Goslar/Niedersachsen. Seit Einführung der flächendeckenden Wetterradarmessung 2001 habe es in Niedersachsen in der Spitze 48 Stunden Starkregen gegeben. Diesen Rekord halte die Gegend um Wildemann im Kreis Goslar. Das teilt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. mit.
Im selben Kreis liegen auch Altenau sowie Clausthal-Zellerfeld, die mit 47 und 43,4 Stunden auf den weiteren Plätzen folgen würden. Das zeigt eine Auswertung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) für den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Unter den "Top-10" der Gebiete gemessen an Starkregen-Stunden finden sich überhaupt nur drei nicht Goslar zugehörige Gebiete. So liegt auf Platz 5 Hannover mit 31 Starkregen-Stunden, auf Platz 9 und 10 finden sich Osnabrück mit 24,1 beziehungsweise Wolfenbüttel mit 21,4 Stunden wieder.
Der Harz ist besonders anfällig
Der Harz zähle zu den Regionen, die besonders anfällig für schwere Unwetter sind. „Die Nordränder der Mittelgebirge zählen grundsätzlich zu den gefährdetsten Gebieten in Deutschland“, sagt Andreas Becker, Klimaexperte beim DWD. Gleiches gelte für die Westhänge der Mittelgebirge sowie für das Alpenvorland. In Bayern liegt auch der starkregenreichste Ort Deutschlands. In der Gegend um Aschau im Landkreis Rosenheim gab es von 2001 bis 2017 insgesamt 115 Stunden heftige Niederschläge.
Schwere Unwetter deutschlandweit gleich wahrscheinlich
Der größte Teil Niedersachsens sei, wie auch Bremen (maximal elf Stunden), seltener von schweren Unwettern betroffen. Doch auch im Flachland komme es immer wieder zu extremen Wolkenbrüchen. So liege das am stärksten betroffene Postleitzahlgebiet außerhalb Bayerns in Berlin-Halensee (PLZ 10711) – mit 71 Stunden Starkregen. „Starkregen kann jeden treffen. Insbesondere die schweren Unwetter sind deutschlandweit in etwa gleich wahrscheinlich“, sagt Andreas Becker, Klimaexperte des DWD. Insgesamt hätte es seit 2001 bundesweit 43 Fälle gegeben, in denen Meteorologen von Jahrhundertstarkregen sprechen. 2014 hätte es beispielsweise Münster in Nordrhein-Westfalen getroffen, im vergangenen Jahr das Umland von Berlin.
Vier Fünftel der Häuser nicht gegen Starkregen versichert
Naturgewalten wie Sturm, Hagel oder Starkregen würden Jahr für Jahr in Deutschland für Milliardenschäden an Gebäuden oder Hausrat sorgen. Der Versicherungsschutz sei aber noch lückenhaft. „Nur jedes fünfte Haus in Bremen oder Niedersachsen ist gegen Überflutungen durch Starkregen versichert. Das ist angesichts der zunehmenden Extremwetterereignisse eine besorgniserregende Zahl“, sagt Oliver Hauner, Experte für Sachversicherungen beim GDV.
Während Zerstörungen durch Hagel und Sturm von einer normalen Wohngebäude- oder Hausratpolice abgedeckt sind, brauche es für Überschwemmungsschäden den erweiterten Naturgefahrenschutz. Diesen gebe es als Zusatzbaustein zur Wohngebäude- oder Hausratversicherung. „Für fast alle Gebäude ist der Abschluss einer solchen Police problemlos möglich“, betont Hauner.
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