tanne“ vor dem Eintritt in die Pfauenteiche (Teil der Oberharzer Wasserwirtschaft, die seit 2010 Teil des UNESCO-Welterbes im Harz ist) umfassend gereinigt werden. Nach Eröffnung der zweiten Anlage folgt jetzt der einjährige Probebetrieb.


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