Goslar. Viel Interessierte kamen am Dienstagabend zur Podiumsdiskussion anlässlich der aktuellen Krankenhaus-Debatte im Landkreis. Der DGB-Kreisverband lud dazu unter dem Leitthema „Das Goslarer Krankenhaus auf dem Prüfstand – sind Patientensicherheit und Gewinnstreben verinbar?“ ins Schiefer ein. Teilnehmer waren Landrat Thomas Brych und Geschäftsführerin der Asklepios Harz Klinik Adelheid May auch ver.di Bezirksgeschäftsführer Sebastian Wertmüller und Hausarzt Jens Suckstorff.
Die Diskussion komme zu spät, findet Gewerkschafter Sebastian Wertmüller. Hätte man diese zum Zeitpunkt des Verkaufs der Häuser geführt, wäre das gut gewesen. Ihm bekannte einzelne Situationen aus den Krankenhäusern wolle er wegen des „schwierigen Spagats“, den eine Gewerkschaft zwischen Geschäftsführung und Mitarbeitern leisten müsse, nicht konkret beschreiben. Asklepios müsse jedoch in Zukunft über die Pflegebedingungen sprechen. Zur Forderung der CDU im Kreistag (regionalHeute.de berichtete) gab er zu bedenken, dass für einen Trägerwechsel der derzeitige Betreiber bereit sein müsse zu verkaufen. Da die Krankenhäuser seines Wissens schwarze Zahlen schreiben würde, gebe es für Asklepios wohl kaum einen Grund zu verkaufen.
Landrat kritisiert
Die Kritik am Krankenhaus sei besonders in Goslar stark präsent, sagte Landrat Thomas Brych – vergleichbares habe er bisher nicht erlebt. Diese werde ihm von Patienten, Angestellten und ansässigen Ärzten zugetragen. Die Auflösung des Beirates habe ihn persönlich sehr getroffen: Die Beschlüsse aus der Komunalpolitik habe er an die Geschäftsführung weitergetragen - seine Bitten und Forderungen seien dabei schlicht ignoriert worden. Er persönlich werde nicht akzeptieren, dass Kritiker von der Geschäftsführung als Angreifer wahrgenommen, bekräftigte der Landrat gegenüber Adelheid May.Um die Zustände zu verdeutlichen nahm Brych kein Blatt vor den Mund: Dass ein Patient lange warten muss bis er „von seinem eigenen Kot“ befreit würde, sei nicht hinnehmbar. Ein Unternehmen effizient zu führen sei legitim, im Bereich der Krankenversorgung müsse jedoch die Humanität einen ebenso hohen Stellenwert einnehmen.
Geschäftsführerin verteidigt
Die Geschäftsführerin der Asklepios Harz Kliniken, Adelheid May, meinte zugeben zu müssen, dass die Kommunikation beim Thema Beirat „nicht ganz glücklich“ verlaufen sei - aber man wolle einen neues Gremium einrichten. Kein „Kontrollgremium“ wie es der ehemalige Beirat gewesen sei, sondern ein beratendes Gremium. Vorwürfe zu wenig in Personal zu investieren wies sie mit zwei Argumenten zurück: Zum einen werde es seitens der Bundespolitik nicht einfach gemacht Erlöse zu erzielen, zum anderen würde es bei ständig schwankenden Patientenzahlen zu zeitweisen Überöastungen des Personals kommen. Gebe es mehr Erlöse könnte natürlich auch mehr in Personal investiert werden. Die selben Schwierigkeiten gebe es jedoch in vielen Krankenhäusern bundesweit, erklärt May. Rund um die Harz Kliniken könne die Bevölkerung jedoch „froh“ sein, dass das Goslarer Krankenhaus „betriebswirtschafltich Gesund“ sei. Stark kritisiert wurde während der Debatte auch die innerbetriebliche Kommunikation und die un zufriedenheit der Patienten. Mays Antwort: Sie habe auch als „Top-Managerin“ die Aufgabe mit Mitarbeitern vor Ort zu sprechen und die Lage zu sondieren. Sie hab sogar schon einmal an einer Frühschicht teilgenommen. Außerdem gebe es Flyer in denen Patienten das Krankenhaus bewerten können. Die Teams mit der höchsten Rücklaufrate würden sogar mit einem Preis belohnt werden. Wie sieht es mit den
Publikum sauer
Das Publikum, darunter neben Bürgerinnen und Bürgern auch Ärzte, Mitarbeiter und Patientenangehörige, schien das nicht zu Überzeugen. Immer wieder waren giftige Kommentare zu Mays Ausführungen zu vernehmen. So gut wie jede Äußerung der Geschäftsführerin wurde mit Gelächter aus dem Publikum honoriert. Nach den Stellungnahmen erhielten Bürgerinnen und Bürger das Wort: Vom "Maulkorb für die Mitarbeiter", nicht nachvollziehbaren Kündigungen von Ärzten und der fehlenden Wertschätzung für die Mitarbeiter seitens der Betriebsführung war beim ersten Publikumsredner die Rede. Patientenangehörige meldeten sich zudem zu Wort und schilderten einzelne Fälle, die eine schlechte Versorgung im Goslarer Krankenhaus belegen sollten und Mitarbeiter berichteten von Überbelastung. Einst sei sie stolz gewesen, sagen zu können im Krankenhaus zu arbeiten - heute schäme sie sich dafür, so eine Frau aus dem Publikum, die sich selbst eine der "kritischeren Mitarbeitern" nannte. Die konnte auch Vorwürfe der schlechten Kommunikation zwischen Führung und Beschäftigten bestätigen. Außerdem fehle vielen die Pflegekräften mittlerweile die Kraft weiter durchzuhalten. Geschuldet sei dies der dauerhaften Überbelastung. Für gute Pflege sei vor allem eines grundlegend: Gesunde Pflegekräfte.
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