Goslar. Der Jugendhilfeausschusses hat sich am Montag für eine langfristige Einführung des "mehrdimensionalen Klassenmanagements" ausgesprochen. Das Konzept sei zuvor in insgesamt 17 Schulen zum Einsatz pilotiert worden, teilte der Landkreis am heutigen Donnerstag mit. Der Landrat sei damit beauftragt worden, nach einem Ausschreibungsverfahren mit den Trägern der freien Jugendhilfe im Kreisgebiet eine entsprechende Vereinbarung zur Zusammenarbeit zu schließen, hieß es. Die endgültige Entscheidung obliegt dem Kreistag, der am 12. Dezember zu seiner nächsten Sitzung zusammentritt.
Unter der Bezeichnung "Mehrdimensionales Klassenmanagement", verbirgt sich ein Konzept, das im Landkreis Goslar in den zurückliegenden vier Jahren erprobt wurde und die Schulen dabei unterstützen soll, die Herausforderungen, die eine "inklusive Beschulung" an sie stellt, zu meistern. Im Mittelpunkt stünden dabei die Bedürfnisse der Kinder, die allesamt einen bestmöglichen Zugang zur Bildung erhalten sollten, hieß es.
Menschen mit Behinderung soll aktive Teilhabe an Schulleben ermöglicht werden
In Niedersachsen wurde die "inklusive Schule" zum Schuljahresbeginn 2013/14 verbindlich eingeführt. Sie soll allen Schülern einen barrierefreien und gleichberechtigten Zugang zu den niedersächsischen Schulen ermöglichen, hieß es weiter. Grundsätzliches Ziel der Inklusion sei die aktive Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben. Das Recht auf Bildung schließe das ausdrücklich ein.
Anders als in Förderschulen werden die Lehrer in der Regelschule jedoch nur bedingt durch Assistenzkräfte unterstützt, heißt es in dem knapp 20-seitigen Konzept zum mehrdimensionalen Klassenmanagement. Den Schülern mit Förderbedarf stünden derzeit meist so genannte Schulbegleiter zur Seite, die aber keine schulischen Inhalte vermittelten, sondern begleitende Unterstützung beispielsweise im pflegerischen und alltäglichen Bereich leisten würden, hieß es. Eine gelungene Inklusion erfordere also eine erhebliche Anpassung der Didaktik und Methodik und stelle auch in erzieherischer Hinsicht hohe Anforderungen an die Lehrkräfte. Das mehrdimensionale Klassenmanagement solle an dieser Ausgangslage ansetzen und den Schulen mit ganzheitlichem Blick dabei helfen, Problemlagen zu erkennen und zielorientierte Lösungen zu entwickeln, hieß es weiter.
Klassenmanager sollen kooperativ Lösungen suchen
Zum Einsatz könne das "mehrdimensionale Klassenmanagement" beispielsweise kommen, wenn eine Lehrkraft feststellt, dass die Ausschöpfung des vorhandenen schulischen Instrumentariums bislang nicht dazu geführt hat, den Bedürfnissen aller Schüler bestmöglich zu entsprechen und eine entspannte und konstruktive Lernatmosphäre zu schaffen. Geschulte Dritte (beispielsweise Träger der freien Jugendhilfe) könnten dann die Situation in der Klasse beobachten und unter Einbeziehung von Lehrkräften, Schülern und Erziehungsberechtigten Maßnahmen entwickeln, die zu einer Verbesserung der Situation und Lernatmosphäre beitragen sollen. Zu diesen Maßnahmen, die zunächst so niederschwellig wie möglich ansetzen sollen, könne es im Verlauf jedoch auch gehören, dass weiterer, systemübergreifender Hilfebedarf durch andere Institutionen festgestellt werde, hieß es.
Grundsätzlich sei das mehrdimensionale Klassenmanagement als "Hilfe zur Selbsthilfe" angelegt. Die von außen eingesetzten "Klassenmanager" sollten nie belehrend oder mit dem "erhobenen Zeigefinger" agieren, sondern in Kooperation aller betroffenen Akteure Lösungsansätze entwickeln, hieß es weiter.
Schwierige Haushaltslage beschäftigt Ausschuss
Zu Beginn der Sitzung ging es zudem um Haushaltsfragen. Frank Dreßler, Leiter des Fachbereiches Jugend, Soziales und Familie, blickte zu Beginn der Sitzung in seinem Bericht zu den Eckdaten für den Haushaltsplan 2023 angesichts der zahlreichen Krisenereignisse auf eine schwierige Gemengelage. "In der aktuellen Situation, in der uns nicht nur die Ankunft hunderter Geflüchteter und die allgegenwärtige Energiekrise beschäftigen, ist eine verlässliche Haushalts-Prognose sehr schwierig", sagte er. "In vielen Bereichen, so unter anderem beim Wohngeld, müssen wir schon allein aufgrund bevorstehender Gesetzesänderungen mit deutlichen Mehrausgaben rechnen." Und auch in anderen Bereichen des Sozialhaushaltes seien höhere Kosten bereits abzusehen. So steigen laut Dreßler beispielsweise die Kosten für die "Hilfe zur Pflege", die bei der Unterbringung in Alten- und Pflegeheimen greift, sprunghaft an.
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