Goslar. In einer Pressemitteilung hat die Initiativgruppe Altstadt Goslar zur Erhaltung und Förderung der Altstadt ihre Besorgnis über die im Stadtarchiv gelagerte Sammlung zum Ausdruck gebracht. Es ist die Rede von einer akuten Gefährdung der Bestände durch zu hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen und gar von Untätigkeit der Verantwortlichen. regionalHeute.de hat bei der Stadt Goslar, die das Archiv betreibt, nachgefragt, ob tatsächlich um die teils mehrere hundert Jahre alten Schriftstücke gebangt werden muss.
Wie die Initiativgruppe Altstadt Goslar zur Erhaltung und Förderung der Altstadt schreibt, hätten die Temperaturen im Archivraum im vergangenen Jahr bei bis zu 26 Grad anstatt der maximal vorgesehenen 18 Grad gelegen. Aufgrund der Erwärmung sei es bereits zu Schäden an mittelalterlichen Urkunden mit Wachssiegeln sowie an Bucheinbänden und an weiteren Archivalien gekommen. Seit Jahresbeginn habe die Temperatur gesenkt werden können, jedoch sei die Luftfeuchtigkeit in den Beständen auf bis zu 70 Prozent angestiegen. Letzteres belege, dass die bisher getroffenen Maßnahmen zum Schutz der Bestände nicht ausreichend seien und jedes weitere Zögern würde einer fahrlässigen Vernichtung des kulturellen Erbes gleichkommen.
Appell an die Verantwortlichen
Die Dokumente im Stadtarchiv Goslar seien Zeugnisse der gemeinsamen sowie Teil der nationalen und europäischen Geschichte, sie dürften nicht durch unsachgemäße Aufbewahrung aufs Spiel gesetzt werden. Konkret fordert die Initiative eine Offenlegung des Ausmaßes der Schäden gegenüber der Öffentlichkeit, eine fachgerechte Restaurierung der geschädigten Gegenstände und nachhaltige Investitionen in moderne Klimatisierung, Monitoring und Prävention zum Erhalt des Archivgutes. Außerdem werden kurzfristig schnelle und effektive Maßnahmen zur Regulierung der Temperatur und Luftfeuchtigkeit in allen Archivräumen sowie das vorübergehende Aufstellen von Raumluftentfeuchtern gefordert.
Auch in der Kommunalpolitik wird die Angelegenheit demnächst Thema sein, denn Ratsherr Henning Wehrmann hat gestern eine entsprechende Anfrage in den Ausschuss für Weltkulturerbe, Stadtgeschichte und Kultur eingebracht. Diese Anfrage soll im kommenden Monat behandelt werden. Nachdem bereits die SPD-Ratsfraktion das Thema in den politischen Gremien auf den Tisch brachte und offenbar Mängel bei der Aufbewahrung des wertvollen Archivguts zur Sprache brachte, fordert Wehrmann nun Antworten von der Stadtverwaltung.
So äußert sich die Stadt Goslar
Auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt Stadtsprecherin Daniela Siegl, dass es technische Mängel an der Klimaanlage im Stadtarchiv gibt. Die Werte, die eine akute Gefahr für das Archivgut auslösen, seien bisher jedoch nur punktuell überschritten worden. Dank engmaschiger Kontrollen, dem Aufstellen einer mobilen Klimaanlage und mobiler Luftentfeuchter sowie der Betreuung durch das Goslarer Gebäudemanagement (GGM) würde bisher kein bleibender Schaden am Archivgut vorliegen. Eine neue Klimaanlage werde noch in dieser Woche beauftragt, zudem werde die Situation kontinuierlich überwacht. Insgesamt schätze man das Klima im Archiv als stabil ein.