Goslar. Der 30. September war schon als großer Sieg in der Causa Frankenberger Teich gefeiert worden - Auf Nachfrage der SPD gab die Stadtverwaltung bekannt, dass die Arbeiten am undichten Damm des Frankenberger Teiches "sofort" beginnen. Schon am nächsten Tag standen die Bagger auf dem Teichdamm. Nach Abschluss der Arbeiten legen nun Beobachtungen nahe, dass der Teich erneut Wasser verliert. Wie regionalHeute.de von einem Beobachter der Baumaßnahmen erfuhr, könnte eine erfolglose Baumaßnahme die Situation sogar noch verkompliziert haben.
Nach dem Abschluss der Reparaturarbeiten war auch Goslar mit kräftigen Niederschlägen gesegnet, sodass der Wasserstand des für die Reparaturarbeiten trockengelegten Frankenberger Teiches zunächst wieder gut anstieg. Am vergangenen Freitag verschloss die Firma Eurawasser den Wasserzulauf aus dem Trüllkebach jedoch aus zunächst unklaren Gründen wieder. Wie die Stadt Goslar auf Anfrage mitteilte, soll diese Maßnahme dabei helfen, mögliche Schwankungen im Wasserspiegel besser verfolgen und auswerten zu können. "Bisher wurden nur geringe Schwankungen des Wasserspiegels gemessen. Zunächst muss der weitere Verlauf beobachtet werden", so Stadtsprecherin Vanessa Nöhr auf die Frage, wie die verantwortliche Tiefbaubehörde die Situation bewertet.
Beobachtungen zufolge fällt der Wasserspiegel derzeit wieder. "Offensichtlich sind weitere Lecks im Teich vorhanden", schlussfolgert die SPD-Ratsfraktion in einer neuerlichen Anfrage an die Stadt Goslar. Die Verwaltung soll bis zur nächsten Ratssitzung am 17. Dezember Stellung dazu nehmen, ob die Sanierung erfolgreich war oder ob noch Undichtigkeiten bestehen - und eine zweite Reparatur notwendig ist, die mit weiteren Kosten verbunden wäre.
Ein Beobachter der Baumaßnahme äußerte gegenüber regionalHeute.de die Sorge, dass die durchgeführten Arbeiten am Ende nur dafür gesorgt haben könnten, dass alle potenziellen Wege des Wassers aus dem Teich nun einfach anders verlaufen könnten als vorher, was eine zweite Reparatur unter Umständen noch schwieriger machen könnte. Doch was ist genau passiert?
Welche Arbeiten wurden durchgeführt?
Bei der Ratssitzung am 30. September berichtete Marion Siegmeier, Fachdienstleiterin Bauservice der Stadt Goslar, dass ein Subunternehmer des Unterhaltungsverbandes Oker (UHV) mit der Baumaßnahme betraut worden sei. Dessen Verbandsvorsitzender Dr. Hubertus Köhler äußerte sich offen und ausführlich gegenüber regionalHeute.de zu den durchgeführten Arbeiten: "Die Stadt Goslar hat um Hilfe gerufen, um eine schnelle Reparatur des Dammes zu erreichen", schildert der Wasserwirtschaftsexperte und erklärt weiter: "Der Auftrag lautete: 'Einbringung einer entsprechend dimensionierten Tonschicht, vorab Beseitigung der Vegetation, Entnahme von zwei Bäumen, Sicherstellung der Wasserbausteine als Wellenbrecher'. Das war im Wesentlichen der Auftrag - Wir haben sogar noch mehr gemacht." So habe man sich "sehr intensiv" mit um das Abfischen der verbliebenen Tiere gekümmert, wobei sich ein weiteres Problem gezeigt habe: "Dabei wurde festgestellt, dass in dem Teich ein Loch war, und zwar im Untergrund. Da ist einer der Entnehmer der Fische reingerutscht. Der Gutachter, der für die Stadt und in diesem Jahr für die Anwohner das Gutachten zum Frankenberger Teich erstellt hatte, meinte dann, dass das ein mal ein zusätzlicher Abflussschacht gewesen sein könnte." Dieser sei durch den Unterhaltungsverband dann mit einem "Tonpfropfen" verschlossen worden. "Wir haben einen ganz klaren Auftrag bekommen, welche Arbeiten zu machen sind und diese Arbeiten wurden auch auftragsgemäß aufgeführt." Auch mit dem Gutachter habe man sich abgestimmt. "Der war mit dem, was gemacht wurde, auch zufrieden", so Köhler abschließend.
Theorien, aber keine Lösung
Den beobachteten neuerlichen Wasserverlust könne sich Köhler nicht erklären. Er hat aber eine Theorie: "Was diskutiert wurde war, dass der Teich erstmal nicht wieder bespannt werden sollte, sondern dass es sinnvoller sein könnte den erstmal zu 'wintern', weil man dadurch diese Riesenmengen an Schlamm die drin liegen ein bisschen reduzieren könnte." Beim Wintern handele es sich um einen Begriff aus der Teichbewirtschaftung. Dabei lässt man einen Teich bewusst trockenfallen und über mehrere Monate trocken "liegen". Dadurch zersetzen sich die organischen Stoffe im Teichschlamm. Wird der Teich dann wieder "bespannt", also bewässert, steigt durch den nun niedrigeren Anteil organischer Abfallprodukte die Wasserqualiät. Das Vorgehen habe sich nach eigenen Erfahrungen von Köhler bereits in der Klosterlandschaft in Walkenried bewährt. Eine Nachfrage bei der Stadt Goslar ergab jedoch, dass das "Wintern" zwar diskutiert worden war, aber bisher nicht vorgesehen sei.
Der erneute Wasserverlust des Frankenberger Teiches bleibt also vorerst ein Rätsel. Näheren Aufschluss verspricht die kommende Ratssitzung am 17. November. Auch die Grünen hatten eine Anfrage an die Verwaltung in dieser Angelegenheit eingebracht, welche auch die möglichen finanziellen Konsequenzen für die Stadt Goslar beleuchten soll. Hintergrund sind die zum Teil massiven Gebäudeschäden, die möglicherweise durch Ausspülung des ehemaligen Wallgrabens am Claustorwall entstanden, auf dem die meisten Gebäude in dieser Straße errichtet wurden. Unklar ist noch immer, ob die Stadt Goslar für das unterirdische Bauwerk unterhaltspflichtig ist. Die Interessengemeinschaft Claustorwall, die sich aus von den Schäden betroffenen Anwohnern gebildet hat, hat hierzu bereits rechtliche Schritte angekündigt.
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