Gestrandet - Wenn die Flucht am Bahnsteig endet

von Martina Hesse


Immer wieder kommt es vor, dass Flüchtlinge am Bahnhof landen. Doch wo sollen sie hin? Foto: Martina Hesse
Immer wieder kommt es vor, dass Flüchtlinge am Bahnhof landen. Doch wo sollen sie hin? Foto: Martina Hesse | Foto: Martina Hesse)



Goslar. Die Flüchtlingssituation stellt derzeit das ganze Land auf eine harte Probe. Land und Kommunen sind damit beschäftigt, die Asylsuchenden in den Landesaufnahmebehörden und den Städten unterzubringen. Doch was ist mit denen, deren Reise am Bahnsteig endet?

Momentan bekommt der Landkreis Goslar zwischen 50 und 100 Flüchtlinge pro Woche zugewiesen. Doch es kommen nicht nur die an, die offiziell angekündigt sind, sondern auch verstärkt Flüchtlinge, die auf eigene Faust in verschiedenen Städten stranden. So auch am Bahnhof Goslar. Häufig erreichen die Menschen ihr Ziel mitten in der Nacht, sind ortsfremd und orientierungslos. In ihrer Not sprechen sie Passanten an, die sie um Hilfe bitten. Das geschah auch einige Male in Goslar, wie Uta Liebau vom Verein Leben in der Fremde regionalGoslar.de gegenüber bestätigte. So soll in den letzten Tagen eine Gruppe Hilfe suchender Menschen nach 23.00 Uhr am Goslarer Bahnhof gelandet sein, die einen Passanten um Hilfe baten. Dieser muss kenntnisreich gewesen sein, denn er hatte sofort den Namen Uta Liebau parat. Liebau engagiert sich seit mehr als 20 Jahren für den Verein Leben in der Fremde und hat schon sehr vielen Menschen helfen können.

Anruf in der Nacht


Auf Anfrage von regionalGoslar.de berichtete sie von einem nächtlichen Anruf in der letzten Woche, in dem sie gebeten wurde, etwa acht Hilfesuchende aufzunehmen. Das jedoch könne sie bedauerlicherweise nicht leisten, weil sie die räumlichen Möglichkeiten nicht zur Verfügung habe. Trotzdem hat sie bereits einen jungen Syrer aufgenommen, der mit und in ihrer Familie lebt. Gerne würde die Goslarerin noch mehr helfen, obwohl sie es über das normale Maß hinaus tut. Mit all ihrer Erfahrung wünsche sie sich eine Art Notruf, über den auch die nächtlichen Ankömmlinge zuverlässig untergebracht werden könnten. Immerhin sei inzwischen die Bahnhofsvorhalle über Nacht geöffnet, sodass die Menschen nicht frieren müssten, aber es müsse schnellere und unkompliziertere Möglichkeiten geben.

Erstversorgung abgesichert


Die gibt es bereits, wie Landkreis-Sprecher Dirk Lienkamp auf Nachfrage von regionalGosalr.de mitteilte. Die Flüchltinge, die aus irgendwelchen Gründen nicht auf dem offiziellen Weg nach Goslar kommen, werden auch in der Nacht entsprechend versorgt. Dazu gibt es eine enge Absprache mit der hiesigen Polizei. Die kann in solch einem Fall immer verständigt werden und hilft bei der ersten Klärung. So gäbe es zwei Szenarien: Stammen die Asylsuchenden aus einer Landesaufnahmebehörde wie beispielsweise Braunschweig, bekommen sie eine Fahrkarte. So können sie dort unterkommen. Die zweite Möglichkeit ist die Herausgabe von Übernachtungsgutscheinen durch die Polizei. Diese können für ausgewählte Pensionen in Goslar eingesetzt werden. „So sind die Menschen dann erst einmal versorgt. Am nächsten Tag kümmern wir uns dann um alles weitere“, so Lienkamp. Diese Methode, so versichert der Sprecher, würde im Landkreis sehr gut funktionieren. Die Zusammenarbeit mit der Polizei sei hier sehr gut.


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