Walpurgis - Der Zauber einer Nacht


Die beliebte Nacht der Hexen hat auch eine unrühmliche Geschichte. Foto: Dr. Burkhard Budde
Die beliebte Nacht der Hexen hat auch eine unrühmliche Geschichte. Foto: Dr. Burkhard Budde | Foto: Dr. Burkhard Budde

Bad Harzburg. Es naht der 30. April, die Walpurgisnacht, die den Harzer immer wieder zu faszinieren weiß. Der in Bad Harzburg lebende freie Journalist und Autor Dr. Burkhard Budde hat sich zu diesem Anlass seine eigenen Gedanken gemacht.


Eine zauberhafte Nacht, die viele verzaubert?! Hexenmeister aus dem Tourismus liefern mit kühlem Kopf ein „anhexendes“ Spektakel. Hexen und Teufel, die sich für die Besucher erschreckend schön verkleidet haben, können sich über ihre eigenen Späße (noch) tierisch freuen. Mit pochenden Herzen werden die Vernunft gesprengt und die Phantasie angeheizt.

Warum gibt es aber diese Hexerei im Hexenkessel der Gefühle? In der Nacht zum 1. Mai, der Walpurgisnacht, sollen sich auf dem Harzer Brocken um Mitternacht Hexen mit dem Teufel zu einem rauschenden Event, zu einer ausschweifenden Orgie, treffen. Manche Hexen kommen wohl auf Besenstilen, andere auf Ziegen und Schweinen herbei geritten.

Eine „schöne“ Erinnerung, die gepflegt werden will?


Nicht jeder aufgeklärte Zeitgenosse hat zu der Welt der Hexen, Magier und Teufel einen Zugang. Vernunftmenschen erinnern lieber an die „klassischen Hexen“ aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die nichts zu lachen hatten. Missernten, Hungersnöte, Epidemien oder Kriege waren nicht selten Anlass für Schuldzuweisungen und Verteufelungen, für Hexenjagd und Hexenbestrafung. Die wütende Volksseele suchte häufig ein Ventil für ihre Angst- und Ohnmachtserfahrungen. Und eiskalte Machtpolitiker instrumentalisierten gern abergläubische Gefühle oder ließen sich selbst instrumentalisieren, um ihre Macht zu behalten. In Europa wurden schätzungsweise fünfzig- bis sechszigtausend „Hexen“ verbrannt.

Aber man kann aus der Geschichte lernen, wenn man sie kennt, anerkennt und die richtigen Konsequenzen zieht.

Vor den Toren Wolfenbüttels beispielsweise findet man das Lechlumer Holz, die Haupthinrichtungsstätte der Braunschweiger Herzöge (16. Jahrhundert bis Mitte 1759), die an Hexenverfolgungen erinnert. Könnte diese Stätte nicht zu einer Erinnerungsstätte werden, sich auch heute für die bedingungslose Achtung der unantastbaren Würde aller Menschen einzusetzen, für Menschenrechte, für die liberale Demokratie?

„Hexenverfolgung“ könnte zum Guten "verhext" werden


Oder denken wir an die kleinen und großen Bosheiten und Teufeleien im Alltag wie Halbwahrheiten, Schlechtmacherei, Sündenbocksuche, die besonders verletzen, wenn sie mit lieblicher Stimme im Engelsgewand daherkommen. Könnte nicht die Nennung und Darstellung dieser „Hexenverfolgung“ im freien Rollenspiel mit spielerischer Leichtigkeit offenbar und lächerlich gemacht werden – und damit auch zum Guten „verhext“, „verzaubert“, „gebändigt“, „verlacht“ werden?!

Dann ginge von dieser Nacht und in dieser Nacht ein Zauber aus, neue Anfänge mit einem menschlichen Verhalten mitten am Tag.

Besuchen Sie auch die Homepage von Dr. Burkhard Budde unter www.b-budde.de


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