Unglaublich: Rathaus ist 200 Jahre älter als bisher angenommen

Neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge stammt der Mittelbau des Rathauses nicht aus dem 15. Jahrhundert, sondern sogar aus dem Jahr 1327.

Vertreterinnen und Vertreter der Stadtverwaltung, des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege (NLD), des Arbeitskreises für Hausforschung sowie weitere aus der Bauforschung sind zum Arbeitstreffen rund um das historische Rathaus nach Goslar gekommen.
Vertreterinnen und Vertreter der Stadtverwaltung, des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege (NLD), des Arbeitskreises für Hausforschung sowie weitere aus der Bauforschung sind zum Arbeitstreffen rund um das historische Rathaus nach Goslar gekommen. | Foto: Stadt Goslar

Goslar. Der historische Rathauskomplex sorgt seit Beginn des Umbaus zum Welterbe-Informationszentrum regelmäßig für Schlagzeilen: historische Schriftstücke aus dem 15. und 16. Jahrhundert oder mittelalterliche Armbrustbolzen. Nach einer dendrochronologischen Untersuchung im Jahr 2018 an den Holzbohlen der Tonnendecke in der Ratsstube im Obergeschoss des Gebäudes steht fest: Das Holz wurde 1295 gefällt, der westliche Mittelbau des Rathauskomplexes ist somit wesentlich älter als bisher mit der inschriftlich überlieferten Jahreszahl 1647 angenommen. Dies berichtet die Stadt Goslar in einer Pressemitteilung.


Erstaunliche Ergebnisse



Inzwischen sei das Gebäude von überregionalem Interesse bei Bauforschern. Mitglieder des Arbeitskreises für Hausforschung haben das historische Rathaus in Goslar jetzt ehrenamtlich näher unter die Lupe genommen und wieder ein erstaunliches Ergebnis geliefert. Ihnen sei es erstmalig gelungen, das Dachwerk des Ratsdielenbaus dendrochronologisch zu datieren – auf das Jahr 1327. Demnach sind das Dachwerk und damit auch der Ratsdielenbau am Marktplatz deutlich früher als bisher angenommen erbaut worden. Bisher war man vom 15. Jahrhundert ausgegangen.

Die Bäume erzählen Geschichte



Die Dendrochronologie bedient sich der Hilfe der Jahresringe von Bäumen, um das verarbeitete bzw. verbaute Holz zu datieren. Schwankungen in den Niederschlags- und Temperaturverhältnissen haben Einfluss auf die Dicke der Jahresringe. Deren Abfolge ist für jede Baumart individuell und lässt sich so zeitlich einordnen.

Die neuen Erkenntnisse gaben reichlich Diskussionsstoff für ein Arbeitstreffen zwischen der Stadtverwaltung, Bauforschern, Vertretern des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege (NLD) und des Arbeitskreises für Hausforschung am Freitag in der Goslarer Stadtverwaltung. Dr. Thomas Eissing, Heinz Pantli, Frank Högg und Lutz Scherf vom Arbeitskreis stellten ihre Ergebnisse vor, aus denen sich mit Blick auf die Bauphasen des historischen Rathauses weitere Fragestellungen ergeben. Zum Abschluss stand ein gemeinsamer Rundgang über die Baustelle des historischen Rathauses auf der Agenda. Neben Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk, Erstem Stadtrat Burkhard Siebert, der städtischen Weltkulturerbe-Beauftragten Dr. Christine Bauer, NLD-Referatsleiterin Cordula Reulecke sowie weiteren Vertretern des Landesamts nahmen auch Oliver Heinrich, Betriebsleiter des Goslarer Gebäude Managements und Projektleiter der Rathaussanierung, Architekt und Bauleiter Dr. Jens Birnbaum sowie weitere Restauratoren und teil.


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