Goslar. Die derzeitige Lage in der Stadtforst ist laut Wolfgang Lebzien, Leiter der Goslarer Stadtforst, verheerend: 65 Prozent der im Stadtwald Goslar ehemals vorhandenen Fichtenbestände sind durch den Borkenkäfer vernichtet, mit steigender Tendenz. Auch anderen Baumarten wie gehe es vielfach schlecht. Nun stellt die Stadt Pläne zur Aufforstung vor, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht.
Ursächlich für die Schäden seien die veränderten klimatischen Verhältnisse. Sehr trockene und warme Jahre haben die Explosion der Borkenkäferbestände erst möglich gemacht. Dazu kam ein sehr hoher Fichtenanteil unter anderem im Harz und auch in der Stadtforst Goslar, was aus den letzten großen Aufforstungswellen nach dem Zweiten Weltkrieg resultierte. Die Fichten wuchsen damals besser, was durch eine gute Wasserversorgung und kühlere Durchschnittstemperaturen gelungen sei. Nun führten die geänderten klimatischen Bedingungen und der Borkenkäfer zu einem radikalen Einschnitt. Die Dominanz der Fichte gehöre aller Voraussicht nach der Vergangenheit an. Dies sei aus Naturschutzsicht zu begrüßen, allerdings bedeutet es enorme wirtschaftliche Verluste für die Forstbetriebe und zunächst auch eine deutliche Verminderung der Kohlenstoffdioxid-Senkenfunktion des Waldes. Die Hoffnung beruhe indessen darauf, dass sich auf den Kahlflächen mit Unterstützung des Menschen ein klimaangepasster Mischwald entwickelt und dieser den klimatischen Veränderungen trotzen kann.
In Zukunft wolle man eine möglichst große Vielfalt bei der Anpflanzung neuer Bäume erreichen. Kommen eine oder zwei Baumarten dauerhaft nicht klar, könnten andere Baumarten auf der gleichen Fläche ihren Platz und ihre Funktion übernehmen. Ein weiterer Punkt sei die Nutzung der vorhandenen Naturverjüngungspotentiale in möglichst großem Umfang und eine Pflege der aufwachsenden Waldbestände, die eine Mehrstufigkeit, starke Baumindividuen und unterschiedliche Lichtverhältnisse in den Beständen fördern. Ziel sei dabei einen artenreichen, naturnahen Mischwald zu erzielen, der sich natürlich verjüngt und im besten Fall ein größeres Artenspektrum aufweist, als ein Wald, der sich völlig selbst überlassen würde. Denn natürlich verjüngten sich an einem Standort nur die Baum- und Straucharten in größerem Umfang, die auf der Fläche bereits vorhanden sind und somit als Samenbäume zur Verfügung stehen.
210.000 Pflanzen bis in den Frühjahr
Um die Anwuchschancen junger Bäume zu erhöhen, sei es wichtig, nicht sämtliches Schad- und Totholz von den Flächen zu entfernen. Stehendes und liegendes Totholz habe sehr wichtige Funktionen im Ökosystem. Es sorge für mehr Windruhe und wirke als Schattenspender, es ist Wasser- und Nährstoffspeicher für die neue Pflanzengeneration. So werde auch in der Stadtforst Goslar verfahren. Neben der Nutzung der natürlichen Waldverjüngung würden auch gezielt und umfänglich Pflanzmaßnahmen vorgenommen. In der Pflanzperiode Herbst 2021/ Frühjahr 2022 bringe die Stadtforst Goslar voraussichtlich zirka 210.000 Pflanzen in den Boden.
Dabei werde darauf geachtet, dass sich immer wieder natürliche Strukturen mit Pflanzflächen abwechseln und die einzelnen Anpflanzungen nicht größer als 1 Hektar sind. Geplant ist derzeit, dass auf mindestens 50 Prozent der Kahlflächen die Waldverjüngung über natürliche Verjüngung erfolgt. Bei der Entscheidung über die Art der Wiederbewaldung spielten die Ergebnisse der aktuellen Forsteinrichtung eine wichtige Rolle. Die Forsteinrichtung wird alle zehn Jahre durchgeführt und ist eine Inventur des Waldes mit wissenschaftlich basierten Empfehlungen für die weitere Behandlung der Bestände.
mehr News aus Goslar