Goslar. Das schmucke Gefährt ist klein, schlank und mobil, hat blaue Schweinwerfer-„Augen“ und vermag in einem aufgesetzten Container viel Abfälle aufzunehmen: Ab sofort kann der Schwerbehinderte Peter Tauer, 60, mit einem neuen Elektromobil die Harzklinik Goslar reinigen, muss dafür nicht mehr mühsame Wege zu Fuß zurücklegen. Kosten für das Spezialgefährt: rund 45.000 Euro. 80 Prozent davon zahlte das Integrationsamt in Hildesheim, 20 Prozent Asklepios. Jetzt wurde das Fahrzeug von der Firma Pefra aus Bayern der Harzklinik Goslar übergeben. Das Elektromobil ist das Ergebnis einer Mitarbeiter- und Behördeninitiative und das erste seiner Art in einer Klinik in der Harzregion.
Es ist ein gemeinsames Projekt vieler Abteilungen der Klinik und zuständiger Behörden, unter anderem von Detlef Becker, Schwerbehinderten-Vertreter der Harzklinik Goslar, und Michaela Seiler, Objektleitung RD/Hol- und Bringedienst. Der schwerbehinderte Kollege, der immer schon Gehbeschwerden und Rückenprobleme hat und seit mehr als 25 Jahren bei den Harzkliniken arbeitet, ist überglücklich. Wie viele Kilometer er im Laufe seines Arbeitslebens schon in der Klinik zurückgelegt hat, wenn er den Zimmern und in den Gängen Müll einsammelte? Peter Tauer muss lächeln, sagt: „Das sind bestimmte Tausende“, pro Tag allein zwölf bis 15 Kilometer, weiß er. Bislang war er zu Fuß unterwegs, die Utensilien zum Mülleinsammeln immer mit dabei, nicht leicht für den in seiner Gesundheit stark beeinträchtigten Mitarbeiter. Eines Tages überlegte und recherchierte er, ob es vielleicht moderne Geräte gebe, die ihm die Arbeit erleichtern könnten. Er stieß dabei auf offene Ohren: Zusammen mit Michaela Seiler, zu deren Abteilung er gehört, und Schwerbehinderten-Vertreter Becker begann das Projekt „Elektromobil“, ein langer Weg bis zum Ziel. Sechs Wochen dauerte es allein, bis die Firma Pefra aus Bayern das Seriengefährt extra für die Krankenhausbedürfnisse gebaut und angepasst hatte, etwa in den speziell erforderlichen Maßen, damit es in die Fahrstühle passt. Anträge mussten gestellt werden, um die Finanzierung sicherzustellen.
Das Entsorgungsgefährt „Hucky Pack“ im Detail: Es hat mit der Maschine 380 Kilogramm Eigengewicht, ist 2,48 Meter lang, die Batterie hat 1,4 Kilowatt Leistung, Höchstgeschwindigkeit 4 Km/h, die Leistung des Elektromotors reicht für eine Strecke von 35 Kilometern. Karl Ebnet, Vertriebsleiter bei Pefra, erläutert: „Es hat einen spezial-luftgefederten Sitz, kann sechs unterschiedlichen Container aufladen. Zwei speziell blaue Scheinwerfer (Bluespot) leuchten beispielsweise die Gänge aus und machen mit dem dezenten Schein auf sich aufmerksam.“
„Es ist wirklich eine enorme Erleichterung“, freut sich Peter Tauer. Ein Projekt hoffentlich mit Signalwirkung auch für andere Behinderte, wünscht sich Schwerbehinderten-Vertreter Detlef Becker. „Es zeigt, dass wir alle gemeinsam viel erreichen können“, sagt er. Michaela Seiler ergänzt: „Es motiviert hoffentlich auch andere Mitarbeitern, die gesundheitlich beeinträchtigt sind, sich zu melden und mit uns gemeinsam zu überlegen, wie man ihre Arbeit möglicherweise noch mehr erleichtern kann.“ Allein in der Harzklinik Goslar gibt es 55 Kolleginnen und Kollegen mit Schwerbehinderten-Status. Geschäftsführerin Adelheid May ist begeistert von solchen Initiativen: „Das zeigt, wie eng Mitarbeiter sich vernetzen und wie wir alle gemeinsam Kolleginnen und Kollegen, die gesundheitlich beeinträchtigt sind, ihren Arbeitsalltag erleichtern können. Das ist uns enorm wichtig und macht uns Freude.“
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