Frankenberger Teich verliert weiter Wasser - Stadt öffnet dennoch den Zulauf

Die Stadt sieht keinen Zusammenhang zwischen den Gebäudeschäden und der Undichtigkeit des Frankenberger Teiches. Unterdessen liegen neue Indizien dazu vor, dass die Reparatur Anfang Oktober erfolglos war.

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Risse wie diese ziehen sich im Claustorwall teilweise vom Dach bis ins Fundament. Ein Gutachten sieht einen eindeutigen Kausalzusammenhang zwischen dem Wasseraustritt aus dem Frankenberger Teich und den neu auftretenden Gebäudeschäden. Die Stadt bestreitet das.
Risse wie diese ziehen sich im Claustorwall teilweise vom Dach bis ins Fundament. Ein Gutachten sieht einen eindeutigen Kausalzusammenhang zwischen dem Wasseraustritt aus dem Frankenberger Teich und den neu auftretenden Gebäudeschäden. Die Stadt bestreitet das. | Foto: Marvin König

Goslar. Die Stadtverwaltung hat im Bauausschuss bekannt gegeben, dass der Wasserverlust des Frankenberger Teiches nunmehr gestoppt sei. Untersuchungen eines Experten der Interessengemeinschaft (IG) Claustorwall zufolge verlor der Teich jedoch in nur drei Wochen zirka 300 Kubikmeter Wasser - Etwa ein Drittel seines Inhaltes. In einer Verwaltungsantwort auf eine Anfrage der SPD heißt es, dass man ohnehin keine komplette Dichtigkeit erreichen wolle. Das sei zu teuer.


Zur Sanierung des Frankenberger Teiches wurde das komplette Wasser abgelassen. Nach der Einbringung einer Tonabdichtung erfolgte dann ab dem 13. Oktober wieder eine Teilbefüllung mit etwa 1.000 Kubikmetern Wasser. Damit sollte die Wirksamkeit der Maßnahme überprüft werden. Tiefbau-Chef Matthias Brand erklärte in einer Bauausschussitzung Ende Oktober, dass nun keine Bedenken mehr hinsichtlich der Dichtigkeit eines Wasserverlustes bestünden, weshalb der Zulauf zum Frankenberger Teich am heutigen Montag wieder geöffnet wurde. 184 Kubikmeter Wasser strömen nun wieder pro Tag in den Teich. Doch mit welchen Folgen?


Ein Vergleich zwischen dem Teichwasserstand am 22. Oktober und am 7. November. Fotos: IG Claustorwall

Die IG Claustorwall legte nun einen eigenen Bericht auf Basis von täglichen Wasserstandsmessungen vor, nach denen der Teich in etwa drei Wochen rund 300 Kubikmeter Wasser verloren habe. Der weitere Verlauf dieser Messungen legt nahe, dass dies kaum durch Verdunstung geschehen sein kann: "Seit zirka zwei Wochen hat sich der Wasserstand nun nicht weiter abgesenkt und beharrt seither etwa 73 Zentimeter unter dem regulären Ablaufniveau, bei dem ein Überlauf in die verrohrte Trüllke (also in den Regenwasserkanal) erfolgen würde."

"Die gezielte Bewässerung der unterhalb liegenden Wohnbebauung mittels Versickerung durch den Teichdamm geht weiter."

- IG Claustorwall



Bis auf Höhe des aktuellen Wasserstandes, so der Bericht, sei der Frankenberger Teich demnach dicht. Die IG-Claustorwall schlussfolgert daraus: "Wenn die Verwaltung den Zulauf jetzt wieder öffnet, versickert alles neu zulaufende Wasser über diesem Niveau wieder durch den Teichdamm - mit anderen Worten: Die gezielte Bewässerung der unterhalb liegenden Wohnbebauung mittels Versickerung durch den Teichdamm geht weiter und wird sogar durch die Stadtverwaltung wider besseres Wissen weiter forciert."


Ein aktueller Stadtplan über dem unterirdischen Verlauf der Trüllke. Fotos: Stadtarchiv / Google Maps

Die IG Claustorwall fordert deshalb eindringlich alle Immobilieneigentümer im Bereich der mutmaßlichen Abflusswege des versickerten Wassers auf, die Stadtverwaltung zu einer ordnungsgemäßen Teichdammsanierung aufzufordern. Die Verwaltung müsse den Nachweis erbringen, dass der Teich bis zur regulären Einstauhöhe wieder dicht ist - und nicht nur im unteren Drittel. Einen Kausalzusammenhang zwischen dem Wasserverlust des Frankenberger Teiches und den Gebäudeschäden am Claustorwall, den ein umfangreiches Gutachten im Auftrag der IG Claustorwall bereits bescheinigt hat, sehe die Stadt nach wie vor nicht. Ein Zusammenhang wurde "vermutet, aber nicht nachgewiesen", erklärt die Stadt Goslar in Berufung auf das Gutachten, "augenscheinlich" handele es sich bei den im Gutachten gezeigten Fotos um alte Gebäudeschäden.

"Eine Dokumentation eines sehr großen Wasserverlusts ist der Verwaltung nicht bekannt."

- Stadtverwaltung Goslar auf eine Anfrage der Grünen



Es liege, so die Stadt Goslar, weder eine Dokumentation über einen großen Wasserverlust, noch ein Gutachten eines vereidigten Bausachverständigen zu Gebäudeschäden vor. Den starken Wasseraustritt aus einem Loch am Fuße des Dammes im Frühjahr 2020 bezeichnet die Verwaltung in einer Antwort an die Grünen als "einmalige Vernässung". Nach Informationen von regionalHeute.de war der städtische Betriebshof seinerzeit jedoch anderer Meinung und verschloss den Zulauf des Teiches vollständig, um einen drohenden Dammbruch zu verhindern. Aus diesem Grund fiel der Teich im Sommer 2020 nahezu vollständig trocken. Die Stadt schloss daraus: "Aus den im Frühjahr bekannten Beobachtungen konnte keine Notwendigkeit für weitere Bodenuntersuchungen abgeleitet werden."


Ein aktueller Stadtplan über dem unterirdischen Verlauf des historischen Wallgrabenkanals, heute in etwa fünf Metern Tiefe. Fotos: Stadtarchiv / Google Maps

"Verringerung der Versickerungsmenge"


Eine Antwort der Verwaltung auf eine Anfrage der SPD legt gar nahe, dass eine vollständige Abdichtung des Teiches ohnehin zu teuer sei. Dort heißt es: "Bei jedem Teich versickert stets Wasser im Untergrund. Die Herstellung einer technisch gesicherten Dichtung, vergleichbar mit Dichtungen des Deponiebaus, würde mehrere 100.000 Euro zuzüglich der Kosten für die vorherige Entschlammung kosten. Ziel der durchgeführten Maßnahmen ist die deutliche Verringerung der Versickerungsmenge." Ohnehin, so die Stadt Goslar, sei den Bauherren bekannt gewesen, "dass sie ihre Gebäude auf alten Wasserläufen und damit auf schwierigem Baugrund errichtet haben", so die Stadt Goslar auf eine Anfrage der Grünen. Die Frage nach einer möglichen Haftung für die Gebäudeschäden ließ die Stadt offen.


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