Braunschweig/Goslar. Ab Mittwoch wird vor dem Landgericht Braunschweig ein besonders schrecklicher Fall von Stalking verhandelt. Eine 20-Jährige und ein 24-Jähriger sollen eine junge Frau aus dem Landkreis Goslar zwischen Mai 2020 und November 2022 derartig terrorisiert haben, bis diese keinen anderen Ausweg mehr sah, als sich das Leben zu nehmen.
Wie der Prozessvorschau des Landgerichts zu entnehmen ist, soll der 24-jährige Angeklagte mit dem späteren Opfer zunächst durch eine Liebesbeziehung verbunden gewesen sein. Im Rahmen der Beziehung soll es aber häufiger Konflikte gegeben und der 24-jährige Angeklagte soll ein Verhältnis mit der 20-jährigen Angeklagten begonnen haben. Diese sollen dann den Entschluss gefasst haben, der jungen Frau das Leben schwer zu machen.
Terror nimmt kein Ende
Hierzu sollen sie unter anderem eine Trauerkarte mit der Aufschrift „Herzliche Anteilnahme zur Trennung“ und einem selbst verfassten Text in den Briefkasten ihres Opfers geworfen haben, die von dem Inhalt persönlich getroffen gewesen sei. Darüber hinaus soll die 20-jährige Angeklagte die junge Frau diverse Male über die sozialen Medien kontaktiert haben.
Im August 2021 hätten sich der 24-Jährigen und das spätere Opfer dann getrennt, woraufhin die beiden Angeklagten beschlossen haben sollen, diese gar nicht mehr in Ruhe zu lassen.
An nicht näher bestimmbaren Tagen im Tatzeitraum, jedoch beinahe täglich, soll der 24-jährige Angeklagte an dem Wohnhaus der Geschädigten vorbeigefahren sein, um diese dadurch in ihrer Lebensführung zu stören. Darüber hinaus sollen die beiden Angeklagten seit Ende August 2021 die junge Frau mit unterdrückter Nummer angerufen haben. Die Anrufe seien des nachts und so häufig gewesen, dass diese nicht mehr habe schlafen können. Außerdem soll der 24-jährige Angeklagte sein Opfer im Straßenverkehr mehrfach mit seinem Fahrzeug überholt haben und anschließend rechts rangefahren sein, um die Geschädigte passieren zu lassen. Am 14. Oktober 2022 sollen beide Angeklagte das Opfer unter anderem durch Umkreisungsmanöver mit dem Auto auf einem Parkplatz geängstigt haben.
Am 3. November 2022 sollen die Angeklagten dem Opfer auf ihrer Laufstrecke aufgelauert haben, um sodann mit ihrem Auto stark zu beschleunigen und erst kurz vor ihr zu bremsen, sodass diese geglaubt habe, die Angeklagten würden sie überfahren. Es sei ein Streitgespräch entstanden bei dem die junge Frau die Angeklagten mit diversen Vorwürfen konfrontiert haben soll, die vom 24-jährigen Angeklagten abgestritten worden sein sollen. Die 20-jährige Angeklagte soll währenddessen gefilmt haben.
Junge Frau nimmt sich das Leben
Die junge Frau soll fortwährend unter dem Eindruck des Geschehens gestanden haben und hat offenbar keinen anderen Ausweg gesehen, den Angeklagten zu entfliehen, als ihr Leben zu beenden. Am 7. November 2022 soll sie heimlich ihr Elternhaus verlassen und sich zur Strecke des Regionalzugs begeben haben. Dort habe sie sich schließlich vom Regionalzug erfassen lassen. Sie junge Frau starb an ihren Verletzungen.
Für den Prozess sind insgesamt 14 Verhandlungstag angesetzt. Das Urteil könnte demnach am 4. April fallen.