Harzer Tourismustag - Nachhaltigkeit als Zukunftsperspektive


Bei den Harzer Tourismustagen ging es vor allem um die Zukunft des Waldes nach den zerstörerischen vergangenen Sommern. Foto: HTV, L. Weber
Bei den Harzer Tourismustagen ging es vor allem um die Zukunft des Waldes nach den zerstörerischen vergangenen Sommern. Foto: HTV, L. Weber

Goslar. Der jährliche Harzer Tourismustag hat sich als Branchentreff der Touristiker aus der gesamten Region etabliert. Der damit verbundenen Mitgliederversammlung des Harzer Tourismusverbandes geht eine Fachtagung voran, die aktuelle Themen und Entwicklungen aufgreift. Am Dienstag beschäftigten sich die Teilnehmer mit dem brandaktuellen Thema der Nachhaltigkeit. Der Harzer Tourismusverband e.V. berichtet in einer Pressemitteilung.


Über 100 Teilnehmer aus Politik und Wirtschaft, aus Verbänden, Partnereinrichtungen und lokalen Tourismusorganisationen waren der Einladung des HTV nach Goslar gefolgt.
Das Klima verändert sich, diese Tatsache lässt sich nicht leugnen. Was kann auf uns zukommen? Wie eng sind diese Ereignisse mit dem Tourismus verbunden und was können wir tun? – im Großen wie im Kleinen. Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Vormittags.

Verstört von Kahlschlägen


Nach einer fachkundigen Einführung von Prof. Dr. Wolfgang Strasdas vom Zentrum für Nachhaltigen Tourismus zeigten Maja Eidmann vom FLUX-Biohotel Werratal sowie Julia Thielecke und Marvin Freystein vom Familienunternehmen Brockenbauer Thielecke aus Tanne eindrucksvoll, wie der Nachhaltigkeitsgedanke in viele Unternehmensbereiche Einzug halten kann. Die Botschaft: Jeder kann und sollte einen Beitrag für eine nachhaltige Gesellschaft leisten. Doch für eine ausschließliche Prävention ist es leider bereits zu spät. In den letzten beiden Jahren musste der Harz schmerzlich erfahren, dass man den Auswirkungen des Klimawandels – den extremen Wettersituationen, den Stürmen, Hitzewellen oder Dürreperioden – nur bedingt etwas entgegen zu setzen hat. Die daraus resultierende aktuelle Waldsituation im Harz macht nicht nur den verantwortlichen Forstwirten und Waldbesitzern große Sorgen. Einheimische wie auch Touristen reagieren verstört auf den Anblick von Totholz und Kahlschlägen. Vor diesem Hintergrund hat der HTV wichtige Akteure und Partner zusammengerufen. Unter derInitiative Der Wald ruft… verfolgt er seit kurzem eine umfassende Kommunikationsstrategie. Carola Schmidt, Geschäftsführerin des HTV, stellte dieseInitiative und erste daraus resultierende Maßnahmen vor.

Initiative "Der Wald ruft…."


Jahrelang waren die Klimadiskussionen im Harz auf den Rückgang der schneesicheren Tage im Oberharz beschränkt. Nun stellt der Klimawandel die Region vor ganz andere, neue Herausforderungen. Mehr als viele vergleichbare Waldregionen in Deutschland hat der Harz unter den Stürmen, Hitzerekorden und Dürren der letzten beiden Jahre gelitten. Diese Wetter- und Klimaereignisse haben dem Borkenkäfer beste Bedingungen beschert. Sein "Werk" ist weithin sichtbar.

Problematisch für den Tourismus: Im Nationalparkgebiet - an touristischen Hotspots entlang der Bundestraße 4 oder der Fahrstrecke der Brockenbahn sind die Schäden besonders sichtbar - wird das Totholz nicht entfernt. Die Gäste machen sich ihre Gedanken und konfrontieren die Touristiker im Harz mit einem breiten Meinungsbild. Vom interessierten Waldbeobachter, der in dem Prozess eine Chance für die neu entstehende Wildnis sieht, bis hin zum verständnislosen Kritiker, der den Verantwortlichen Inkompetenz und Tatenlosigkeit vorwirft - ist alles dabei.

Um falschen Rückschlüssen aufgrund unzureichender Information entgegenzuwirken, hat der Harzer Tourismusverband bereits im September die Initiative "Der Wald ruft…" auf den Weg gebracht. Nach wenigen Wochen intensiver Hintergrundarbeit steht nun die Kommunikationsstrategie. So wurden zunächst relevante Printprodukte sowie die Webseite des Verbandes um entsprechende Informationen ergänzt. Auch ein Flyer soll erarbeitet werden.

Im Kern geht es darum, Gäste, Einheimische und interessierte Besucher zu informieren, proaktiv in die sichtbar werdenden Entwicklungen einzubeziehen und den Blick für die damit verbundenen dynamischen Naturprozesse zu schärfen. Es gilt über die unterschiedlichen Handlungsstrategien im Wirtschaftswald und im Nationalpark Harz zu informieren und um Verständnis für unterschiedliche Prioritätensetzungen zu werben. Den aktuellen Herausforderungen adäquat zu begegnen, bedeutet einen enormen finanziellen aber vor allem personellen Einsatz, zumeist unter schwierigen und gefährlichen Bedingungen.

Wanderwege können nicht immer Priorität genießen


Nicht immer können dabei die Interessen der Wanderer nach beräumten und gut hergerichteten Waldwegen Priorität genießen. Das sollten Gäste wissen, Verständnis zeigen und bestenfalls durch Aktivitäten unterstützen. Letztere sinnvoll zu entwickeln und zu organisieren ist ebenfalls Ziel der Initiative. Dabei haben die bisherigen Erfahrungen bereits gezeigt, dass eine intensive Aufklärung und Information die Menschen erreicht und ihr Meinungsbild positiv beeinflusst.
In einer eher mittelfristig angelegten Planung sollen zudem tourismusbezogene Produkte entwickelt werden, die eine attraktive, aktuelle und zielgruppengerechte Kommunikation zum Thema Wald in den nächsten Jahren unterstützen. Dabei gilt es auch, den Drang zum aktiven Handeln - insbesondere bei jüngeren Zielgruppen - erfolgversprechend in sinnvolle Projekte und Initiativen zu lenken.

Die Initiative wird gemeinschaftlich getragen von den Niedersächsischen Landesforsten, den Harzer Betriebsteilen des Landesforstbetriebs Sachsen-Anhalt, dem Waldbesitzerverband Sachsen-Anhalt, dem Harzklub e.V., dem Regionalverband Harz e.V., dem Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz und dem Nationalpark Harz. Das Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt hat eine Förderung der ersten – noch in diesem Jahr zu realisierenden Maßnahmen – in Aussicht gestellt.

30 Jahre länderübergreifende Zusammenarbeit im Harz


Im Verlauf der Mitgliederversammlung wurden durch die turnusmäßigen Beschlüsse zum Haushalts- und Stellenplan 2020 grundlegende Voraussetzungen für die Arbeit im kommenden Jahr geschaffen. Zudem fand eine Nachwahl in den Abteilungsvorstand Marketing statt. Nach einem personellen Wechsel in der Rosenstadt Sangerhausen Tourismus GmbH, wird diese im Abteilungsvorstand Marketing zukünftig vom neuen Geschäftsführer Matthias Grünberg, vertreten. Christian Klamt, neuer kaufmännischer Leiter der Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB), übernahm den Sitz von Matthias Wagener, Geschäftsführer der HSB. Neu in den Abteilungsvorstand Marketing für den Bereich Hotellerie/ sonstige am Tourismus beteiligte Unternehmen wurde Kerstin Nagy vom Hotel am Anger in Wernigerode bzw. vom DEHOGA Kreisverband Harz (Sachsen-Anhalt) gewählt.

Die Tourismusentwicklung im Aufwärtstrend


Der jährliche Tourismustag ist auch Anlass einen Blick auf die aktuellen touristischen Entwicklungen zu werfen. Trotz befürchteter Rückgänge aufgrund der wiederholten Sommerdürre und den sichtbarer werdenden Waldschäden verlief das Jahr bisher sehr zufriedenstellend.

Der Gesamtharz verzeichnete bis einschließlich August einen Zuwachs bei den Übernachtungszahlen von 4,9 Prozent. Von der erfreulichen Steigerung profitierten die Harzteile in Niedersachsen (+ 4,3 Prozent) und Sachsen-Anhalt (+ 6,7 Prozent) in vergleichbaren Größenordnungen. Der bisher im thüringischen Südharz verbuchte, geringfügige Rückgang von 0,8 Prozent bei den Übernachtungszahlen kann mit Blick auf die gut gebuchten Herbstmonate durchaus aufgeholt werden. Die Zahlen aus der für den Harz so wichtigen Herbst- und Wandersaison liegen insgesamt noch nicht vor, sollten aber – so die Erwartungen - den positiven Aufwärtstrend bestätigen. Damit kann die Gesamtdestination voraussichtlich das sechste Jahr in Folge das Vorjahresniveau im Bereich der statistisch erfassten Übernachtungen überbieten.


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