Goslar. Das Werk Tanne im Harz war eine große und gut getarnte Sprengstoff-Fabrik im zweiten Weltkrieg. Das dort produzierte Trinitrotoluol (TNT) machte aber nicht nur die damals dort arbeitenden, zumeist polnischen, Zwangsarbeiterinnen sehr krank, sondern verseuchte auch das Wasser in der Umgebung. Nun soll das gesamte Gelände verkauft werden.
Ein Rückhaltebecken und andere Sanierungsbemühungen wurden erst kürzlich aufgrund des Drucks von Umweltverbänden und Bürgerinitiativen installiert, darunter auch Dr. Friedhart Knolle, der sich schon seit vor seiner Studienzeit intensiv mit dem Werk Tanne, seinen Schwesterwerken, seiner Geschichte und den Konsequenzen beschäftigt hat.
Der BUND-Regionalverband Westharz und Dr. Friedhart Knolle teilen mit: "Für einige Jahre war das Werk Tanne mit den dortigen Versuchen zur biologischen Behandlung von Neutralisationsschlämmen sowie der Behandlung sprengstoffkontaminierter Böden und Schlämme mit Weißfäulepilzen als F&E-Vorhaben „Mikrobiologische Behandlung sprengstoffkontaminierter Böden“ bundesweites Modellsanierungsprojekt. Auch wurden Rückhaltebecken am Rande des Werksgeländes gebaut und teilweise findet eine Ablaufwasser-Reinigung durch Aktivkohlefiltration statt. Alle diese Maßnahmen sind jedoch bisher nur Not- beziehungsweise Zwischenlösungen."
Über den Erdboden und die Abwasserkanäle gelangen Giftstoffe in die Umwelt. Foto:
Erkrankungen bereiten Sorgen
Trotz dieser Berichte und Umstände hat sich ein Käufer für das Gelände gefunden, obwohl das Land Niedersachsen dem Landkreis Göttingen mehr als 200.000 Euro für Grundwasser- und Bodenproben genehmigt hat, um zu überprüfen, ob das Werk mit einer Häufung von Hirntumoren in der Region zusammenhängt. Das berichtet der NDR. Vier Menschen in Petershütte im Landkreis Göttingen seien an einer Tumorart namens Glioblastom erkrankt, was mit Giftstoffen in Verbindung stehen könnte, die noch heute die Umgebung des Werks Tanne belasten. Dr. Friedhart Knolle schreibt zu diesem Thema wie folgt: "Die Nachrichten über vermehrte Hirntumor-Krebsfälle im Südharz kamen daher im Jahr 2018 nicht überraschend. Ähnliche Nachweise sind in Clausthal-Zellerfeld (Tanne) und Herzberg am Harz (Kiefer) zu befürchten."
Auch von Werk Kiefer geht Gefahr aus
Über das Werk Kiefer weiß Knolle mitzuteilen; "Noch unbekannter ist das Werk Kiefer in Herzberg am Südharz. Auch hier besteht dringender Handlungsbedarf, denn auch hier sickern Giftstoffe aus der Sprengstoff-Abfüllung in den Untergrund und belasten das Grundwasser des Pöhlder Beckens. Das Werk liegt am Fuße des berühmten Fachwerkschlosses. Bevor im April 1945 eine verheerende Explosion das Ende der Fabrik besiegelte, wurden dort im Auftrag des Deutschen Reiches unter Verwendung von flüssigem Trinitrotoluol Tellerminen und Granaten gefüllt."
Das heruntergekommene Innenleben der Werksgebäude lässt nur noch erahnen, was hier einst geschah. Foto:
"Reste der Sprengstoffe und ihre hochgiftigen Abbauprodukte, die zum Teil krebserregend sind, finden sich bis heute im Werk und im Grundwasser unter dem Werk und belasten die Umwelt.", gibt Dr. Friedhart Knolle weiterhin zu bedenken.
HALALI & Co GmbH stellt sich im April vor
Trotz dessen hat die HALALI & Co GmbH starkes Interesse daran, das Gelände des alten Produktionsplatzes für TNT zu übernehmen. Der Hersteller, der nach eigenen Angaben Produkte rund um das Thema "Jagd & Countrystyle" anbietet, stellt sich in der Sitzung des Ausschusses für Bauen und Umwelt am 19. April unter Leitung ihres Geschäftsführers Prinz von Schönburg-Hartenstein persönlich vor, nachdem das Thema bereits am 15. Februar imAusschuss für Bauen und Umwelt und am 5. März im Kreisausschuss auf der Tagesordnung steht. In der Sitzung im April will die HALALI & Co GmbH ihr weiteres Vorgehen erläutern, nachdem die IVG Management GmbH & Co. das Gelände und Nebengrundstücke bereits im Januar an die Gesellschaft in Berlin verkauft hatte.
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