Neuer Luchs in Bad Harzburg angekommen - Er soll für Nachwuchs sorgen

Der Nationalpark Harz beteiligt sich am internationalen Erhaltungszuchtprogramm für Nachwuchs der bedrohten Katzenart.

Neuzugang im Luchsgehege des Nationalparks Harz an der Rabenklippe: In der vergangenen Woche ist ein sechs Jahre altes Männchen, ein Kuder, in Bad Harzburg angekommen.
Neuzugang im Luchsgehege des Nationalparks Harz an der Rabenklippe: In der vergangenen Woche ist ein sechs Jahre altes Männchen, ein Kuder, in Bad Harzburg angekommen. | Foto: Ole Anders

Bad Harzburg. Neuzugang im Luchsgehege des Nationalparks Harz an der Rabenklippe: In der vergangenen Woche ist ein sechs Jahre altes Männchen, ein Kuder, in Bad Harzburg angekommen. Das Tier, das hier im Harz künftig im Rahmen eines internationalen Erhaltungszuchtprogramms für Nachwuchs der bedrohten Katzenart sorgen soll, stammt aus dem Tierpark La Garenne in Le Vaud in der Schweiz und hatte die vergangenen Wochen in Quarantäne in der Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen verbracht. Darüber berichtet der Nationalpark Harz in einer Pressemitteilung.



Nachdem dort keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen bei dem Tier festgestellt wurden, konnte es nun nach Bad Harzburg überführt werden. Dort ist es zur Eingewöhnung zunächst in einem abgetrennten Gehegeteil untergebracht worden, der nicht von außen eingesehen werden kann. Wenn der Kuder sich an seine neue Umgebung gewöhnt hat, kommt er in ein Gehege, in dem ihn dann auch Besucher der Anlage anschauen können.

Neuer Tierpfleger zuständig


Für die Pflege des neuen Zuchtluchses – ebenso wie der drei anderen dort gehaltenen Luchse Alice, Ellen und Paul – ist ab sofort Tierpfleger Paul Bridge zuständig. Auch der 42-jährige Engländer ist neu beim Nationalpark Harz. Er hat hier die Nachfolge von Bernd Gutjahr angetreten, der sich viele Jahre maßgeblich um das Wohlergehen der Katzen gekümmert hatte und Ende des vergangenen Jahres in den Ruhestand eingetreten ist.

Tierpfleger Paul Bridge am Luchsgehege des Nationalparks Harz.
Tierpfleger Paul Bridge am Luchsgehege des Nationalparks Harz. Foto: Martin Baumgartner


Paul Bridge, der seit 2011 in Deutschland lebt, war zuvor beim Zoo Osnabrück beschäftigt, wollte sich beruflich aber neu orientieren. „Ich wollte sehr gerne im Artenschutz tätig sein und es ist großartig, mit Tieren zu arbeiten, die für eine Auswilderung gezüchtet werden“, sagte er mit Blick auf das Erhaltungszuchtprogramm. Auch im Zoo hatte er unter anderem mit Raubtieren zu tun, etwa Vielfraß und Hyänen, war außerdem verantwortlich für das medizinische Tiertraining, mit dem die Tiere für notwendige Untersuchungen und Behandlungen trainiert werden.

Im Harz ist er zunächst vor allem damit beschäftigt, sich mit den vier Luchsen vertraut zu machen und sie an seine Anwesenheit zu gewöhnen. Das geschieht vor allem über die Gabe von Futter, aber auch durch seine regelmäßige Anwesenheit am Gehege. „Ich rede viel mit ihnen, damit sie meine Stimme kennen, und ich verbringe viel Zeit mit ihnen. Auch mein Geruch muss ihnen vertraut werden.“

"Es besteht dringender Handlungsbedarf"


Paul Bridge und Ole Anders, der Luchsexperte der Harzer Nationalparkverwaltung, hoffen nun, dass bis zum Beginn der nächsten Zuchtsaison das Zuchtpaar komplettiert werden kann. Die Nationalparkverwaltung Harz kann sich dann aktiv an dem internationalen Erhaltungszuchtprogramm für Luchse beteiligen, für das vom Europäischen Zooverband EAZA – koordiniert durch die Zuchtbuchführerin im Tierpark Bern – geeignete Zuchtpaare zusammengestellt werden. Ein solches Paar soll auch in dem großen und naturnahen Gehege an der Rabenklippe gehalten werden.

Der Luchs-Nachwuchs soll an Artenschutzprojekte zur Auswilderung abgegeben oder innerhalb des Zuchtprogramms weiter verpaart werden. Lange Zeit hat der Nationalpark Harz ganz bewusst auf die Nachzucht von Luchsen verzichtet, um nicht gezwungen zu sein, in jedem Jahr überzählige Tiere in gute Hände vermitteln zu müssen. Im Jahr 2023 zeigten die Ergebnisse einer mehrtägigen Konferenz in Wöltingerode am Harz, an der sich Luchsexperten aus zahlreichen europäischen Ländern beteiligten, jedoch sehr deutlich, dass dringender Handlungsbedarf bestehe, wenn man den Luchs in Mitteleuropa über die kommenden Jahrzehnte hinaus erhalten wolle. Eine Stärkung und Vernetzung der isolierten Populationen wilder Luchse in Europa sei dringend erforderlich und die Erhaltungszucht und Auswilderung nach Meinung der Experten eine geeignete Methode dafür.

Weitere Informationen zum Harzer Luchsprojekt gibt es auf der Internetseite des Nationalparks Harz.

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