Goslar aus Sicht der SPD "schlecht vorbereitet" ins Schneechaos gestolpert

Die SPD möchte den Betriebshof und den Winterdienst besser ausstatten und hat eine Anfrage zum Optimierungspotenzial gestellt.

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Ein Räumfahrzeug in Goslar.
Ein Räumfahrzeug in Goslar. | Foto: Privat

Goslar. Die Goslarer SPD und die Ortsvorsteher der Gemeinden Immenrode und Lengde teilen den Eindruck, dass Goslar schlecht vorbereitet in das extreme Winterwochenende gerutscht sei. Private Firmen seien zur Unterstützung demnach teils erst am Dienstag beauftragt worden. Der extreme Schneefall in den letzten Tagen habe den Räumdienst über alle Maßen gefordert. Dabei, so die SPD in einer Pressemitteilung, seien beim städtischen Betriebshof seit 2017 elf Stellen gekürzt worden, während die Kernverwaltung um 60 Stellen aufgestockt worden sei. Die SPD bringe deshalb in die aktuelle Haushaltsdiskussion eine Anfrage zu Optimierungspotenzialen beim Winterdienst ein.


„Wir bedanken uns an dieser Stelle ausdrücklich für die Arbeitsleistung des Betriebshofes. Den großen Einsatz unter schwierigsten Bedingungen wissen wir sehr zu schätzen! Der Dank gebührt aber ebenso den Bürgerinnen und Bürgern, die im Rahmen von Nachbarschaftshilfe Bürgersteige und Autos freigeschippt haben, allen Rettungskräften, Hilfsorganisationen, Feuerwehren und vor allem den Landwirten, die mit ihren Traktoren geräumt haben, Hausmeistern und sonstigen Helfern“, so Urte Schwerdtner, Fraktionsvorsitzende der SPD-Ratsfraktion. „Uns ist klar, dass eine ‚Schnee-Krise‘ wie wir sie gerade vorfinden, mit den vorhandenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Betriebshofes nicht innerhalb von 24 Stunden aufgelöst werden kann“, ergänzt Stefan Eble als Ausschussvorsitzender des Betriebshofes.

„Wir befinden uns derzeit in der Haushaltsplanung“, so Finanzausschussmitglied Martin Mahnkopf weiter: „Da wir den Betriebshof optimal unterstützen wollen, ist es wichtig, Optimierungspotentiale zu identifizieren“. Das SPD-Trio habe daher einen Fragebogen an den Oberbürgermeister gesandt, um mögliche Schwachstellen der letzten Tage zu erkennen, um in einer nächsten Krise noch besser reagieren zu können.

Großartige Ausführung, schlechte Vorbereitung


„Wir haben in unserer Fraktion unzählige Anrufe und Nachrichten aus nahezu allen Stadtteilen und Ortschaften bekommen. Alle Bürgerinnen und Bürger sind sich bewusst, dass wir uns in einer Ausnahmesituation befinden. Sie kritisieren aber, dass man aus ihrer Sicht viel zu spät, beziehungsweise dem Anschein nach nicht ausreichend vorbereitet in das angekündigte Schneewochenende gegangen sei“, so Schwerdtner weiter: „Dabei wurde immer wieder betont, dass die Arbeit aller derjenigen, die sich am Räumdienst beteiligt haben, großartig gewesen sei. Allerdings könne man beispielsweise nicht nachvollziehen, dass der Hinweis vom Oberbürgermeister, Parkhäuser zu nutzen, erst gekommen sei, als die Autos bereits „im Schnee ertrunken“ seien. Eine bessere Vorbereitung und frühzeitigere Information wären hilfreich gewesen.“

"Die Wirklichkeit sieht anders aus"


Kritik am Krisenmanagement komme auch aus den Ortschaften wie Lengde, Wiedelah oder Immenrode. Ortsvorsteherin Lisa Lindner sieht ihr Dorf als „abgehängte Ortschaft“ von Goslar. Junk zeige ständig schöne Bilder aus Goslar und wie stark er sich als Krisenmanager einsetze, doch die Wirklichkeit sieht total anders aus. Mehrmals habe sie bei der Stadtverwaltung versucht Landwirte, als Helfer zu melden. Eckhard Wagner, Ortsvorsteher aus Immenrode untermauert die Kritik mit ähnlichen Problemen. Auch er habe sich um zusätzliche Schneeräumungen gekümmert.

Martin Mahnkopf, Ortsvorsteher aus Vienenburg habe auch aus Wiedelah viele Anrufe bekommen. Auch hier waren vor Jahren Landwirte im Einsatz. In Vienenburg selber sei er sehr dankbar, dass neben den fleißigen Kollegen des Bauhofes auch private Unternehmen wie Michael Pischko mithelfen. Allerdings wurden die privaten Unternehmen erst am Dienstag von der Stadt beauftragt.

Keine Kritik, sondern Stärkung


Erwähnenswert sei, dass der Betriebshof laut dem Stellenplan seit 2017 insgesamt elf Stellen weniger zu verzeichnen hat, die Kernverwaltung aber um 60 Stellen aufgestockt wurde. „Leider hat uns der Oberbürgermeister seit dem Beschluss eines Eigenbetriebes zum 1. Januar 2019 - zu dem wir nach wie vor stehen - keine langfristige Personal- und Investitionsplanung für den Betriebshof vorgelegt“, so Eble. „Mit unserer Anfrage wollen wir den Betriebshof auf keinen Fall kritisieren, sondern stärken und Optimierungspotentiale fördern, um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Betriebshofes gerecht zu werden und eine gute Arbeitsgrundlage zu schaffen. Das kommt am Ende uns allen, in jedem Stadtteil und in jeder Ortschaft, zu Gute“, fasst Fraktionschefin Schwerdtner die Anfrage zusammen. Schwierig empfinden die SPD-Politiker nach Aussagen der Bürgerinnen und Bürger das vom Oberbürgermeister selbst geschätzte Krisenmanagement. "Hier ist noch viel Luft nach oben", so fasst die SPD Ratsfraktion die Stimmungslage zusammen.


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