Goslar. Drei Tage, vier Schulen, ein Stück mit einem Schauspieler, elf Workshops, 300 Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrkräften im Forum einer Schule. Unterricht mal ganz anders mit dem Theaterstück „Jihad Baby!“ und dem Schauspielkollektiv Lüneburg. Im Fokus steht das Abdriften eines jungen Menschen in eine extreme Ideologie. Dies berichtet die Polizei Goslar.
Ergänzt wird das Stück durch Workshops, in denen neben dem Islamismus die unterschiedlichen politischen Ideologien und ihre Ursachen diskutiert werden.
Jona ist 16 Jahre alt. Seine Eltern und Lehrer gehen ihm mit ihrer geheuchelten politischen Korrektheit und ihrem oberflächlichen Lebensstil auf die Nerven. Er weiß mit sich nichts anzufangen, ist auf der Suche nach seinem Platz im Leben. Die Suche nach Ablenkung, Anerkennung und Liebe. Rückhalt findet er bei seinem Freund Musa, der ihn mit in die Moschee nimmt. Dort fühlt er sich in der Gruppe junger Männer wohl und verbringt Zeit mit ihnen. Er lässt sich von dem Prediger Claude Pirol, der Grundlagen des Islams vermittelt, in seinen Bann ziehen und schaut Videos über den IS. Durch gemeinsame Aktionen in seinem neuen Umfeld erfährt er Anerkennung. Schließlich tritt er auf Drängen von Musa zum Islam über. Er verliebt sich in Jenny, die Tochter des Deutschlehrers. Dadurch wird die Situation schwierig. Eine Beziehung mit ihr ist durch seine neue Religion ein Tabu. Er möchte Jenny nicht verlieren, genießt aber auch die Anerkennung seiner neuen Freunde. Dann bekommt er einen Auftrag… Das in viele Kleinszenen gegliederte Stück hält die Spannung aufrecht, Kernaussagen werden ohne erhobenen Zeigefinger vermittelt, Videoeinspielungen des Predigers veranschaulichen, wie die Ideologie weitergegeben wird. Das Stück ist durch die unterschiedlichen Einblendungen kurzweilig.
"Authentische Handlung"
Sven Mein nimmt sein Publikum mit auf eine Reise durch einen Teil seines Lebens. Man spürt, dass er selber nicht genau weiß, wohin er gehört und was er vom Leben erwartet. Er schildert seine Träume, Ängste und Gedanken. Er begegnet dem jungen Publikum auf Augenhöhe. Die anderen Personen des Stücks lässt er durch seine Erzählungen lebendig werden. Das kommt bei den Schülerinnen und Schülern gut an. „Toll, ich hätte nicht gedacht, dass ein Stück mit einem Schauspieler so abwechslungsreich sein kann“ sagt eine Schülerin vom Ratsgymnasium.
Unter der Regie von Thomas Flocken und der Co-Regie von Andreas Püst und der Dramaturgie von Julia v. Thoen wird das Stück von Daniel Ratthei für junge sowie für ältere Menschen gleichermaßen interessant und lehrreich.
"300 Besucher werden das Stück sehen"
Insgesamt werden rund 300 Schülerinnen und Schüler der folgenden weiterführenden Schulen mit ihren Lehrkräften die Veranstaltung besuchen: Adolf-Grimme-Gesamtschule Oker, Ratsgymnasium Goslar, Oberschule an der Deilich Bad Harzburg, Oberschule Langelsheim. Nach einer Podiumsdiskussion nehmen die Jugendlichen an einem Workshop teil. Diese werden durch Referenten des Theaterensembles, des Landespräventionsrates Niedersachsen (LPR) und der Präventionsstelle politisch motivierte Kriminalität (PPMK) des Landeskriminalamtes (LKA) Niedersachsen durchgeführt. In der Nachbereitung des Stückes werden auch andere Formen der politischen Radikalisierung und die Bedeutung des Internets in diesem Zusammenhang diskutiert.
Initiiert und organisiert wurden die Veranstaltungen vom Jugendschutz des Landkreises Goslar, Claudia Hopp und Celina Achtel sowie dem Präventionsteam der Polizeiinspektion Goslar, Stephani Gobernack und Marion Becker.
Gefördert wurde dieses Projekt durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit freundlicher Unterstützung von Gaby Drost.
Ein Dank geht an die Schulleitung der Adolf-Grimme-Gesamtschule Oker, Frau Isabell Lenius und Bianca Eschemann, die das Forum und weitere Klassenzimmer zur Durchführung der Workshops zur Verfügung gestellt haben.
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