"Stimmung kippt in Wut": Warnstreik am Trinks-Standort Goslar

Ab 14 Uhr findet am heutigen Dienstag ein Warnstreik statt.

Die Zentrale der Trinks GmbH in Goslar.
Die Zentrale der Trinks GmbH in Goslar. | Foto: Marvin König

Goslar. Der Geschäftsführung der Trinks GmbH sei es laut einer Pressemitteilung der Gewerkschaft NGG bisher nicht gelungen, Verständnis bei den Beschäftigten in der Zentrale für die Pläne des Unternehmens zu wecken, ihre Zentrale vom Traditionsstandort Goslar nach Hennef in Nordrhein-Westfalen zu verlegen (regionalHeute.de berichtete). Sie sind seit Wochen verärgert, nun kippe die Stimmung in Wut. Am heutigen Dienstag zwischen 14 und 16 Uhr findet deshalb ein Warnstreik vor der Trinks-Zentrale in Goslar statt.


„Uns wurde gesagt, der Umzug zum Sommer 2022 sei doch unterm Strich sogar sozial. Gemeint war dabei die lange Frist und die Zahlung unserer Gehälter bis dahin, dies könne man als eine Art freiwillige Sozialleistung ansehen - wir fühlen uns durch solche Aussagen einfach nur verhöhnt“, sagt Melanie Kunze, seit 21 Jahren Beschäftigte in der Zentrale. Fakt sei, so die NGG, dass kaum ein Beschäftigter zum 1. September 2022 mit nach Hennef umziehen werde. Die Distanz beträgt rund 400 Kilometer und die Menschen sind mit ihren Familien rund um Goslar tief verwurzelt. Viele von ihnen arbeiten sehr lange schon in der Zentrale, zusammen weisen die 150 Betroffenen etwa 2.500 Jahre Betriebszugehörigkeit vor.

Nicht genug Arbeitsplätze in Hennef vorhanden


„Wie kann man sich derart äußern, dass ja alle mit nach Hennef umziehen können, das sei doch eine Beschäftigungsgarantie. Vielleicht fehlt den vier Geschäftsführern hier der Bezug zur Realität. In Hennef sollen dabei auch gar keine 150 Arbeitsplätze im neuen Großraumbüro vorhanden sein, so unsere Information“, sagt Axel Meyer, Beschäftigter und Kandidat zum Betriebsrat, der am 15. April in der Goslarer Zentrale erstmals gewählt wird.

Noch kein Angebot für Abfindungen


Derzeit laufen Verhandlungen über den Abschluss eines Sozialtarifvertrags, am 22. März fand bereits die zweite Verhandlung statt. Die Hauptforderung seitens der Arbeitnehmer und NGG sei die Zahlung von fairen Abfindungen für die Mehrheit der Beschäftigten, die nicht mit nach Hennef gehen. Hier seien beide Verhandlungspartner noch weit auseinander, es liegt noch kein Angebot für Abfindungen vor. Aus diesem Grund hat die NGG am heutigen Dienstag zu einem Warnstreik aufgerufen. Zwischen 14 und 16 Uhr werden die Beschäftigten die Arbeit niederlegen.

Homeofficelösungen als Kompromiss?


„Die Abfindung ist zentral für uns, wir haben lange Jahre zum Erfolg der Trinks beigetragen. Und wir wollen diskutieren, ob einige Arbeitsplätze auch durch Homeofficelösungen erhalten werden können. Nestlé, einer unserer Gesellschafter, wird zukünftig in deren Zentrale auf Homeoffice setzen, warum soll das für unsere Zentrale nicht machbar sein“, sagt Nina Gläsener, Beschäftigte und Mitglied der NGG-Tarifkommission.

Mit den langen Jahren der Betriebszughörigkeit verbunden sei der Umstand, dass einige Betroffene im rentennahen Alter sind und dadurch weniger schnell Alternativen auf dem Arbeitsmarkt finden könnten. Die Corona-Krise wirkt sich derzeit verstärkt negativ auf neue Jobperspektiven aus. „In den Prozess des Umzugs und für die Vision Trinks 4.0 sind externe Berater und Anwälte eingebunden, das kostet viel Geld, da muss auch ein Budget für uns da sein. Kein Unternehmen plant so ein Unterfangen, in dem Personal reduziert oder ausgetauscht wird, ohne dafür Rücklagen gebildet zu haben“, merkt Siegrid Schreiber an, die seit 25 Jahren in die Zentrale arbeitet.

Der dritte Verhandlungstag werde am 20. April in Goslar stattfinden. „Wir hoffen, dass die Geschäftsführer ihren Blickwinkel ändern und verstehen, wie die Beschäftigten die Dinge sehen. Der Warnstreik ist ein Auftakt und soll dabei helfen. Wenn wir dadurch einen Sozialtarifvertrag erreichen, dann wird das auch wieder für Ruhe sorgen“, sagt Arno Fischer, Verhandlungsführer und zuständiger Gewerkschaftssekretär der NGG.


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