Harzer Tourismus schlägt Alarm: 292 Millionen Euro Verlust seit März

Der Harz ist als Tourismusregion abhängig von den Urlaubern, die jedes Jahr in die Region kommen. Doch dank der Corona-Pandemie bleiben diese aus. Nun schlägt der Harzer Tourismusverband Alarm.

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Die Okertalsperre ist im Regelfall ein beliebtes Tourismusziel. In diesem Jahr wird dies wohl nicht der Fall sein. Zum Leidwesen der regionalen Wirtschaft.
Die Okertalsperre ist im Regelfall ein beliebtes Tourismusziel. In diesem Jahr wird dies wohl nicht der Fall sein. Zum Leidwesen der regionalen Wirtschaft. | Foto: aktuell24/DC

Goslar. Der Harz ist wie kein anderes Gebiet in der Region abhängig vom Tourismus. Doch in Zeiten von Corona finden keine Tagesausflüge an die Goslarer Kaiserpfalz statt und in Bad Harzburg bleiben die Hotelbetten leer. Das bedeutet besondere Herausforderungen für die Branche. In einer Pressemitteilung rechnet der Harzer Tourismusverband (HTV) nun mit Umsatzausfällen von etwa 265 Millionen Euro. Nun liege es an der Politik zu handeln, glaubt die Interessenvertretung.


Seit Jahren jagte ein Übernachtungsrekord im Harz den nächsten. Übernachteten 2015 noch 1,05 Millionen Menschen im Mittelgebirge, waren es im vergangenen Jahr bereits 1,27 Millionen, ein Anstieg um ein knappes Viertel. Doch mit Corona bleiben die Übernachtungen aus, selbst die Tagesausflüge, immerhin rund 28 Millionen jährlich laut HTV, fallen wegen der Kontaktsperre ins Wasser. Dabei ist der Harz besonders abhängig von den Einnahmen aus dem Fremdenverkehr.

Demnach nehmen die Hoteliers, Gastwirte, Einzelhandel und deren Dienstleister jährlich rund 1,7 Milliarden Euro ein. Zum Vergleich: Im Haushalt des Landkreises Goslar sind knapp 290 Millionen Euro als Erträge verzeichnet. Damit setzt der Landkreis Goslar als Institution gerade einmal 17 Prozent von dem um, was der Tourismus um den Harz herum erwirtschaftet. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Der Frühlingstourismus fällt weg und damit wichtige Einnahmen. Allein in März und April, so der HTV, habe man auf etwa 292 Millionen Euro Umsatz verzichten müssen. Dies entspricht einmal dem Haushalt des erwähnten Landkreises.

Strukturelle Abhängigkeit der Harzer vom Tourismus


Laut einer Erhebung des Landkreises Goslar aus dem Jahr 2018 waren im Landkreis rund 26 Prozent der Arbeitnehmer im Gebiet "Handel, Gastgewerbe, Verkehr" angestellt, weitere 46 Prozent im Dienstleistungsbereich, der direkt oder indirekt vom Fremdenverkehr abhängig ist. Im Gesamtharz gibt es dem HTV zufolge Gemeinden, in denen über die Hälfte der Arbeitnehmer ihr Haupteinkommen aus dem Tourismus zieht. Die vielen privaten Zimmer, die als Nebenverdienst vermietet werden, sind hier noch gar nicht eingerechnet.

Zwar versuchten gerade Restaurants und Imbisse die Verdienste durch Lieferangebote und Außerhausverkauf aufzubessern, eine wirkliche Erleichterung oder gar einen Ersatz liefere das jedoch nicht. Auch die aktuellen Lockerungen würden wenig bis gar nicht helfen. Zwar kompensierten die Lockerungen teils die Folgen für den Einzelhandel, Wirtschaften und Hotels hätten jedoch nichts davon. Und wenn die nichts verdienen, hätten sie auch keinen Platz für Investitionen, die den Dienstleistungssektor unterstützen. Dieser Gedanken ließe sich noch weiterspinnen.

HTV fordert Untersützung der Politik


Doch was nun? An den Folgen habe die Branche noch lange zu knabbern, ist sich der Harzer Tourismusverband sicher. Umsatzausfälle in dieser Höhe ließen sich nicht so einfach kompensieren, zumal gerade für größere Betriebe nur Hilfskredite aus dem Topf der Bundes- und Landesregierung zur Verfügung stünden. Die Wirtschaftshilfen könnten zwar kurzfristig unterstützen, am Ende stünde aber die Gefahr, dass das Problem nur verschoben, aber nicht gelöst würde. Zum Teil verstaatlichte Unternehmen, wie etwa Museen, hätten gar keinen Anspruch auf solche Hilfe. Wenn den Gemeinden aber die Steuern wegbrechen, dann steht meist auch kein Geld mehr für solche Einrichtungen bereit.

Deshalb fordert der HTV nun konkrete Maßnahmen von der Politik, die dem Tourismus durch die Pandemie helfen sollen. So solle sich die Verteilung der nicht zurückzahlbaren Zuschüsse auch an der Größe der finanziellen Ausfälle orientieren, nicht nur an der Größe des Betriebes. Die müssten auch allen, wirklich allen, in Not geratenen Betrieben zur Verfügung stehen. Unterstützung, wie das Kurzarbeitergeld, müssten ausgebaut werden. Außerdem dürften die Sommerferien nicht verkürzt werden, wenn der Reiseverkehr wieder zulässig sei. Sonst, so die Befürchtung des HTV, könnte sich die Situation von Deutschlands ältester Tourismusregion, noch weiter verschärfen.


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