Goslarer wird Opfer von unseriöser Online Trading Plattform

Die Plattform hatte auf ihrer Seite mit Prominenten geworben. Der Goslar verlor einen mittleren fünfstelligen Betrag. Die Polizei gibt Tipps, wie man sich schützen kann.

Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Pixabay

Goslar. In letzter Zeit häufen sich die Hinweise betroffener Bürger, dass zahlreiche Online Trading Plattformen aggressiv beworben werden, die es allerdings nur auf Geldeinzahlungen abgesehen haben. Gehandelt wird nie und das Geld ist verloren. Diese bittere Erfahrung musste jetzt auch ein Goslarer machen, der sich für Kryptowährungen, also digitale Zahlungsmittel, interessierte und bei seinen Recherchen im Internet auf das Angebot von "stocklux.co" aufmerksam wurde, die auf ihrer Seite mit Prominenten warb. Diese hatten angeblich ihr Geld investiert und waren dadurch in den Genuß entsprechender Gewinne gekommen. Dies berichtet die Polizei in einer Pressemitteilung.


Nachdem der Goslarer diese Seite angeklickt hatte, sei er per E-Mail aufgefordert worden, diverse Unterlagen, unter anderem Meldebescheinigung, Kopie des Personalausweises sowie der Kreditkarte, zu übersenden, angeblich damit sein Konto bei der Börse verifiziert werden könne. Einige Tage später habe er zunächst die E-Mail und schließlich einen Anruf eines angeblichen Mitarbeiters erhalten, der sich offenbar per Mobiltelefon aus Schweden meldete, und ihm eine Bankverbindung übermittelte, an der er das Geld überweisen sollte. In der Folge sei es dieser Person gelungen, über ein Fernwartungsprogramm Zugang zum Computer des Goslarers zu erhalten.

Insgesamt erfolgten Abbuchungen in Höhe eines mittleren fünfstelligen Betrages auf Konten in China und Irland.

Im Zusammenhang damit sei die Übersendung von entsprechenden Belegen sowie des Ausdrucks der Barclaysbank erfolgt, in dem man ihm Seriösität und die Überweisung eines deutlich höheren Gesamtbetrages suggeriert habe. Als er misstrauisch wurde und sein Geld zurückverlangte, sei er immer wieder vertröstet worden, bis der unter anderem auch über WhatsApp geführte Kontakt schließlich vollständig abgebrochen sei.

Die Betrugsmasche


Um an das Geld ihrer Opfer zu gelangen, seien die Betrüger einfallsreich und würden sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen. Eine einmal durchgeführte Masche könne sich spätestens morgen schon wieder verändert und angepasst haben.

Die Opfer würden in der Regel via Spam E-Mails, Werbebanner oder soziale Netzwerke auf die Plattformen aufmerksam gemacht. Die Plattformbetreiber würden die Möglichkeiten der Suchmaschinenoptimierung (Google-Suchergebnisse) nutzen und "kaufen" positive Erfahrungsberichte, um Reputation aufzubauen.

Nachdem sich die Interessenten beziehungsweise Kunden über eine Datenmaske auf der Plattform registriert haben, würden sie unverzüglich - meistens innerhalb weniger Minuten - per E-Mail oder telefonisch aus einem Callcenter heraus, von vermeintlichen Mitarbeitern der Plattform kontaktiert. Im Verlauf des Erstkontakts würden die Opfer ihren persönlichen "Brokern" zugewiesen werden, von denen sie in die Funktionsweise der Plattformen eingeführt und zur Zahlung einer "Einlage" aufgefordert werden.

Teilweise würden die Broker auch die Installation einer Remote-Software verlangen unter dem Vorwand, den Personen das Benutzerkonto zu erklären und einzurichten. Währenddessen würden die Betrüger unbemerkt Daten zum Beispiel zu Kreditkarten und Bankkonten stehlen. Mit den so erlangten Zugangsdaten würden die Betrüger später ohne Wissen der Geschädigten weitere Beträge an sich überweisen.

Als Anreiz für höhere Einlagenzahlungen werde den Kunden suggeriert, dass ihnen - je nach Investitionshöhe - von vornherein ein Broker mit langjähriger Berufserfahrung zugeteilt werde und sie eine dementsprechend höhere Renditeaussicht hätten. In der Startphase würden den Kunden erfolgreiche "Trades" mit hohen Gewinnen vorgespiegelt. Hierdurch sollen sie zu weiteren, wesentlich höheren Investitionen verleitet werden. Zahlungen größerer Beträge würden oftmals auf Auslandskonten erfolgen (zum Beispiel Montenegro, Tschechien, Vereinigte Arabische Emirate und so weiter).

Verlangen die Kunden eine Auszahlung oder seien sie nicht mehr zu weiteren Einzahlungen bereit, werde entweder ein durch den Broker verursachter Spekulationsverlust inszeniert oder eine Kontosperrung vorgenommen. Die Kunden hätten somit keine Möglichkeit mehr auf Rückgewinnung ihres investierten Geldes. Beschwerden würden regelmäßig fruchtlos bleiben. Wenn es in Vergangenheit zu Auszahlungen gekommen sei, hätten diese in der Regel nur als Anreiz für weitere Einzahlungen gedient.

Kurze Zeit später verschwinde in der Regel auch die Website, auf der sich die Geschädigten zum Online-Handel angemeldet haben.

Wie kann man sich schützen? Das sagt die Polizei



1. Seien Sie misstrauisch bei Angeboten, die eine sichere Anlage, eine garantierte Rendite, dazu hohe Gewinne und/oder ein nur sehr geringes Risiko versprechen. Misstrauen Sie Bonusversprechungen und Erfolgen auf Demo-Konten.

2. Bevor Sie Gelder investieren oder eine Anlage tätigen, ist zu empfehlen, sich umfassend zu informieren, gegebenenfalls auch bei unabhängigen Organisationen wie zum Beispiel der Verbraucherzentrale.

3. Achten Sie bei Anlageangeboten im Internet darauf, ob ein Impressum angegeben ist. Wer ist Ihr potenzieller Vertragspartner und wo hat er seinen Sitz?

4. Handelt es sich um ein von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Bonn beziehungsweise Frankfurt oder einem anderen Land im Europäischen Wirtschaftsraum lizenziertes Unternehmen? Dies können Sie über die Unternehmensdatenbank der BaFin oder über entsprechende Seiten ausländischer Aufsichtsbehörden abfragen. Außerdem veröffentlicht die BaFin Unternehmen, denen das Geschäft bereits untersagt wurde, auf ihrer Internetseite.

5. Achten Sie bei Ihrer Internetrecherche zu der konkreten Handelsplattform auch auf Warnhinweise ausländischer Behörden. Misstrauen Sie unbedingt sehr positiven Erfahrungsberichten, insbesondere auch von prominenten Geldanlegern. Diese sind häufig von den Handelsplattformen selbst verfasst oder in Auftrag gegeben.

6. Seien Sie bei unaufgeforderten Anrufen im Zusammenhang mit Anlageangeboten skeptisch. Lassen Sie sich nicht auf Beratungsgespräche mit Unbekannten ein.

7. Vorsicht bei Hilfsangeboten. Häufig geben sich Betrüger, die Ihre Kundendaten erworben haben, als Samariter aus, die Sie dabei unterstützen wollen, Ihr verlorenes Geld zurückzuholen.

8. Seien Sie misstrauisch und kontaktieren Sie bei Verdacht die Polizei und/oder die BaFin!


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