Bad Harzburg. Am vergangenen Freitag sah sich die Feuerwehr Bad Harzburg einem seltsamen Einsatzort gegenüber. Auf Anforderung der Polizei nahm die Feuerwehr Bad Harzburg eine Türöffnung an der Herzog-Julius-Straße, Ecke Ilsenburger Straße vor. Hinter der geöffneten Tür wurden die Einsatzkräfte von einer völlig ausgebrannten Wohnung überrascht. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat die Ermittlungen aufgenommen. Der Verdacht der Brandstiftung steht im Raum, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft gegenüber regionalHeute.de erklärt.
Die Polizei rief die Feuerwehr zu Hilfe, weil hinter der verschlossenen Tür eine hilflose Person vermutet worden sei. Da alle Fenster durch Rolläden verschlossen waren, nutzten die Kräfte Spezialwerkzeug um die Eingangstür zu öffnen. Während draußen weiter nichts ungewöhnliches auffiel, stellte die Feuerwehr im Inneren der Wohnung eine starke Verrussung fest. Auch die Fenster hinter den verschlossenen Rolläden seien teilweise gesprungen. Unter Atemschutz wurden die Räumlichkeiten durchsucht, gefunden habe man allerdings niemanden. Was war geschehen?
Feuer wohl erstickt
"Im Prinzip ist es am Ende recht einfach. Da hat der Sauerstoff gefehlt", erklärt Feuerwehrpressesprecher Florian Karlstedt. Der Sauerstoffverlust habe das Feuer in der Wohnung erstickt. "Das sogenannte Verbrennungsdreieck besteht aus Sauerstoff, Zündtemperatur und Brennstoff. Durch die Verbrennung ist der Sauerstoffanteil gesunken. Irgendwann ist nicht mehr genug Sauerstoff in der Atmosphäre, um den Brand weiter aufrechtzuerhalten." Wie solch eine Brandentwicklung mitten in der Stadt völlig unbemerkt bleiben könne, übersteige jedoch laut Karlstedt die "Wissensfähigkeit" der Feuerwehr. Aufgrund des Sauerstoffmangels sei allerdings möglich, dass der Brand über einen längeren Zeitraum nur geschwelt habe, und sich so von Raum zu Raum gekrochen sei. "Die Jalousien waren ja auch zu. Es kann immer sein, dass kein Rauch nach außen dringt", schildert der Pressesprecher. Tiefergehende Ermittlungen zu Details wie Ursprung, Dauer und Ursache des Brandereignisses müsse die Polizei führen.
Unbemerkte Brände keine Seltenheit
Einsatzorte, die sich spontan als "abgebrannt" herausstellen, seien jedoch laut Karlstedt keine Seltenheit: "Das haben wir auch in Bad Harzburg schon häufiger gehabt. Das waren sehr ähnliche Situationen: Im Zuge einer Notfalltüröffnung haben wir die Wohnung geöffnet und dann festgestellt: 'Hier hat's gebrannt'." Ganz ungefährlich seien solche Situationen nicht, wie der Brandschützer schildert: "Wenn wir die Tür öffnen und einem noch bestehenden Brand Sauerstoff zuführen kann es sein, dass das Feuer wieder entfacht wird. Es kann im schlimmsten Fall zur Durchzündung kommen." Jedoch könne der vorgehende Trupp solche Gefahren schon bei der Türöffnung erkennen, beispielsweise an der Temperatur der Tür. "Wenn bei einer Rundumerkundung die Führungskräfte feststellen, dass alles zu ist, spitzt man schon seine Feuerwehrsinne!", merkt Karlstedt dazu an. Bei einer Türöffnung gehe man normalerweise nicht unter Atemschutz vor. Sollten sich aber Anhaltspunkte auf einen möglichen Brand ergeben, "dann switchen wir um auf Atemschutz und Brandbekämpfung", so Karlstedt abschließend.
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