Kinder- und Jugendschutztag thematisierte sexuelle Gewalt


150 Grundschüler bei der Aufführung des Präventionstheaterstücks „Ganz schön blöd!“ Foto: Landkreis Goslar
150 Grundschüler bei der Aufführung des Präventionstheaterstücks „Ganz schön blöd!“ Foto: Landkreis Goslar | Foto: Landkreis Goslar

Goslar. Das Thema sexuelle Gewalt stand im Mittelpunkt des Kinder- und Jugendschutztages 2018, der am Mittwoch vom Netzwerk Familie im Landkreis Goslar veranstaltet wurde. Am heutigen Vormittag folgten rund 150 Kinder der Einladung des Netzwerkes und fanden sich pünktlich mit ihren Lehrkräften im Kreishaus ein. Das berichtet der Landkreis Goslar.


Mit dem Präventions-Theaterstück „Ganz schön blöd!“ des Vereins „Zartbitter e.V.“ wurden die Grundschüler an das sensible Thema kindgerecht herangeführt.

Mit viel Lebensfreude und Musik stärkt das Stück das Vertrauen von Kindern in die eigene Wahrnehmung, unterscheidet zwischen schönen und blöden Gefühlen, fördert ein gesundes Misstrauen gegenüber Grenzverletzungen und somit das Vertrauen in sich selbst. Unter Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Präventionskonzepte vermittelte das Stück den jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Kinder- und Jugendschutztages, dass es mutig ist, zu den eigenen Ängsten zu stehen und sich in komischen und belastenden Situationen Hilfe zu holen – denn „Hilfe holen ist kein Petzen und kein Verrat!“ Aufgegriffen wurden auch Phänomene der digitalen Welt, wie Handygewalt und sexuelle Ausbeutung im Internet und per Spielkonsole.

"Wichtiges Thema muss sensibilisiert werden


Petra Franke, Netzwerkkoordinatorin und Fachkraft für den Kinderschutz beim Landkreis Goslar, ist überzeugt, dass Kinder wiederkehrend für dieses wichtige Thema sensibilisiert werden müssen, denn sexuelle Übergriffe können dramatische Auswirkungen auf die weitere Entwicklung haben. „Welche Spuren sexuelle Gewalt hinterlässt und wie schwer die Folgen sind, hängt von vielen Faktoren ab, deshalb ist es wichtig, diesem Themenkomplex mit größtmöglicher Prävention zu begegnen und ein klares Zeichen zu setzen“, sagt Kinderschutzfachfrau Franke.
Nach dem Mittag waren dann die Erwachsenen an der Reihe. Für rund 120 Fachkräfte und Interessierte wurde zunächst das Theaterstück wiederholt. Im Anschluss daran hielten Sozialpädagogin Roswitha Gemke und Psychologin Ann-Kristin Hartz von der Braunschweiger Frauen- und Mädchenberatung bei sexuelle Gewalt e.V. einen Vortrag zum Thema „Sexuelle Gewalt – was tun? Einblicke in die Grundlagen, Therapien und Vorgehen“.

Allein im Hellfeld 13.000 Fälle


Für das Jahr 2017 verzeichnet die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) bundesweit über 13.000 Ermittlungs- und Strafverfahren allein nur für sexuellen Kindesmissbrauch (§§ 176, 176a, 176b StGB). Opfer dieser Taten sind zu etwa 75 Prozent Mädchen und 25 Prozent Jungen. Bei diesen Zahlen handelt es sich um das so genannte Hellfeld.
Das Dunkelfeld ist jedoch weitaus größer. Entsprechende Forschungen aus den vergangenen Jahren gehen davon aus, dass jede/r Siebte bis Achte in Deutschland sexuelle Gewalt in Kindheit und Jugend erlitten hat. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht von rund 18 Millionen Minderjährigen aus, die in Europa von sexueller Gewalt betroffen sind.


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