Goslar. Für das verwilderte Grundstück am Kattenberg sei die Klosterkammer Hannover beziehungsweise deren Gesellschaft LIEMAK Immobilien GmbH mit 1,25 Millionen Euro als höchstbietender Investor gefunden worden. Insgesamt werden die Kosten für das gesamte Vorhaben jedoch auf über 1,9 Millionen Euro geschätzt. Für die Differenz bemüht sich die Stadt nun um Fördermittel zur Beseitigung der Altlasten.
Die Vorlage hinterließ während der Sitzung des Wirtschaftsausschusses am Mittwochabend Fragezeichen über den Köpfen der Teilnehmer. Fachbereichsleiter Dirk Becker bemühte sich Zweifel auszuräumen: Der Standort sei "Attraktiv, aber schwierig", vor allem weil dort durch die frühere Nutzung noch Altlasten vorhanden seien. Das habe den letzten Versuch das Grundstück zu verkaufen erschwert. In der Zwischenzeit habe sich jedoch die Möglichkeit ergeben, die Sanierungskosten seitens der Stadt über das "Brachflächenrecycling Programm" fördern zu lassen. Zuwendungen würden zudem höher ausfallen, richteten sie sich an die öffentliche Hand und nicht an den privaten Investor. Nur so sei es überhaupt möglich, den Standort ohne Verluste zu entwickeln. Weitere Kosten entstehen unter anderem für Gutachten, Vermessung und Bau von Geh- und Radweg.
"Nullnummer" noch in der Schwebe
Die "Nullnummer", also das Geschäft abzuwickeln und weder Verluste noch Profit einzufahren, sei nur möglich wenn auch alle Förderungen wie geplant eingehen würden, äußerte Henning Wehrmann (Bürgerliste Goslar) Bedenken und warf der Verwaltung sogar vor, "unter der Hand" mit dem Käufer verhandelt zu haben. Die angegeben 50.000 Euro für "Geh- und Radweg im südlichen Bereich" seien für ihn zudem Fragwürdig und Kosten die man sich sparen könne. Becker erklärte dazu, dass ein Rücktritt bei Nichtförderung vertraglich gesichert werde.
Uwe Schwenke de Wall (CDU) suchte einen Schuldigen für die Verzögerungen des Vorhabens in den Reihen der Verwaltung. Er forderte vehement, dass diese doch zugeben solle man habe sich vertan beziehungsweise "Mist gebaut" und bei früheren Verhandlungen den Buchwert nicht beachtet, so Schwenke de Wall. Dirk Becker verteidigte das Vorgehen und betonte, dass man das Gebiet gerne entwickeln möchte, jedoch Verluste von rund 400.000 Euro vermeiden wollte und verwies nochmals auf die erst kürzlich entstandene Möglichkeit der Förderung, welche die Verhandlungen maßgeblich vorangetrieben habe. Helmut Borrmann vom Fachdienst Stadtplanung erklärte sich bereit "einen Teil der Schuld" auf sich zu nehmen und beschwichtigte Schwenke de Wall mit der prophylaktischen Entschuldigung, man habe versucht einen höheren Preis zu erzielen, was nicht geklappt habe.
Zentrumsnaher Wohnungsraum
Als Gegenmittel für das von Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk allgegenwärtig gemachte Thema "Demographischer Wandel", soll zentrumsnaher Wohnraum zum Beispiel am Kattenberg entstehen. Schon in seiner Neujahrsrede zeigte dieser sich mit den Worten "hier wird Zentrumsnaher Wohnraum entstehen" mehr als zuversichtlich gegenüber der Kooperation mit der LIEMAK Immobilien GmbH. Der Großteil der Ausschussmitglieder schien jedenfalls überzeugt von dem Vorhaben und stimmte der Vorlage zu, die spontan doch noch auf die Tagesordnung des Ausschusses für Bauen und Umwelt geschoben wurde.
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