Wernigerode. Praktische Erfahrungen in Naturschutz, Umweltbildung, Öffentlichkeitsarbeit und Besucherbetreuung zu sammeln – verbunden mit der einmaligen Chance, Natur intensiv zu erleben. Diese Gelegenheit bietet sich Studenten bei einem Commerzbank-Umweltpraktikum im Nationalpark Harz. Im Fokus dieser Ausbildung stehen praxisbezogene Einblicke in die vielfältigen Aufgaben und Arbeitsabläufe des Schutzgebiets. Für die vier jungen Frauen, die in diesem Jahr im Nationalpark Harz tätig sind, ist es eine Herzensangelegenheit, den Menschen den Wandel in der Harzer Natur zu erklären und ihnen zu einem besseren Verständnis der natürlichen Prozesse zu verhelfen, deren Schutz gerade die Kernaufgabe eines Nationalparks ist.
Nele Frenssen, die ihr Praktikum im Besucherzentrum Torfhaus absolviert, verdeutlich ihre Motivation anhand der verwunderten Reaktionen, die sie in ihrem Bekanntenkreis auf ihre Bewerbung hin erhielt: „Willst du wirklich in den Nationalpark Harz gehen? Da ist doch alles tot! Das war eine häufige Reaktion, wenn ich gesagt habe, dass ich dort mein Umweltpraktikum absolvieren werde“, berichtet sie. „Und genau solche Aussagen sind der Grund, wieso ich hier bin.
In den Medien wird viel das Bild eines zerstörten und sterbenden Waldes verbreitet. Mithilfe der Bildungsveranstaltungen hier im Nationalpark und der Arbeit im Besucherzentrum Torfhaus möchte ich gemeinsam mit Besucher*innen eine neue Perspektive auf den vermeintlich sterbenden Wald werfen. Denn was auf den ersten Blick wie Tod aussieht, steckt bei genauerer Betrachtung voller Leben!“, betont Nele. „Es begeistert mich jeden Tag aufs Neue, diesen Waldwandel hautnah miterleben und mit anderen Menschen teilen zu dürfen. Hier im Nationalpark Harz darf ich Zeugin werden, wie die Natur ihr wildes Wesen wiederfindet“, schwärmt sie geradezu.
Spannende Zusammenarbeit
Dana Fabienne Liebke war am Natur-Erlebniszentrum Hohnehof tätig, ihre Zeit als Umweltpraktikantin ist bereits wieder vorbei. Sie studiert in Göttingen Biodiversität, Ökologie und Evolution. Auch für sie war bei der Bewerbung für das Praktikum der Nationalpark Harz erste Wahl und zwar aus den gleichen Gründen wie bei Nele: „In den letzten Jahren als Studentin der Universität Göttingen konnte ich bei regelmäßigen Wanderausflüge in den Harz den Waldwandel mit eigenen Augen miterleben. In mir kam der Wunsch auf, die positiven Aspekte dieser Veränderungen vor allem mit jungen Menschen zu teilen – um ihnen zu vermitteln, dass sie den sich verändernden Wald eher als die Kinderstube eines neuen, gesünderen Waldes sehen sollten.“ Spannend für die angehende Ökologin, deren Abschlussarbeit sich mit Spinnen befasst, war besonders die Zusammenarbeit mit dem Insektenforscher Andreas Marten. Ihn unterstützte sie bei einem Biodiversitäts-Monitoring an ausgewähltem Totholz rund um den HohneHof. So konnte sie im Praktikum auch wertvolle Erfahrungen in ihrem wissenschaftlichen Fachgebiet sammeln.
Umweltplanung in der Praxis
Auch für Paula Kamp, deren Einsatzstelle die Nationalpark-Bildung in Sankt Andreasberg ist, ist das Umweltpraktikum im Nationalpark Harz ein wichtiger Bestandteil ihres Studiums der Landschaftsarchitektur und Umweltplanung, bei dem sie sich auch mit Umweltbildung befasst. Die Aufgaben, etwa die Betreuung von Junior-Ranger-Gruppen, seien vielfältig und abwechslungsreich. „In meinem Arbeitsalltag darf ich viele Facetten kennenlernen, was total spannend ist“, sagt sie.
Die vierte Umweltpraktikantin im Nationalpark Harz, Anneke Menke, beginnt ihre freiwillige Dienstzeit am 1. August im Nationalparkhaus Sankt Andreasberg, das der NABU betreibt.
Kompetenzen für die spätere Berufswahl erwerben
Ein Commerzbank-Umweltpraktikum bietet die einmalige Chance, Natur intensiv zu erleben und dabei wertvolle Kompetenzen für die spätere Berufswahl zu erwerben. Im Zuge des Praktikums werden praxisnahe Inhalte aus den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung vermittelt. Für die Harzer Nationalparkverwaltung sind die Studenten eine große Hilfe und Unterstützung, gerade in den Sommermonaten, wenn besonders viele Gäste in den Park kommen und ein großer Betreuungsaufwand besteht. Die Praktikanten sind dabei keineswegs Lückenfüller – sie leisten an ihren jeweiligen Einsatzstellen vollwertige Arbeit. Sie selbst sollen bei ihrer Tätigkeit für nachhaltige Entwicklung sensibilisiert werden und beruflichen Perspektiven im Natur- und Umweltschutz kennenlernen.
„Das Engagement der diesjährigen Umweltpraktikantinnen zeigt einmal mehr, wie wichtig der Einsatz der jungen Menschen hier im Nationalpark Harz ist“, sagt Sylvia Koch, Leiterin der Commerzbank Goslar, die die Praktikantinnen im Rahmen des Programms besuchte und ihnen jeweils eine Tasche mit nützlichen Utensilien für den Einsatz im Park übergab.
Über das Umweltpraktikum
Das Commerzbank-Umweltpraktikum gibt es bereits seit 1990. Seither haben annähernd 2.000 Teilnehmende ihre Praktikumszeit in den beteiligten Schutzgebieten absolviert. Auch der Nationalpark Harz ist seit mehr als 30 Jahren dabei. Die Commerzbank unterstützt die Studierenden dabei mit einem Praktikantenentgelt und sorgt für die Unterkunft, die Schutzgebiete übernehmen die fachliche Betreuung. Aktuell zählen 14 Nationalparks und acht Biosphärenreservate in ganz Deutschland zu den Projektpartnern. Im November startet jeweils der Bewerbungslauf für die Praktikumsplätze im Folgejahr. Bewerben können sich Studierende aller Fachrichtungen, die sich für den Schutz von Natur, Klima und Artenvielfalt begeistern und Spaß am Umgang mit Menschen haben. „Das Umweltpraktikum wurde ganz aktuell mit dem Deutschen Award für Nachhaltigkeitsprojekte ausgezeichnet“, so Koch. „Das freut uns sehr und unterstreicht noch einmal die Bedeutung des Programms.“
Weitere Informationen: www.umweltpraktikum.com
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