Sankt Andreasberg. Noch bis zum Jahresende – Silvester 17 Uhr, um genau zu sein – hängt im Nationalparkhaus Sankt Andreasberg ein Stempelkasten der Harzer Wandernadel mit dem Sonderstempel zum 20jährigen Jubiläum des Nationalparkhauses. Was es damit auf sich hat, erklärt Thomas Appel, der Leiter des Hauses, in einer Pressemitteilung des Nationalparkes Harz.
Die Harzer Wandernadel ist ein echtes Erfolgsmodell für den Harz. Wenn es sie noch nicht geben würde, müsste man sie allein aus Gründen des Tourismusmarketings dringend erfinden! Bereits seit 2007 gibt es das System der Stempelstellen (Projektstart 2004). Als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme begonnen und vom Verein „Gesund älter werden im Harz“ betreut, wurde es ein Renner.
Wandernadel findet überall Fans
Ganz anders als der Vereinsname vermuten lässt, findet die Harzer Wandernadel positive Resonanz bei allen Altersgruppen. Von Familien mit kleinen Kindern bis hin zu wanderlustigen Senioren á la „Brocken-Benno“ gibt es eine äußerst breite Anhängerschaft dieser Stempelhefte, beziehungsweise der Idee, die dahinter steht. Nämlich den gesamten, ungemein vielfältigen Harz über einen längeren und individuell und flexibel zu gestaltenden Zeitraum wandernd zu erkunden, oder auch nur Teile davon.
Die Harzer Wandernadel gibt es mit 8 Stempeln in Bronze, mit 16 in Silber und mit 24 in Gold. Wer 50 Stempel gesammelt hat, ist „Wanderkönig“, mit 150 gibt es den „Kaiserschuh“. „Harzer Wanderkaiser“ darf man sich erst nennen, wenn man alle 222 Stempel gesammelt hat, was tatsächlich eine beachtliche Leistungsei.
Hinzu kommen wechselnde Sonderstempel, die zu speziellen Anlässen nur für eine gewisse Zeit zu erhalten sind – wie der Sonderstempel zum 20-jährigen Bestehen des Nationalparkhauses sankt Andreasberg.
Es gibt viel zu sehen
Im gesamten Harz gibt es nur ein Nationalparkhaus, das vom NABU betrieben wird. Weil im niedersächsischen Teil des Harzes gelegen, ist das Nationalparkhaus Sankt Andreasberg eine Kooperationseinrichtung des NABU Niedersachsen mit der länderübergreifenden Nationalparkverwaltung Harz. Selbstverständlich ist das Haus immer einen Besuch wert, zumal der Eintritt frei ist. Aber jetzt werden selbst „Stempeljäger“, die es eigentlich nur auf den speziellen Farbabdruck in ihrem Stempelheft abgesehen haben, auf dem Weg durch die Ausstellung zum Stempelkasten nicht übersehen können, dass es hier noch sehr viel mehr zu sehen und zu erfahren gibt.
Über 100 Jahre Wandernadel
Das gute alte Wandern liegt wieder voll im Trend. Auch wenn es häufig unter Bezeichnungen wie „Trekking“ oder „Outdoor-Aktivität“ daherkommt. Neu ist es jedoch nicht! Heinrich Heine gibt mit seiner „Harzreise“ von 1824 bereits einen detaillierten und mit vielen Versen und polit-kritischen Passagen geschmückten Bericht seiner Wanderung von Göttingen bis zum Brocken und weiter durch das Ilsetal zu Protokoll, der Eingang in die deutsche Literatur gefunden hat.
Vor mehr als hundert Jahren blühte bereits die Wandervogel-Bewegung auf, die die von ihr verfolgte Idee bereits im Namen trägt. Und nicht umsonst ist das deutsche Wort „Wanderlust“ schon lange Bestandteil der englischen Sprache geworden. Kommt also zum Wandern in den Harz! Holt euch den Sonderstempel im Nationalparkhaus Sankt Andreasberg ab! Versäumt dabei nicht, euch auch die Ausstellung anzusehen! Und sagt wie einst Heinrich Heine:
Auf die Berge will ich steigen,
Wo die frommen Hütten stehen,
Wo die Brust sich frei erschließet,
Und die freien Lüfte wehen.
Auf die Berge will ich steigen,
Wo die dunklen Tannen ragen,
Bäche rauschen, Vögel singen,
Und die stolzen Wolken jagen.
Lebet wohl, ihr glatten Säle!
Glatte Herren, glatte Frauen!
Auf die Berge will ich steigen,
Lachend auf euch niederschauen.
Wobei die „Tannen“ Fichten sind – noch heute bezeichnet die Harzer Umgangssprache so die Fichten.
Wer sich ein Herz fasst und das vielgestaltige, sagenumwobene und geschichtsträchtige Mittelgebirge im Herzen Deutschlands wandernd erkundet, wird fast zwangsläufig nicht nur wunderbare Aussichten genießen können, sondern auch immer wieder neue Perspektiven einnehmen müssen und so seinen Horizont erweitern – vielleicht sogar sich selbst dabei neu entdecken. Und das alles ohne auf die andere Seite des Planeten fliegen zu müssen. Denn den Harz kann man auch umweltschonend mit der Eisenbahn erreichen, in Bad Harzburg beispielsweise bereits seit 1841 – 17 Jahre nach Heines Harzreise.
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