Goslar. Seit Ende des letzten Jahres gibt es in der Kaiserpfalz eine neue Attraktion: Audioguides für Kinder und Jugendliche. Geeignet ist die geschichtlich ausgerichtete Tour in Deutsch oder Englisch für alle ab acht Jahren. Darüber informierte die Stadt Goslar am heutigen Dienstag.

An 15 Stationen erfahren die Teilnehmenden in genau 39 Minuten und 35 Sekunden – durch interaktive Quizze untermalt – geschichtliche Aspekte zur Goslarer Kaiserpfalz. Dazu trifft die Schülerin Miri in der Pfalz auf den 18- jährigen König Heinrich IV., der ihr als Geist in dem Zwei-Personen-Stück seine Geschichte erzählt, die eng mit Goslar und der Pfalz verbunden ist: Denn der Geschichte nach, wurde er sogar in Goslar geboren. Miri, die aufgeweckte Zwölfjährige, ordnet seine Erzählungen in die heutige Zeit ein. So entwickeln sich Spannungsfelder zwischen den Akteuren, die die Tour zu einem kurzweiligen Erlebnis machen. Gegen eine Leihgebühr von 2,50 Euro werden die Audioguide-Geräte für die Tour ausgehändigt. Das Projekt mit soziokulturellem Ansatz ist in Zusammenarbeit des Fachbereichs Kultur der Stadt Goslar und der Berliner Firma „tonwelt GmbH“ innerhalb von zwei Jahren entstanden.

Nachfrage nach Audioguide für Kinder war groß

Eine Audioguide-Tour in der Goslarer Kaiserpfalz für Erwachsene gibt es bereits seit Langem – in Deutsch, Englisch, Dänisch und Niederländisch sowie nachgekauft in Chinesisch und Russisch. Die Tour erfreue sich großer Beliebtheit. Während der Corona- Pandemie erhöhte sich dann merkbar die Nachfrage, für eine speziell auf Kinder und Jugendliche abgestellte Tour. Zusammen mit dem Team der Kaiserpfalz entwickelte ihr wissenschaftlicher Leiter, Dr. Jan Habermann in Kooperation mit dem Fachbereich Kultur der Stadt Goslar und der Berliner Firma „tonwelt GmbH“ seit Frühjahr 2021 das Konzept für junge Menschen. Grundlagen der Entstehungsgeschichte waren unter anderem ein Workshop zur Ideenfindung, eine Protagonisten-Suche sowie die Gestaltung eines Drehbuchs, begleitet von Dramaturg Klaus Kowatsch. Eine Protagonistenwahl fiel aufgrund seines Bezugs zu Goslar schnell auf Heinrich IV.. Als Gegenpart sollte nun ein weiblicher Charakter mit internationalem Namen her: So war Miri geboren. Ein weiterer Schritt in der Konzeption war die Zuordnung des Alters – also wer fragt, wer hinterfragt, wer lernt von wem?

Voneinander lernen

Dass nur Jüngere viel von Älteren lernen können, diese Ansicht und gängige Annahme durchbricht und widerlegt das entstandene Konzept. Nicht nur der ehemalige König fordert Miri mit den historischen Ereignissen – auch Miri fordert den jungen früheren König aus dem 11. Jahrhundert, indem sie beispielhaft erwähnt, ihr Wissen „gegoogelt“ zu haben. Ein Gespräch aus zwei Welten. Die bis zu vier minütigen Gesprächssequenzen sind interaktiv mit zwei Quizzen aufgelockert. Per Tastendruck kann auf der Tastatur des Audioguide-Geräts, das im Format einem älteren Handy ähnelt, die geschätzte Antwort eingegeben werden. Auch an den Stationen startet die Kinder-Familien-Spur durch Nummerneingabe. Die Stationen für Kinder und Jugendliche sind anhand entsprechenderPiktogramme erkennbar.

Am Projekt beteiligt waren auch 17 Gästebetreuerinnen und -betreuer der Kaiserpfalz und des Museums. Sie bezeichnen sich gern selbst als Erklärerin oder Erklärer und sind am Puls der Zeit – so waren ihnen die Wünsche und Erwartungen der jungen Menschen an ein junges Konzept nah und bewusst. Eine der wichtigsten Grundlagen für das ansprechende Audioguide-Konzept, für das Jan Habermann auch seine damals 10-jährige Tochter mit ins Boot holte, um auf die unterschiedlichen Interessen von Kindern und Erwachsenen zu achten und die Story verständlich zu gestalten.