Goslar. "Ware bezahlt aber nicht geliefert." Diese Erfahrung machen laut Polizei Goslar immer mehr Kunden beim "Shoppen" im Internet. In Online-Shops zu bestellen, ist bequem und einfach. Das würden Täter jedoch ausnutzen, um die Interessenten mit auffällig günstigen Angeboten zu ködern.
Harald Töpfer ist Präventionsexperte bei der Polizei Goslar und warnt eindringlich davor, den Verlockungen ohne die nötige Vorsicht nachzugeben: "Gerade in der Vorweihnachtszeit erwarten wir einen Anstieg der Fallzahlen von Betrugsdelikten beim Warenkauf im Internet, so Töpfer. "Kriminelle machen sich die Sorglosigkeit der Konsumenten zu Nutze. So wurden in der vergangenen Woche zwei Männer aus dem Landkreis Goslar Opfer von Betrügern. Ein 54-Jähriger erwarb vermeintlich einen E-Scooter für mehrere Hundert Euro, ein 60-Jähriger eine Sauna. Hier war die Schadensumme deutlich höher. Beide Opfer bezahlten per Vorkasse. Werden Sie misstrauisch, wenn die angebotene Ware ausschließlich gegen Vorkasse zu erwerben ist. Danach ist das Geld häufig weg und die Ware trifft niemals beim Kunden ein", so der Kriminalhauptkommissar.
Betrügereien im Internet mit gefälschten Online-Shops würden laut Polizei seit Jahren stetig zunehmen. Im Vergleich zum Jahr 2016 hätten sich 2019 die Fallzahlen im niedrigen vierstelligen Bereich nahezu verdreifacht. Das bisherige Corona-Jahr 2020 die Kriminellen auch für sich nutzen: Die Taten von Januar bis Oktober 2020 übersteigen die registrierten Gesamtzahlen des Jahres 2016 sogar um ein Sechsfaches.
Auch im Landkreis Goslar seien die Fallzahlen von 22 im Jahr 2019 auf 58 bis einschließlich November dieses Jahres gestiegen, berichtet die Polizei. "Damit Ihr Online-Kauf erfolgreich verläuft und das Geld nicht Betrügern in die Hände fällt, achten Sie unbedingt auf die Internetadresse, die Höhe der Preise, die Zahlungsmethoden, überprüfbare Gütezeichen und die Impressumsangaben" rät der Experte.
Gefälschte/imitierte Internetshops, sogenannte Fakeshops von Cyberkriminellen, sollen den Schnäppchenjäger dazu bringen, das gewünschte Produkt günstig einzukaufen. Hierfür werden von den Tätern Onlineshops namhafter Markenhersteller kopiert und ins Internet gestellt. Beschreibungen und Bilder sind schnell kopiert. Ein Domainname, also der www-Name der Internetseite, ist ebenfalls schnell und einfach durch die Täter eingerichtet. Dieser ähnelt dem Originalnamen der Firma so sehr, dass oft nur ein Sonderzeichen oder beispielsweise die Endung "info" statt ".de" den Unterschied ausmacht.
Die Maschen der Betrüger
Zudem würden vermehrt bereits gekündigte Webseiten anderer Nutzer reaktiviert und darauf Fakeshops eingerichtet. Hier werden dann zum Beispiel unter dem Namen eines ehemaligen Restaurants in der Internetadresse hochwertige Bekleidung oder Elektronik angeboten.
Die größte Gefahr bestehe bei Käufen, insbesondere Spontankäufen bei unbekannten Online-Händlern. Erste deutliche Hinweise auf einen Fakeshop sei die Verfügbarkeit von Angeboten, die bei vielen anderen Online-Händlern ausverkauft sind und auffallend niedrige Preise. Hier gilt die alte Weisheit:" Ist ein Angebot zu billig um wahr zu sein, dann ist es auch nicht wahr!"
In Fakeshops wird meist ausschließlich die Zahlung per Vorkasse angeboten. Häufig wird in den Shops auch auf andere Zahlungsmöglichkeiten hingewiesen. Wählen sie eine andere Zahlungsmöglichkeit aus kommt es jedoch zu einer Fehlermeldung, weshalb Sie den Betrag doch vorab bezahlen müssen. Wählen Sie nach Möglichkeit eine sichere Zahlungsart.
Werden Gütesiegel verwendet führt Sie ein Klick auf die Seite des Siegelbetreibers. Sollte kein Klick auf ein Gütezeichen möglich sein oder eine Verlinkung ins Leere führen, ist Vorsicht geboten. Das Internetangebot www.internet-guetesiegel.de nennt derzeit fünf Gütesiegel von vier Anbietern, die als vertrauenswürdig eingestuft werden. Machen Sie hier die Gegenprobe und prüfen, ob der von Ihnen gewählte Shop im Verzeichnis des Siegelanbieters ebenfalls vorhanden ist.
Ein Blick ins Impressum kann helfen
Eine weitere Möglichkeit einen Fakeshop zu enttarnen ist, die Angaben im Impressum zu überprüfen. Auf unseriösen Webseiten ist das Impressum unvollständig oder fehlt ganz. Nach dem Telemediengesetz sind die Anbieter von Internetseiten grundsätzlich verpflichtet, bestimmte Angaben über Ihre Identität bereitzustellen, wenn sie zu geschäftlichen Zwecken genutzt werden. Dazu gehören Name/Geschäftsführung, Anschrift, Kontakt (E-Mail, Telefonnummer) und mögliche Angaben von Handelsregister- und Umsatzsteuernummern.
Überprüfen Sie Firmenadressen und angebliche Geschäftsinhaber mittels Online-Telefonbuch, Suchmaschinen und Kartendiensten (Luftbild, Streetview). Vor Ihrer ersten Bestellung in einem neuen Onlineshop sollten Sie die Kontaktmöglichkeiten durch einen Anruf testen. Erreichen Sie die Firma telefonisch nicht oder ausschließlich per E-Mail, ist Vorsicht geboten. Die Handelsregisternummer können Sie unter www.handelsregister.de überprüfen. Ist die Nummer nicht ausgegeben oder für einen anderen Namen sollten Sie misstrauisch werden. Ob die Umsatzsteuernummer stimmig ist, können Sie unter https://ust-id-pruefen.de testen. Wem die Nummer zugeordnet ist, sehen Sie nicht.
Sollten Sie dennoch Opfer einer solchen Masche geworden sein, setzen Sie sich schnellstmöglich mit Ihrer Bank in Verbindung, um die getätigte Zahlung möglicherweise noch zu stornieren und erstatten Sie in jedem Fall bei der Polizei oder über die Onlinewache Anzeige. Weitere Informationen zu Fake-Shops finden Sie auf den Internetseiten www.polizei-praevention.de (Ratgeber Internetkriminalität) www.polizei-beratung.de www.verbraucherzentale-niedersachsen.de
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