Goslar. Für ein breites Medienecho sorgte Anfang des Jahres die Göttinger Forstwissenschaftlerin Bettina Kietz von der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK). Die Forscherin warnte angesichts der Dürrejahre 2018 und 2019 und des raumgreifenden Klimawandels vor einer erhöhten Waldbrandgefahr im Harz und bemängelte gleichzeitig das Fehlen eines umfassenden, grenzübergreifenden Konzeptes zur Bekämpfung großflächiger Brandereignisse (regionalHeute.de berichtete). Wenngleich die deutliche Kritik aus Göttingen nicht überall auf ungeteilte Zustimmung stieß, entschlossen sich die Verantwortlichen von Behörden, Forst und Feuerwehren, eine seit 2018 lose zusammengesetzte Expertengruppe zur Vegetationsbrandbekämpfung auf breitere Füße zu stellen. Am 12. März dieses Jahres konstituierte sich schließlich die Lenkungsgruppe „Waldbrandbekämpfung Harz“, die vor dem Hintergrund der grassierenden Corona-Pandemie bislang „im Stillen“ gearbeitet hat. Dies berichtet der Landkreis Goslar in einer Pressemitteilung.
Die organisatorische Verantwortung für die Lenkungsgruppe liege beim Landkreis Goslar sowie Kreisbrandmeister Uwe Fricke und setze sich darüber hinaus aus Vertretern der Landkreise Harz, Göttingen und Nordhausen, des niedersächsischen Innenministeriums, der Landesforst, des Nationalparks sowie der Feuerwehren mit dem Regierungsbrandmeister, den Kreisbrandmeistern, Brandabschnittsleitern und einigen Stadtbrandmeistern zusammen. Komplettiert werde die Gruppe von Experten aus der Wissenschaft. Ferner sollen künftig noch Vertreter der Innenministerien aus Sachsen-Anhalt und Thüringen dazu stoßen.
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt
Frank-Michael Kruckow, Leiter des Fachbereichs für Ordnung, Verkehr und Bevölkerungsschutz beim Landkreis Goslar, messe der Lenkungsgruppe große Bedeutung im Zuge der Erarbeitung eines harzweiten Waldbrandbekämpfungskonzeptes bei. „Mit der Lenkungsgruppe haben wir ein Instrument geschaffen, dass die Waldbrandsituation über Landkreis- und Ländergrenzen hinweg betrachtet und bei der Erarbeitung geeigneter Strategien und Maßnahmen bereits die örtlichen Unterschiede und Gegebenheiten im Blick hat. So können mögliche Fallstricke – gerade auch im rechtlichen Bereich – zeitnah erkannt und nach Möglichkeit ausgeräumt werden“, erläutert Kruckow die Rolle des Gremiums.
Uwe Fricke, oberster Brandschützer im Landkreis Goslar, beschreibe die Lenkungsgruppe als notwendige Klammer, um die Ergebnisse der insgesamt acht Unterarbeitsgruppen zu bündeln und zu analysieren. „In der konstituierenden Sitzungen haben wir Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit den unterschiedlichsten Detailfragen beschäftigen. Das Themenspektrum reicht dabei von Gefährdungsanalysen über die Befahrbarkeit von Wegen, die Luftunterstützung, die Verfügbarkeit von Wasserentnahmestellen, die Aus- und Fortbildung sowie die Öffentlichkeitsarbeit um nur einige Punkte zu nennen. Der Lenkungsgruppe kommt dabei die Aufgabe zu, die Ergebnisse der Arbeitsgruppen zu sichern und mittelfristig in ein Konzept zu überführen.“
Arbeit auch in Corona-Zeiten
Trotz coronabedingter Pause hätten die Arbeitsgruppen bereits einige Schwerpunkte gewälzt und die Ergebnisse in der vergangenen Woche der Lenkungsgruppe präsentiert. Wie Kreisbrandmeister Fricke berichtet seien bereits sehr gute Ansätze und Empfehlungen dabei, die bereits in Richtung der lokalen Feuerwehren kommuniziert wurden. Dass die Arbeit der Lenkungsgruppe Früchte trägt, werde laut Fricke auch durch die bereits umgesetzte Erweiterung der Flugrouten des niedersächsischen Feuerwehrflugdienstes sichtbar: „Die Kontrollflüge konnten auf das Gebiet des Ostharzes ausgeweitet werden. Das ist ein wichtiger Schritt zu einer nachhaltigen Verbesserung der Waldbrandbekämpfung“, erklärt Fricke. Bis jedoch ein vollständiges und harzweites Konzept zur Waldbrandbekämpfung stehe, werden noch zahlreiche Sitzungen abgehalten werden müssen, denn die Themenbreite sei überaus komplex. „Wir stehen am Anfang“, sagt Frank-Michael Kruckow, „und haben noch einen weiten Weg vor uns. Wichtig ist jedoch die Erkenntnis, dass wir uns mit Wald- und Vegetationsbränden nicht erst seit einigen Wochen beschäftigen, sondern dieses Thema schon lange auf der Agenda haben. Nun ist es uns aber auch endlich gelungen, harzweit aktiv zu werden.“
Die Unterarbeitsgruppen im Überblick:
UAG 1 Gefährdungsanalysen / -beurteilungen, wissenschaftliche Begleitung,
UAG 2 Befahrbarkeit der Wege und Navigation, Wasserentnahmestellen, Hilfsmittel und Einsatzplanung,
UAG 3 Kommunikation,
UAG 4 Persönliche Schutzausrüstung, Fahrzeug und Gerätetechnik, Fördermöglichkeiten und Fördermittel
UAG 5 Luftunterstützung
UAG 6 Aus- und Fortbildung, Fachberater und Übungen
UAG 7 Einsatzleitungen und Zuständigkeiten, Bevölkerungswarnung, Evakuierung und Sammelplätze, Waldbrandalarmpläne
UAG 8 Öffentlichkeitsarbeit
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